Menschen lesen: Ein FBI Agent erklärt, wie man Körpersprache entschlüsselt
lügt. Sie zeigen nur an, dass die betreffende Person unter Stress steht oder in manchen Fällen an einem Gendefekt leidet. Seien Sie also auf der Hut, wenn Sie die Ursachen für
Schweißhände zu ergründen versuchen. Es ist schlichtweg falsch, zu behaupten, dass eine Person unehrlich ist, wenn ihre Handflächen feucht sind, obwohl manche Veröffentlichungen diese Schlussfolgerung nahelegen.
Nicht von der Hand zu weisen -nonverbale Signale
Bisher haben wir untersucht, wie die Gestik und das Erscheinungsbild unserer Hände unseren Eindruck auf andere beeinflussen. Lassen Sie uns jetzt einige nonverbale Signale der Hände untersuchen, die uns helfen, zu verstehen, was andere Menschen denken und fühlen. Ich fange mit einigen allgemeinen Bemerkungen darüber an, wie unsere Hände Informationen vermitteln, und wende mich dann einigen Gesten zu, die auf geringes oder großes Selbstvertrauen hinweisen.
Nervöse Hände
Die Muskeln, die unsere Hände und Finger steuern, können sehr präzise und feine Bewegungen ausüben. Sobald wir angespannt und nervös sind und das limbische Gehirn aktiviert wird, kommt es allerdings zur Ausschüttung von Neurotransmittern und Hormonen wie Adrenalin (Epinephrin) und damit zu unkontrolliertem Händezittern. Unsere Hände zittern auch dann, wenn wir etwas sehen, hören oder denken, das negative Konsequenzen hat beziehungsweise haben könnte. Jeder Gegenstand, den man dann in Händen hält, scheint dieses Zittern sowie die Botschaft »Ich stehe unter Stress« sogar noch zu verstärken (siehe Kasten 39). Besonders auffällig wird das Zittern, wenn die betreffende Person ein längliches Objekt wie einen Bleistift oder eine Zigarette hält oder einen längeren und leichten Gegenstand, zum Beispiel ein Blatt Papier. Wenn unter Stress die Hände zu zittern beginnen, fängt auch der Gegenstand an, zu beben und zu flattern.
Doch nicht nur negative, sondern auch positive Emotionen können dazu führen, dass unsere Hände zittern - etwa wenn wir ein Lotterielos mit sechs Richtigen in der Hand halten oder beim Poker ein Gewinnerblatt zugeteilt bekommen. In Momenten ungekünstelter Freude kann es passieren, dass unsere Hände spontan anfangen zu zittern - manchmal sogar völlig unkontrollierbar. Auch für diese Reaktion ist das limbische Gehirn verantwortlich. Wenn Eltern, der Ehepartner oder Familienmitglieder am Flughafen darauf warten, dass ein Verwandter von einem Auslandseinsatz zurückkehrt, zittern ihre Hände oft vor Aufregung. Manchmal versuchen sie dann, die Fassung zu bewahren, indem sie die Hände einer anderen Person ergreifen, die Arme verschränken oder die Hände vor der Brust halten, als würden sie beten. Alte Filmaufnahmen vom ersten Besuch der Beatles in den USA zeigen Scharen junger Mädchen, die diese Haltung eingenommen hatten, um das Zittern zu bekämpfen, das mit ihrer extremen Aufregung einherging.
Kasten 39
KEIN FEUER OHNE RAUCH
Im Rahmen der Ermittlungen in einem größeren Spionagefall befragte ich einen Mann, der potenziell verdächtig war. In meiner Anwesenheit zündete er sich eine Zigarette an und fing an zu rauchen. Das Dumme war: Ich hatte keinerlei Anhaltspunkte, die ihn mit dem Fall in Verbindung brachten; es gab keine Zeugen, die das Verbrechen beobachtet hatten, keine eindeutigen Spuren und nur eine vage Vorstellung davon, wer beteiligt gewesen sein könnte. In meiner Befragung erwähnte ich viele Namen von Menschen, die für das FBI und in diesem Fall auch für die Armee von Interesse waren. Immer wenn ich den Namen Conrad erwähnte, zitterte urplötzlich die Zigarette in der Hand des Mannes - fast unmerklich wie die Nadel eines Lügendetektors. Um festzustellen, ob es sich dabei um einen bloßen Zufall handelte, erwähnte ich weitere Namen, um seine Reaktion zu testen; es gab keine Verhaltensauffälligkeiten. Also ließ ich den Namen Conrad in vier verschiedenen Zusammenhängen fallen und jedes Mal bebte die Zigarette in seiner Hand aufs Neue. Für mich reichte dies aus, um sicher zu sein, dass die Beziehung zwischen dem Befragten und Conrad tiefer ging, als wir bisher hatten feststellen können. Das Zittern war zweifelsohne auf eine Reaktion des limbischen Systems zurückzuführen, die mir zeigte, dass der Befragte sich allein durch die Nennung dieses Namens bedroht fühlte; wahrscheinlich wusste er etwas Kompromittierendes oder war direkt in das Verbrechen involviert.
Während der Eingangsbefragung des Verdächtigen war uns keineswegs klar gewesen,
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