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Menschen lesen: Ein FBI Agent erklärt, wie man Körpersprache entschlüsselt

Menschen lesen: Ein FBI Agent erklärt, wie man Körpersprache entschlüsselt

Titel: Menschen lesen: Ein FBI Agent erklärt, wie man Körpersprache entschlüsselt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Navarro
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Bedrohung wahrgenommen wird. Nehmen Sie zum Beispiel die Mutter, die sich Sorgen um ihren Sohn macht, der mit einigen größeren Kindern spielt, die ein bisschen grob mit ihm umgehen. Am liebsten möchte sie dazwischengehen, doch sie entscheidet sich, dem Treiben nur zuzuschauen und sich zurückzuhalten. Allerdings kann man gut beobachten, wie sie ihre Arme häufig verschränkt und vor dem Bauch hält in der Hoffnung, dass ihr Sohn das Spiel ohne Blessuren übersteht.
    Wenn zwei Menschen sich streiten, kann es passieren, dass beide die Arme zurückziehen. Sie wollen sich so schützen, möglicherweise ohne dass sie sich dessen überhaupt bewusst sind. Vor Urzeiten war diese Geste dazu da, unser Überleben zu sichern, sie schützt einerseits den Körper, während sie andererseits unbedrohlich wirkt. Schließlich könnten ausgestreckte Arme als Versuch des Angriffs und der Verletzung des Gegenübers gewertet werden und einen Kampf erst provozieren.
    Auch wenn es uns körperlich nicht gut geht, erkennt man dies an unseren Armbewegungen. Verletzungen oder Schmerzen an Oberkörper und den Armen haben zur Folge, dass wir unsere Gesten stark einschränken. Und nicht selten spenden wir uns selbst mit den Armen Trost. Wer jemals unter starken MagenDarm-Beschwerden gelitten hat, hielt vermutlich die Arme beruhigend auf dem Bauch. In solchen Momenten unterdrückt das limbische System jede andere Bewegung der Arme, weil sie für die Befriedigung ganz unmittelbarer Bedürfnisse benötigt werden.
    Stocksteife Arme
    Das Einstellen jeglicher Armbewegungen und eine starre Haltung können vor allem bei Kindern zu schlimmen
    Verdachtsmomenten führen. Bei der Untersuchung von Kindesmisshandlungen habe ich die Erfahrung gemacht, dass Kinder in der Anwesenheit des misshandelnden Elternteils oder Erwachsenen ihre Armbewegungen stark reduzieren. Das macht als Überlebensstrategie auch Sinn, da alle Tiere, vor allem Räuber, sich an Bewegungen orientieren. Instinktiv weiß das misshandelte Kind, dass es mit jeder Bewegung Aufmerksamkeit auf sich zieht und somit die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass der Täter es attackiert. Also greift das limbische Gehirn des Kindes instinktiv ein und drosselt die Bewegung der Arme. Stocksteife Arme können demnach fürsorglichen Erwachsenen als Hinweis darauf dienen, dass ihr Kind das Opfer von Misshandlungen durch einen Lehrer, Nachbarn, Verwandten oder Freund geworden ist (siehe Kasten 28).
    Kasten 28
    ALLZEIT WACHSAM
    In meiner Freizeit ziehe ich regelmäßig meine Bahnen in einem nahe gelegenen Schwimmbad. Mir fiel ein junges Mädchen auf, das normalerweise ausgelassen und fröhlich war, aber jedes Mal plötzlich ihre Armbewegungen einschränkte, sobald sich seine Mutter in der Nähe aufhielt. Dieses Verhalten fiel mir an mehreren Tagen auf. Außerdem bemerkte ich, dass die Mutter das junge Mädchen häufig zurechtwies und dabei strenge, sarkastische oder erniedrigende Bemerkungen machte. In den körperlichen Interaktionen, die ich beobachtete, ging sie eher grob als liebevoll mit ihrer Tochter um, was zwar beunruhigend war, aber noch lange keinen Straftatbestand erfüllte. Dann fielen mir eines Tages auf der Arminnenseite einige blaue Flecken knapp oberhalb des Ellbogens auf. Von da an konnte ich meinen Verdacht nicht mehr für mich behalten.
    Ich verständigte das Schwimmbadpersonal, dass ich den Verdacht einer Kindesmisshandlung hegte, und bat darum, das kleine Mädchen im Auge zu behalten. Ein Angestellter meinte, dass das Kind die Flecken möglicherweise durch seine eigene Ungeschicklichkeit verursacht habe. Ich hatte den Eindruck, dass man mein Anliegen nicht ernst nahm, und wandte mich daher an den Leiter der Einrichtung, dem ich meine Bedenken mitteilte. Ich erklärte, dass Abwehrverletzungen von Stürzen nicht an der Innenseite der Oberarme auftreten, sondern außen an den Ellbogen. Ich wusste auch, dass es kein Zufall war, dass das Kind jedes Mal wie ferngesteuert wirkte, wenn seine Mutter in der Nähe war. Ich war erleichtert, als ich erfuhr, dass die Angelegenheit an die entsprechenden Behörden weitergeleitet wurde, nachdem auch andere Besucher des Schwimmbads ähnliche Beobachtungen gemeldet hatten. Lassen Sie mich einen wichtigen Punkt klarstellen: Wenn Sie ein Elternteil, ein Lehrer, Jugendfreizeitorganisator oder eine andere Vertrauensperson sind und sehen, dass Kinder ihr Armverhalten erheblich verändern oder reduzieren, sobald sich ihre Eltern oder andere Erwachsene in der Nähe

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