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Menschen lesen: Ein FBI Agent erklärt, wie man Körpersprache entschlüsselt

Menschen lesen: Ein FBI Agent erklärt, wie man Körpersprache entschlüsselt

Titel: Menschen lesen: Ein FBI Agent erklärt, wie man Körpersprache entschlüsselt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Navarro
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dem Körper, manche sogar über dem Kopf.
    Menschen, die sich der starken nonverbalen Bedeutung dieser Geste nicht bewusst sind, verharren oft auch längere Zeit in dieser Pose, vor allem wenn ihre positive Stimmung anhält. Selbst wenn jemand weiß, dass diese Fingerhaltung Rückschlüsse auf seine Gemütsverfassung zulässt, wird er eventuell Schwierigkeiten damit haben, sie nicht einzunehmen. Das limbische Gehirn reagiert automatisch, sodass diese Gebärde nur schwer zu kontrollieren ist.
    LEGITIME EINFLUSSNAHME
    Die Bedeutung nonverbalen Verhaltens zeigt sich, wenn man die Wirkung untersucht, die beispielsweise das Dach in verschiedenen sozialen Umgebungen hat. Vor Gericht ist diese Geste besonders nützlich; häufig sieht man sie bei Gutachtern, während sie befragt werden. Ebenso können Zeugen diese Geste einsetzen, um einen bestimmten Aspekt zu betonen oder ihr hohes Selbstvertrauen in die eigene Aussage zu untermauern. Sie wirken dadurch den Geschworenen gegenüber glaubhafter, als wenn sie ihre Hände in den Schoß legen oder die Finger verschränken. Hält der Ankläger seine Hände so, während sein Zeuge aussagt, erzeugt er den Eindruck, er habe absolutes Vertrauen in dessen Ausführungen. Wenn Zeugen ihre Finger verschränken oder ihre Hände miteinander ringen, neigen die Geschworenen hingegen dazu, dieses Verhalten als Zeichen von Nervosität zu werten oder dem Zeugen sogar zu unterstellen, er sage die Unwahrheit. Dabei ist es in Wirklichkeit so, dass sowohl ehrliche als auch unehrliche Menschen diese Verhaltensweisen äußern und dass man sie demzufolge auch nicht automatisch als Hinweis auf eine Lüge interpretieren darf. Wer vor Gericht aussagen muss, sollte also entweder mit den gespreizten Fingern ein Dach formen oder die Hände so ineinanderlegen, dass die Finger nicht verschränkt sind. So erscheint man autoritärer, souveräner und aufrichtiger.
    Vor allem wenn man aufgeregt ist, vergisst man schnell, sein Verhalten zu überprüfen und diese Geste zu unterdrücken.
    Doch Umstände können sich schnell ändern. Und dann können wir im Bruchteil einer Sekunde von der oben geschilderten, überaus souveränen Geste zu einer deutlich unsicheren wechseln. Falls unser Selbstbewusstsein unvermittelt einen Kratzer abbekommt oder sich Zweifel einschleichen, verschränken wir unsere gespreizten Finger so, dass der Eindruck entsteht, wir würden beten (siehe Abbildung 50). Diese Veränderung vollzieht sich üblicherweise sehr schnell und reflektiert
    daher unsere unmittelbare Reaktion auf die jeweiligen Ereignisse sehr präzise. Oft findet im Lauf eines Gesprächs ein permanenter Wechsel zwischen mehreren Handhaltungen statt: Vom Dach (das Souveränität ausstrahlt) zu einer Position mit verschränkten Fingern, als würden wir beten (was Unsicherheit signalisiert) - und wieder zurück zu der (souveränen) Ausgangshaltung.
    Sie können Ihre Hände auch bewusst einsetzen, um einen positiven Eindruck auf andere zu machen. Das Dach kann ein so mächtiger Ausdruck von
    Abbildung 50: Händeringen ist eine universaler Ausdruck dafür, dass wir unter Stress stehen oder besorgt sind.

     
    Souveränität sein, dass es unter Umständen schwerfällt, jemanden infrage zu stellen, der dieses nonverbale Signal aussendet. Es ist eine sehr nützliche Geste; nicht nur für Präsentatoren und Verkäufer, sondern für alle, die ihre Argumente möglichst überzeugend vorbringen möchten. Selbstbewusste Gesten sind in vielen Situationen sehr hilfreich - bei einem Vorstellungsgespräch, bei einer geschäftlichen Präsentation oder einfach nur bei einer Diskussion unter Freunden. Also praktisch überall dort, wo Sie Ihren Standpunkt vermitteln wollen.
    Gerade im Business-Umfeld sehe ich viel zu oft, dass Frauen die Dach-Geste zwar verwenden - sie die Hände jedoch weit unten vor dem Körper oder sogar unter dem Tisch halten. Obwohl diese Frauen meist über viel Selbstvertrauen verfügen, können sie es auf diese Weise nicht ausdrücklich genug vermitteln. Ich hoffe, dass immer mehr Frauen sich mit dieser Geste anfreunden und sie auch über dem Tisch zeigen, wenn sie erst einmal erkannt haben, dass sie damit noch mehr Selbstbewusstsein, Kompetenz und Souveränität ausstrahlen - Eigenschaften, die wir doch alle gerne verkörpern möchten.
    Daumenspiele
    Es ist interessant, zu sehen, wie selbstverständlich einige Elemente der Körpersprache inzwischen für uns sind. Wenn in einer Fernsehzeitung ein Film mit einem Daumen nach

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