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Menschen und Maechte

Menschen und Maechte

Titel: Menschen und Maechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Schmidt
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Jahre 1973/74 und 1980/81 zunächst nur wenig betroffen. Der geringe Außenhandel Chinas in Öl und Erdgas war – und ist noch immer – eine zu vernachlässigende Größe; die USA sind zu einem sehr großen Teil Selbstversorger, die Sowjetunion ist ein Netto-Exporteur von Öl und Erdgas (besonders nach der weitgehenden Umstellung ihrer Elektrizitätsversorgung auf Kernkraft). Dagegen waren und sind Japan, Frankreich, Deutschland, Italien und die anderen hochindustrialisierten Staaten mit Ausnahme Englands fast ganz auf Importe von Öl und Erdgas angewiesen.
    Man hätte sich also nicht wundern müssen, wenn die explosionsartige Steigerung der Weltmarktpreise für Rohöl auf das Zwanzigfache (die Erdgaspreise folgen tendenziell den Ölpreisen) die drei Weltmächte zwischen 1972 und 1981 stark begünstigt hätte. Davon konnte aber keine Rede sein. Zwar haben die hochindustrialisierten Staaten, ebenso wie viele Entwicklungsländer, eine gewaltige Beeinträchtigung ihrer Volkswirtschaft hinnehmen müssen. So ist beispielsweise die an das Ausland zu zahlende Ölrechnung Deutschlands zwischen 1972 und 1981 von 3 Milliarden auf 29 Milliarden Dollar angestiegen, die Ölrechnung Frankreichs im gleichen Zeitraum von 2,5 Milliarden auf 25 Milliarden Dollar. Im gleichen Zeitraum sind die jährlichen Ölexporteinnahmen der OPEC von 23 auf 260 Milliarden Dollar angestiegen, diejenigen der Sowjetunion von 1,5 auf fast 43 Milliarden Dollar. Dieses Erdbeben der Weltwirtschaft hat für die ölimportabhängigen Volkswirtschaften schlimme Konsequenzen gehabt: Verlust der Kaufkraft, höhere Budgetdefizite und Leistungsbilanzdefizite, Währungsverfall, inflatorische Preisentwicklungen, zum Teil hohe Auslandsverschuldung, fast überall hohe Arbeitslosigkeit. Die Entwicklungsländer haben sich von der hohen Auslandsverschuldung bis heute genausowenig erholen können wie die Industriestaaten von der hohen Arbeitslosigkeit. Für fast alle Staaten der Welt hat das Erdbeben in der Weltwirtschaft von 1972 bis 1982 böse wirtschaftliche Strukturveränderungen ausgelöst, deren Spätfolgen noch nicht abzusehen sind; Japan und die sich rasch industrialisierenden Niedriglohnländer Ost- und Südostasiens sind die einzig nennenswerten Ausnahmen.

    Ausfuhranteile am Welthandel 1985

    (Quelle: Statistisches Bundesamt)
    Anteile am Weltprodukt 1985

    (Quellen: UN, OECD, Weltbank, eigene Schätzungen)

    Aber: Die drei Weltmächte, die von den beiden Ölpreisexplosionen primär kaum betroffen waren – die Sowjetunion hat dadurch sogar eine wesentliche Ausweitung ihres außenwirtschaftlichen Handlungsspielraumes erfahren, Öl und Erdgas machen heute die Hälfte der sowjetischen Exporterlöse aus –, konnten im Vergleich zum Rest der Welt ihre wirtschaftliche Position nicht ausbauen. Dies lag zum einen an der prinzipiellen Schwerfälligkeit und der geringen Leistungsfähigkeit der Wirtschaftssysteme Chinas und der Sowjetunion; in den USA aber wurden unter Carter und, stärker noch, unter Reagan schwere ökonomische Fehler begangen (zuerst wurde die notwendige Öleinsparung durch zu niedrig gehaltene Binnenpreise für Öl künstlich verzögert, später wurde das Budgetdefizit in einem Maße aufgebläht, daß es aus der binnenwirtschaftlichen Ersparnis oder Kapitalbildung nicht im entferntesten finanziert werden konnte). Zum anderen ist die außenwirtschaftliche Verflechtung der drei Weltmächte ziemlich gering, so daß sie von der weltwirtschaftlichen Strukturkrise wenig profitieren konnten. Von den indirekten negativen Folgen waren sie später freilich mitbetroffen.
    Die USA, die 1985 über 30 Prozent des Weltproduktes hervorbrachten, lieferten nur 11 Prozent der Weltausfuhr (die Zahlen sind wegen des gesunkenen Dollarwechselkurses inzwischen geringer); die Sowjetunion erbrachte 7 Prozent des Weltproduktes, aber ihr Anteil am Weltexport betrug nur 4,5 Prozent; der Anteil Chinas am Weltprodukt war 2,5 Prozent, sein Anteil am Weltexport gar nur ein Prozent. Ganz anders sahen dagegen die Ziffern für die Europäische Gemeinschaft und für Japan aus. Die EG war mit 19 Prozent, Japan mit über 10 Prozent am Weltprodukt beteiligt, aber die Anteile an der Weltausfuhr lagen bei 32 beziehungsweise bei über 9 Prozent (die Zahlen sind wegen des gesunkenen Dollarwechselkurses seither gestiegen). Natürlich stehen den hohen Exporten der EG und Japans ebenfalls sehr hohe Importe dieser Länder gegenüber.
    Man erkennt: die Staaten Westeuropas und ebenso Japan sind

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