Menschen lesen: Ein FBI Agent erklärt, wie man Körpersprache entschlüsselt
ihr Herrchen von ihnen wegsieht und seine Arme verbirgt. Dieses Verhalten vermittelt dem Hund die Botschaft: »Ich mag dich nicht anfassen.« Falls Sie selbst einen Hund haben, sollten Sie einmal folgendes Experiment ausprobieren: Stellen Sie sich mit ausgestreckten Armen und Händen vor Ihren Vierbeiner, aber fassen Sie ihn nicht an. Führen Sie Ihre Arme dann hinter den Rücken und beobachten Sie, was passiert. Ich bin mir ziemlich sicher, Sie werden feststellen, dass Ihr Hund negativ darauf reagiert.
Menschen mögen es ebenfalls nicht, wenn man ihnen das Gefühl vermittelt, sie seien es nicht wert, berührt zu werden. Wenn ein Paar gemeinsam spazieren geht und ein Partner die Arme hinter dem Rücken verschränkt, dann ist das ein Zeichen von Reserviertheit; Nähe oder Intimität wird dadurch jedenfalls nicht vermittelt. Sicher kennen Sie das Gefühl, wenn Sie jemandem die Hand zur Begrüßung geben und dieser sie nicht annimmt. Wenn wir physischen Kontakt suchen und dieses Bedürfnis nicht befriedigt wird, fühlen wir uns zurückgewiesen und unwohl.
Zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen legen den Schluss nahe, dass körperliche Berührungen für das Wohlergehen des Menschen sehr wichtig sind. Demnach werden Gesundheit, Stimmung, geistige Entwicklung und selbst das Lebensalter dadurch beeinflusst, wie oft wir in physischen Kontakt mit anderen treten und positive Berührungen erleben (Knapp & Hall,
2002, 290-301). Es gibt sehr bekannte Studien, denen zufolge das bloße Streicheln eines Hundes eine beruhigende Wirkung hat und den Herzschlag verlangsamen kann. Vielleicht liegt das daran, dass uns Haustiere bedingungslos lieben und wir uns daher keine Sorgen darüber machen müssen, ob sie unsere Gefühle erwidern.
Als Spezies haben wir gelernt, mit Berührungen unsere Gefühle auszudrücken. Wir greifen bereitwillig nach Dingen, die wir mögen, aber halten unangenehme Dinge möglichst auf Distanz. Wenn Sie jemandem eine schmutzige Windel reichen mit der Bitte, diese zu entsorgen, sollten Sie einmal darauf achten, wie die betreffende Person automatisch mit spitzen Fingern und ausgestrecktem Arm danach greift. Dieses Verhalten ist nicht erlernt und dennoch reagieren wir alle gleich - weil das limbische Gehirn dafür sorgt, dass wir den Kontakt mit Objekten meiden, die unangenehm, ungesund oder gefährlich für uns sind.
Dieses Distanzverhalten tritt nicht nur auf, wenn wir es mit Gegenständen zu tun haben, die wir nicht berühren mögen, sondern auch, wenn wir uns unter Menschen aufhalten, die uns nicht behagen. Mit unseren Armen schirmen wir uns ab oder errichten eine Blockade (wie der Runningback im American Football, der mit ausgestrecktem Arm einen potenziellen Angreifer abwehrt), um uns zu schützen und/oder zu distanzieren. Man kann eine Menge darüber erfahren, welche Meinung jemand über eine Person (oder Sache) hat, wenn man nur darauf achtet, ob derjenige gegenüber dem betreffenden Menschen (oder Objekt) eher einladende oder abwehrende Armbewegungen macht. Beobachten Sie einmal, wie sich Menschen am Flughafen oder in einer belebten Fußgängerzone bewegen, und achten Sie darauf, wie sie ihre Arme einsetzen, um sich selbst zu schützen oder andere davon abzuhalten, ihnen zu nahe zu kommen. Nehmen Sie bewusst wahr, wie Menschen, mit denen Sie interagieren, Sie in privaten und geschäftlichen Situationen begrüßen. Ich denke, Sie werden mir zustimmen, dass die Redewendung »sich jemanden vom Leib halten« durchaus sprichwörtlich aufzufassen ist und ganz praktische Konsequenzen hat.
Territorialverhalten
Wir nutzen unsere Arme nicht nur, um uns zu schützen und andere auf Distanz zu halten, sondern auch dazu, unser Revier zu markieren. Während ich diesen Absatz schreibe, befinde ich mich auf einem Air-Canada-Flug nach Calgary und mein beleibter Sitznachbar und ich tragen schon den ganzen Flug über einen heimlichen Kampf um die Armlehne aus. Im Moment scheine ich zu verlieren; mir gehört nur noch ein kleines Eckchen der Lehne, während er über den Rest sowie meine ganze linke Körperseite dominiert. Mir bleibt nichts anderes übrig, als mich in Richtung Fenster zu lehnen. Schließlich entscheide ich, den Revierkampf einzustellen, also hat er gewonnen und ich verloren. Aber wenigstens habe ich ein schönes Beispiel für Territorialverhalten gefunden, das ich für dieses Buch nutzen kann. Solche Dinge passieren uns tagtäglich in Aufzügen, Türeingängen und Seminarräumen. Wenn es kein
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