Menschen lesen: Ein FBI Agent erklärt, wie man Körpersprache entschlüsselt
überhaupt wahrzunehmen. In einer zwanglosen Unterhaltung sind diese subtilen Verhaltensweisen vielleicht von keiner großen Bedeutung, in einer wichtigen zwischenmenschlichen Begegnung aber (zwischen einem Liebespaar, Eltern und Kindern, Geschäftspartnern oder in einem Vorstellungsgespräch) können scheinbar kleine Anzeichen innerer Anspannung einen tiefen emotionalen Konflikt widerspiegeln. Da das »denkende« Gehirn vielleicht versucht, Emotionen zu verschleiern, ist es entscheidend, jedes noch so kleine Mienenspiel zu registrieren, welches das wahre Gesicht einer Person - ihre wahren Gedanken und Absichten -offenbart.
Obwohl viele mimische Ausdrucksformen von Freude leicht und universell erkannt werden, können diese nonverbalen Tells auch aus einer Vielzahl von Gründen unterdrückt oder verborgen werden, wodurch es umso schwieriger wird, ihnen auf die Spur zu kommen. Selbstverständlich möchten wir es lieber für uns behalten, wenn wir in einer Pokerrunde eine starke Hand erhalten haben, oder wir wollen vielleicht nicht, dass unsere Kollegen erfahren, dass uns eine höhere Gratifikation zuteilgeworden ist als ihnen. Im Lauf unseres Lebens lernen wir, unsere Freude oder Aufregung aus taktischen Gründen zu verbergen. Doch hier verhält es sich ebenso wie bei den negativen Gefühlen: Genaue Beobachtung und das Einbeziehen weiterer körpersprachlicher Gesten können den entscheidenden Hinweis auf subtile oder unterdrückte positive Gefühle liefern. Auf dem Gesicht kann sich zum Beispiel nur ein leichter Anflug von Aufregung abzeichnen, der für sich genommen vermutlich nicht ausreichen würde, um einen aufmerksamen Beobachter davon zu überzeugen, dass jemand wirklich glücklich ist. Die Füße jedoch liefern möglicherweise zusätzliche Beweise dafür, dass die positive Emotion authentisch und die Person tatsächlich ganz aus dem Häuschen ist (siehe Kasten 46).
Ein aufrichtiger und unverhohlener Ausdruck der Freude macht sich vor allem im Gesicht und am Hals bemerkbar. Positive Emotionen äußern sich darin, dass die Stirn nicht in Falten geworfen ist, volle Lippen zu sehen sind (also weder zusammengepresst noch schmal) und die Augenpartie
Kasten 46
HEIMLICHE FREUDE
Vor nicht allzu langer Zeit wartete ich in Baltimore auf einen Flug, als der Mann am Schalter neben mir die frohe Botschaft erhielt, dass er in der ersten Klasse mitfliegen dürfe. Als er sich setzte, versuchte er, sich ein Lächeln zu verkneifen, da ihm eine unverhohlene Freude angesichts der anderen Fluggäste, die ebenfalls auf ein Upgrade hofften, offenbar unhöflich erschien. An seinem Gesicht war kaum abzulesen, dass er innerlich ein Fest feierte. Dann jedoch hörte ich zufällig, wie er mit seiner Frau telefonierte, um ihr von seinem Glück zu berichten, und obwohl er so leise wie möglich sprach, damit seine Sitznachbarn ihn nicht hören konnten, wippte er mit den Füßen wie ein kleiner Junge, der es kaum abwarten kann, seine Geburtstagsgeschenke auszupacken. Sein Herumzappeln bestätigte seine positive Gefühlslage. Vergessen Sie also niemals, nach Verhaltensclustern Ausschau zu halten, die ihre Beobachtungen auf ein solides Fundament stellen.
entspannt wirkt. Wenn wir wirklich in uns ruhen und uns wohlfühlen, entspannen sich auch die Gesichtsmuskeln und wir neigen den Kopf zur Seite, wodurch wir unsere empfindlichste Stelle entblößen: den Hals (siehe Abbildung 60). Dies ist ein Ausdruck von großem Wohlbefinden - man sieht ihn oft bei flirtenden Menschen. Derartige Mimik ist fast unmöglich nachzuahmen, wenn man sich unwohl, angespannt, skeptisch oder bedroht fühlt (siehe Kasten 47).
Kasten 47
ABSOLUTE ENTSPANNUNG LÄSST SICH NICHT VORTÄUSCHEN
Versuchen Sie einmal, den Kopf zur Seite geneigt zu halten, während Sie in einem Fahrstuhl voller fremder Menschen fahren. Den meisten von uns fällt dies enorm schwer, weil ein solches Verhalten eigentlich nur in Situationen vorkommt, in denen man sich wirklich wohl und sicher fühlt - und der Aufenthalt in einem Aufzug voller Menschen, die man nicht kennt, gehört sicherlich nicht dazu. Versuchen Sie, den Kopf zu neigen und dabei jemandem in die Augen zu blicken. Sie werden feststellen, dass das noch viel schwerer, wenn nicht gar unmöglich ist.
Abbildung 60: Wer den Kopf neigt, drückt auf eindrucksvolle Weise aus: »Ich fühle mich wohl, ich bin empfänglich, ich bin wohlgesinnt.« Es ist schwierig, dieses Verhalten in Anwesenheit von Menschen zu imitieren, die wir nicht
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