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Menschen lesen: Ein FBI Agent erklärt, wie man Körpersprache entschlüsselt

Menschen lesen: Ein FBI Agent erklärt, wie man Körpersprache entschlüsselt

Titel: Menschen lesen: Ein FBI Agent erklärt, wie man Körpersprache entschlüsselt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Navarro
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ob er etwas mit dem Verbrechen zu tun hatte oder nicht, weil wir schlichtweg keinerlei Indizien gegen ihn hatten. Einzig die Tatsache, dass er mit einem kleinen Zittern auf einen Namen reagiert hatte, veranlasste uns dazu, dieser Spur zu folgen und weitere Befragungen zu unternehmen. Hätte er dieses Verhalten nicht gezeigt, wäre er uns vielleicht entkommen. Nach vielen weiteren Verhören, die sich über ein ganzes Jahr hinzogen, gab er schließlich zu, mit Conrad in Spionageaktivitäten verwickelt gewesen zu sein, und legte ein umfangreiches Geständnis ab.
    Selbstverständlich muss man also zuerst bestimmen, ob die Hände eines Menschen vor Furcht oder Freude zittern, indem man das beobachtete Verhalten in den richtigen Kontext setzt. Falls man auch Beruhigungsgesten ausmachen kann, wie das Berühren des Halses oder das Zusammenpressen der Lippen, würde ich eher annehmen, dass das Zittern stressbedingt ist (also eine negative Begleiterscheinung) und nicht auf etwas Positives zurückzuführen ist.
    Auch sollte man erwähnen, dass zitternde Hände als nonverbales Kommunikationsmittel nur dann relevant sind, wenn sie eine Abweichung vom Nomalverhalten einer Person darstellen. Wenn die Hände einer Person ständig zittern, weil er oder sie zum Beispiel viel Kaffee trinkt oder drogen- beziehungsweise alkoholabhängig ist, ist der Tremor, wenngleich sehr aufschlussreich, nichts anderes als ein Teil des normalen, nonverbalen Verhaltensrepertoires dieser Person. Genauso muss bei Menschen, die an bestimmten neurologischen Störungen (zum Beispiel Parkinson) leiden, Händezittern kein Indiz für einen bestimmten emotionalen Zustand sein. Es verhält sich hier vielmehr umgekehrt: Wenn solche Menschen plötzlich einen Augenblick aufhören zu zittern, kann das auf den verzweifelten Versuch hindeuten, sich auf ein bestimmtes Thema zu konzentrieren, das in diesem Moment angesprochen wird (Murray, 2007). Vergessen Sie nicht: Es sind die Veränderungen im Verhalten, die am aussagekräftigsten sind.
    Als allgemeiner Grundsatz gilt, dass jedes Zittern, das abrupt beginnt oder endet oder in irgendeiner Weise vom Ausgangsverhalten abweicht, näher untersucht werden sollte. Selbstverständlich gilt es aber stets, den jeweiligen Kontext, den genauen Zeitpunkt der Beobachtung sowie alle anderen Hinweise, die zu einer konkreten und nachvollziehbaren Interpretation beitragen können, miteinzubeziehen.
    Handgesten, die von großem Selbstvertrauen zeugen
    Gesten und Verhaltensweisen, die großes Selbstvertrauen signalisieren, weisen normalerweise zuverlässig darauf hin, dass eine
    Person entspannt, zufrieden und/oder selbstsicher ist. Zahlreiche Bewegungen der Hände signalisieren, ob sich die Person in der gegenwärtigen Situation wohlfühlt.
    Das Dach
    Zu den stärksten Anzeichen von Souveränität und Selbstvertrauen zählt, wenn man die gespreizten Finger beider Hände zu einem Dach formt (siehe Abbildung 49) - eine Geste, die »betenden Händen« sehr ähnelt, wenngleich die Finger nicht verschränkt sind und die Handflächen sich nicht zwingend
    Abbildung 49: Die Finger sind gespreizt und bilden ein Dach, wobei die Fingerspitzen einander berühren. Eine der stärksten Ausdrucksformen von Selbstvertrauen und Souveränität, zu denen wir fähig sind.

     
    berühren. In den Vereinigten Staaten halten Frauen ihre Hände häufig so auf Taillenhöhe, wodurch es manchmal schwierig ist, dieses Verhalten überhaupt zu bemerken. Männer hingegen neigen dazu, diese Geste auf Brusthöhe zu vollführen, wodurch sie besser sichtbar ist und energischer wirkt.
    Mit dieser Haltung der Hände deutet man an, dass man von seinen Gedanken oder seiner Position vollends überzeugt ist. Die Geste offenbart, welche Einstellung man hinsichtlich einer bestimmten Sache hat und wie sehr man hinter seinem Standpunkt steht (siehe Kasten 40). Sozial hochgestellte Menschen (Anwälte, Richter, Ärzte) halten ihre Hände oft so, weil sie üblicherweise viel Vertrauen in sich und ihren Status haben. Jeder von uns hat diese Geste schon das eine oder andere Mal verwendet, aber wir tun dies in verschiedenen Abstufungen, sowohl was die Häufigkeit als auch was die Ausführung angeht. Manche setzen sie ständig ein, andere nur selten. Und es gibt auch Varianten - wie beispielsweise die Angewohnheit, nur Zeigefinger-und Daumenspitzen L-förmig aneinanderzulegen, während die anderen Finger verschränkt sind. Einige Menschen führen die Geste unter dem Tisch aus, andere vor

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