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Menschen minus X

Menschen minus X

Titel: Menschen minus X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Z. Gallun
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Feind sehen zu müssen.“
    Les hatte ruhig und entschlossen gesprochen. Dennoch erkannte Ed die Bitternis und die Unsicherheit, die sich hinter seinen festen Worten verbargen. „Ich will nicht streiten, Les“, erwiderte er. „Aber die Wahrheit ist immer noch unverändert die gleiche geblieben: Für die Menschen gegen die Androiden, oder umgekehrt für die Androiden gegen die Menschen zu kämpfen, kann nur ein negatives Ergebnis bringen! Gerechtigkeit für beide – das ist die einzige Chance! Vielleicht, alter Freund, wirst du mir trotz allem doch noch einen Gefallen tun. Dort drüben auf dem Tisch steht ein großes Mikroskop mit reichhaltigem Zubehör. Es stammt aus Mitchell Prells Besitz und ist lebenswichtig für mich und für Barbara, die auch als Stäubchen zur Erde zurückgekehrt ist. Nimm dich dieses Mikroskops an, Les! Kein Platz, den du erreichen könntest, dürfte ein endgültig sicherer Aufbewahrungsort dafür sein. Aber ich dachte mir, wenn du dich überwinden würdest, wärst du vielleicht bereit, es zu Abel Freeman zu bringen. O ja, Les, ich erinnere mich wohl, daß du beinahe getötet worden wärst, als wir ihn besuchten. Doch habe ich genau überlegt. Und mir scheint, daß vielleicht gerade Freeman verständnisvoller und weniger bitter sein dürfte als menschliche Wesen, was dieses Mikroskop und sein Zubehör angeht. Meinen Dank im voraus, falls du es tun willst, Les!“
    Unsichtbar für seinen alten Freund, der mit gerunzelter Stirn zweifelnd vor sich hin starrte, entstieg Ed dem Radioapparat, schwebte zur Gewölbedecke hinauf und entschwand durch einen Ventilationsschacht. Über die Baumwipfel emporsteigend, wurde er von einem frischen Nachtwind erfaßt und in der gewünschten Richtung davongetragen.
    Da er nicht wissen konnte, was sich inzwischen ereignet haben mochte, war seine nächste Absicht, Tom Granger ausfindig zu machen und zum Schweigen zu bringen. Gespannt lauschte er unterdessen auf die Neuigkeiten, die ihm sein winziges Radio übermittelte.
    Er konnte seinen Kurs bald ändern. Denn schon eine der nächsten Meldungen besagte:
    „… Tom Granger wurde heute abend gegen acht Uhr auf völlig rätselhafte Art in seinem Hauptquartier ermordet. Bis jetzt liegt nicht der geringste Anhaltspunkt vor, wie diese Tat erfolgen konnte!“
    Also hatte Onkel Mitch diesen Hetzer mundtot gemacht.
    Lowman und Granger ausgeschaltet – ein kleiner Anfang war gemacht, unendlich viel mehr blieb noch zu tun.
     
    Tief dahinziehende Wolken verdeckten den Himmel – vielleicht von den Wetterkorrekturstationen zu irgendeinem taktischen Zweck so gesteuert. Falls diese Stationen nicht schon zerstört waren.
    Durch die Dunkelheit waren von überall her schwere Erschütterungen zu spüren. Dies konnte bedeuten, daß der Kampf bereits entbrannt war, wenn auch einstweilen nur – da keine Detonationen ertönen und die Lichtreflexe in der Ferne verhältnismäßig gering blieben – mit leichteren Neutronenwaffen. Doch zu jeder Sekunde konnte, wo ein Berggipfel ragte, ein ungeheuerliches Leuchten aufflammen, vor dem selbst Androiden besser die Augen schlossen. Dann würden auch andere Berggipfel aufflammen, hinter der anderen Frontlinie. Und Energien, mit denen man ferne Sonnen erreichen, mit denen man die große Zukunft gestalten könnte, würden frei zur Vernichtung des eigenen Heimatplaneten …
    Bis dicht unter die Wolken steigend, von den Rückstoßimpulsen der Neutronenpistole getrieben, machte sich Ed ans Werk. Eine der raffiniert getarnten, schwer gesicherten, mitten in unzulänglichem Waldgebiet errichteten Kraftstationen steuerte er an, wo gespeicherte Sonnenenergie in Neutronenströme umgewandelt und an die Geschützstellungen auf den Berggipfeln weitergeleitet wurde. Wem diese Station zur Zeit dienen mochte, Menschen oder Androiden, war gleichgültig. Auf jeden Fall mußte sie außer Funktion gesetzt werden!
    Ein unerhört riskantes Unternehmen, bei dem Ed vom ersten bis zum letzten Augenblick sein Leben aufs Spiel setzte! Aber es gelang. Bald war die erste Station stillgelegt.
    Auf beiden Seiten der Kampffront arbeitend, legte Ed eine zweite, eine dritte, eine vierte Kraftstation still. Dann verlor er die Übersicht, die gewaltigen Anstrengungen begannen ihn zu verwirren.
    Dennoch setzte er seine Arbeit fort.
    Es mochte sein, daß Ed durch sein Handeln die Erde fürs erste gerettet hatte, indem er einige der Gefahrenpunkte ausschaltete. Aber die Gesamtsituation blieb unverändert. Hoffnungslos.

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