Menschen lesen: Ein FBI Agent erklärt, wie man Körpersprache entschlüsselt
einer Frau beispielsweise, eine Fluse vom Ärmel ihres Partners zu entfernen, während dieser behutsam einen Soßenfleck von ihrem Mundwinkel abtupft. Solche Verhaltensweisen sieht man auch bei Mutter und Kind - und nicht nur bei Menschen, sondern auch bei anderen Säugetieren und Vögeln; sie sind ein Zeichen der Fürsorge und einer engen Beziehung. In einer Liebesbeziehung ist die Intensität der Pflege, die Partner einander angedeihen lassen, ein guter Anhaltspunkt für den Grad der gegenseitigen Übereinstimmung und der gebilligten Intimität.
Solches Verhalten kann je nach Situation allerdings auch als negativ wahrgenommen werden. Es ist zum Beispiel unhöflich und respektlos, wenn eine Person selbstvergessen und sein Gegenüber missachtend an sich herumzupft, während er oder sie eigentlich gerade dem anderen zuhören sollte (siehe Abbildung 47). Daneben gibt es einige Verhaltensweisen, die sozial anerkannter sind als andere. So ist es etwa in Ordnung, wenn man sich im Bus eine Fluse vom Pullover entfernt; sich die Fingernägel in der Öffentlichkeit zu schneiden gilt jedoch als anstößig. Außerdem kann sozial annehmbares Pflegeverhalten auch von einem Kulturkreis zum nächsten variieren. Es ist ferner unangemessen, wenn eine Person die andere mit solchen Gesten
Abbildung 47: Sich mit dem eigenen Aussehen zu beschäftigen, ist nur akzeptabel, solange man nicht mit anderen redet. Alles andere ist ein Zeichen von Respektlosigkeit.
bedenkt, obwohl die beiden noch nicht den Grad an Intimität erreicht haben, der ein solches Verhalten rechtfertigt.
Was das Erscheinungsbild Ihrer Hände verrät
Wenn man sich die Hände von Menschen ansieht, ist es manchmal möglich, zu erraten, welchen beruflichen Tätigkeiten oder anderen Beschäftigungen sie nachgehen. Die Hände eines Menschen, der körperliche Arbeit verrichtet, sehen häufig rau aus, haben Schwielen und Hornhaut. Eventuelle Narben können auf die Arbeit in einem landwirtschaftlichen Betrieb oder auf Sportverletzungen hinweisen. Jemand, der seine Hände (oder geballten Fäuste) in die Hüften stemmt, hat vielleicht früher
einmal beim Militär gedient. Und Gitarristen weisen zum Beispiel an den Fingerkuppen der linken Hand Hornhaut auf.
Darüber hinaus kann man von den Händen auch ablesen, wie sehr wir uns um uns selbst kümmern und was wir von sozialen Konventionen halten. Hände können gepflegt oder ungepflegt sein. Fingernägel können manikürt sein oder abgekaut. Lange Nägel wirken bei Männern eigenartig oder weiblich und Nägelkauen wird typischerweise als Zeichen von Nervosität oder Unsicherheit gedeutet (siehe Abbildung 48). Weil unser Gehirn sich so sehr auf die Hände konzentriert, sollte man besondere Sorgfalt bei ihrer Pflege walten lassen, denn andere achten mit Sicherheit darauf.
Abbildung 48: Nägelkauen wird normalerweise als Zeichen von Unsicherheit oder Nervosität gewertet.
Mit Schweiß kein Preis
Die wenigsten finden Gefallen daran, eine verschwitzte Hand zu schütteln, und deswegen empfehle ich Menschen, die zu Handschweiß neigen, ihre Hände zu trocknen, bevor sie jemanden begrüßen (vor allem wichtige Personen wie potenzielle Arbeitgeber, künftige Schwiegereltern oder Leute, die man um einen Gefallen bitten möchte). Manche Menschen schwitzen nur an den Händen, wenn es besonders warm ist, andere auch, weil sie nervös sind oder unter Stress stehen (da Erregung die Schweißproduktion ankurbelt). Helfen Sie solchen Menschen, sich wieder zu beruhigen. So sammeln Sie auf zwischenmenschlicher Ebene Pluspunkte. Fassen Sie die Gelegenheit beim Schopf, eine ehrlichere, effektivere und erfolgreichere Interaktion sicherzustellen.
Es gibt immer noch Menschen, die fälschlicherweise annehmen, dass nur Lügner Schweißhände bekommen. Wenn man dieser Theorie anhängt, ist man allerdings auf dem Holzweg. Derselbe Teil des Nervensystems, der in einer Stressreaktion aktiviert wird (das sympathische Nervensystem), steuert auch unsere Schweißdrüsen. Bereits das harmlose Kennenlernen einer fremden Person kann Schweißhände auslösen, deshalb darf dieses Phänomen auf keinen Fall als Zeichen vorsätzlicher Täuschung gedeutet werden. Etwa 5 Prozent der Bevölkerung schwitzen von Natur aus stark und diese übermäßige Schweißproduktion bewirkt, dass die Handflächen sehr nass werden können (ein Zustand, der als Hyperhidrose bekannt ist) (Collett,
2003, 11). Schweißnasse Hände sind also kein Hinweis darauf, dass jemand
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