Menschen lesen: Ein FBI Agent erklärt, wie man Körpersprache entschlüsselt
zeigen wir, wenn wir verärgert sind, Unmut verspüren oder wütend sind. Hier gilt es also zu differenzieren. Ein extrem tiefes Herabsenken der Augenbrauen, so wie man es bei einem schmollenden Kind hin und wieder sieht, ist ein universelles Zeichen für Schwäche und Unsicherheit. Es ist ein Verhalten, das Unterwürfigkeit, Kleinmut und Ergebenheit verrät - vergleichbar mit dem Kotau, dem Niederknien oder anderen Unterlegenheitsgesten. Verbrecher oder Psychopathen nutzen solche augenscheinlichen Schwächen gerne aus. Es gibt Studien, in denen Häftlinge berichtet haben, dass sie neue Insassen auf solche Verhaltensweisen hin überprüfen, um herauszufinden, wer von ihnen sich am leichtesten in eine Opferrolle drängen lässt. Es lohnt sich aber auch, bei gesellschaftlichen und geschäftlichen Begegnungen nach solchen Regungen Ausschau zu halten, man wird immer wieder Menschen finden, die auf diese Weise Schwäche oder Unsicherheit signalisieren.
Blickvermeidung - oder wie das Gehirn sich selbst schützt
Unsere Augen sind unsere wichtigsten Sinnesorgane und ganz zentral für die Informationsaufnahme aus unserer Umwelt. Parallel versuchen wir, den eingehenden Datenstrom zu selektieren und gegebenenfalls zu zensieren, wobei wieder das limbische System zum Einsatz kommt. Die sogenannte Blickvermeidung hat sich entwickelt, um das Gehirn davor zu schützen, unerwünschte Dinge zu »sehen«. Jede Verringerung der Augengröße, ob nun durch Zusammenkneifen oder Pupillenverengung hervorgerufen, ist eine Form des unbewussten Abwehrverhaltens. Beobachtet man Blickvermeidung, kann man auf Besorgnis, Abneigung, Dissens oder die Wahrnehmung einer potenziellen Gefahr, die vom Gegenüber ausgehen könnte, schließen.
Die vielen Varianten der Blickvermeidung sind ein so normaler und natürlicher Bestandteil unseres nonverbalen Verhaltensrepertoires, dass die meisten Menschen sie entweder völlig übersehen oder ihre Bedeutung weitestgehend ignorieren (siehe Abbildungen 64-67). Denken Sie zum Beispiel an eine Situation zurück, in der Ihnen jemand eine schlechte Nachricht überbracht hat. Vielleicht haben Sie selbst es in diesem Augenblick nicht einmal gemerkt, aber sehr wahrscheinlich schlossen sich Ihre Augenlider erst einmal für einige Sekunden, bevor Sie sie wieder öffneten. Diese Form des Ausblendens ist entwicklungsgeschichtlich sehr alt und tief in unserem Gehirn verwurzelt; selbst Ungeborene, die im Mutterleib lauten Geräuschen ausgesetzt sind, wenden sich ab. Noch erstaunlicher ist die Tatsache, dass selbst Kinder, die blind geboren wurden, auf eine negative Nachricht reagieren, indem sie ihre Augen bedecken (Knapp & Hall, 2002, 42-52). Unser ganzes Leben lang wenden wir dieses vom limbischen Gehirn gesteuerte Verhalten immer dann an, wenn wir eine Hiobsbotschaft erhalten - obwohl wir natürlich weiterhin alles hören und auch unsere Gedanken dadurch nicht ausschalten können. Vielleicht erfüllt das Schließen der Augen den Zweck, dem Gehirn eine kurze Verschnaufpause zu verschaffen, oder es dient tatsächlich dazu, anderen unsere starken Emotionen zu offenbaren. Aber was immer der wahre Grund dafür sein mag - das Gehirn steuert dieses Verhalten weitgehend unabhängig von unserem bewussten Willen.
Die Blickvermeidung nimmt vielerlei Gestalt an und kann bei jedem tragischen Ereignis beobachtet werden, ob nun die Medien über eine Katastrophe berichten oder ob uns am eigenen Leib etwas Schlimmes widerfährt.
Abbildung 64: Wer mit den Händen die Augen bedeckt, verdeutlicht:
»Mir gefällt nicht, was ich gerade gehört, gesehen oder erlebt habe.«
Abbildung 65: Eine kurze Berührung der Augen während eines Gesprächs kann Ihnen einen Hinweis darauf liefern, dass Ihr Gegenüber soeben etwas negativ aufgefasst hat.
Abbildung 66: Öffnet jemand seine Augenlider erst mit einer kleinen Verzögerung nach einer bestimmten Äußerung oder hält er sie länger geschlossen, deutet das negative Gefühle oder Unbehagen an.
Abbildung 67: Wenn die Lider fest zusammengepresst werden wie auf diesem Foto, versucht die betreffende Person, extrem schlechte Nachrichten oder ein unerfreuliches Ereignis auszublenden.
Die einen bedecken mit einer Hand beide Augen, die anderen verwenden dazu beide Hände und spreizen die Finger und wieder andere verbergen ihr gesamtes Gesicht hinter einem Objekt wie einer Zeitung oder einem Buch. Selbst Gedanken können diese Reaktion bewirken. Jemand, der sich plötzlich daran erinnert, dass
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