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Menschen wie Götter

Menschen wie Götter

Titel: Menschen wie Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Snegow
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in grüne Statuen verwandelt, die Engel sträubten die herabhängenden grünen Flügel, Trub schüttelte sich wie ein Hund, der sich aus einem Gewässer herausgerappelt hat, ich wrang den schwer gewordenen Mantel aus.
    Während dieser Beschäftigung traf uns Orlan an.
    "Bei uns geht man unter die Dusche, um sich zu säubern, bei Ihnen, um sich zu beschmutzen", sagte ich ärgerlich.
    "Dies ist eben der Nickelplanet", erklärte er herablassend. "Wir haben Stützpunkte auf Mangan-, Eisen-, Blei-, Kobalt-, Natrium-, Gold- und Quecksilberplaneten ... Für Sie haben wir den Nickelplaneten gewählt, weil er grün ist."
    "Ich hätte einen goldenen vorgezogen, solch einen kennen wir", sagte ich, um darauf anzuspielen, daß wir den Goldenen Planeten vernichtet hatten.
    Er ließ die Anspielung unbeachtet. "Sie hätten dort die Chlorverbindungen des Goldes nicht ertragen.
    Der Große will Sie am Leben erhalten."
    "Warum jagen Sie uns in diese enge Bärenhöhle, wenn Sie sich um unser Leben sorgen?"
    "Da ist Platz für alle."
    Der Tunnel führte in ein geräumiges Vestibül, von dort zweigten breite Korridore mit leuchtenden Wanden ab. Unter der Kappe des unansehnlichen Gebäudes verbarg sich ein ausgedehnter Komplex von Räumen. Wie draußen war hier alles aus Nickel, aber die Nickelverbindungen waren nicht eintönig giftgrün, das Nickel war metallisch sauber und glänzte bläulich. Es kann keine Rede davon sein, daß ich von der Pracht der Farbe begeistert gewesen wäre; aber ich verspürte nicht mehr den Drang, vor.„grünem Jammer" wie ein Wolf zu heulen.
    "Nach rechts die Menschen, geradeaus und nach links ihre Bundesgenossen", befahl Orlan.
    Der leuchtende Korridor führte uns in einen riesigen viereckigen Saal, dessen Wände und Decke ebenfalls leuchteten. An den Wänden befanden sich seltsame, rinnenähnliche Vorrichtungen. In diesem Gefängnis ließen sich die Besatzungen einer ganzen Flotte von galaktischen Schiffen unterbringen, nicht nur drei.
    "Pritschen", sagte Romero und wies auf die Rinnen.
    "Machen Sie es sich bequem", sagte Orlan und wandte sich mir zu. "Sie folgen mir, Admiral."
    "Wir lassen unseren Admiral nicht allein", sagte Oshima.
    Nichts änderte sich in Orlans leidenschaftslosem Gesicht. "Der Admiral kommt allein mit. Sie werden nicht gebraucht."
    Romero wies auf Orlans Leibwächter "Gestatten Sie zu bemerken, daß Sie ebenfalls von Adjutanten begleitet werden. Unserem Admiral gebührt eine Wache."
    "Er kommt allein mit", wiederholte Orlan kalt.
    "Beunruhigen Sie sich nicht", sagte ich zu meinen Freunden. "Ob ich nun allein gehe oder mit Ihnen, so oder so sind wir vollständig in ihrer Gewalt."

5
     
    Ich konnte kaum Schritt halten mit meinen Führern.
    Ihre behenden, tänzelnden Sprünge waren schneller als Lauf. Mitunter blieben sie stehen und warteten auf mich, ohne sich umzuwenden, als sähen sie mit dem Rücken genausogut wie mit den Augen. Ich wurde die Empfindung nicht los, daß ringsum Unsichtbare waren. Im Korridor hätten zehn Mann nebeneinander marschieren können, doch ich fühlte mich beengt.
    Dreimal tat ich, als torkelte ich und trat beiseite, aber überall war Leere, es gelang mir nicht, mit einem Unsichtbaren zusammenzustoßen.
    In einem Raum, der klein war und spärlich beleuchtet, hieß mich Orlan stehenbleiben. Ich stand mitten im Zimmer. Orlan stelzte mit seinen Leibwächtern zur Tür gegenüber, und sie öffnete sich vor ihm.
    Ein Mensch stolperte herein, ich erkannte ihn sofort. Es war André.
    Er bewegte sich, seine Gestalt war greisenhaft gebeugt, mutlos ließ er den Kopf hängen, läppisch ruderte er mit den Armen.
    Nichts hatte er von André, alles war anders als bei André, unbekannt, unerwartet, unvorstellbar ...
    Aber nur er konnte es sein.
    „André!" schrie ich und stürzte zu ihm.
    Er hob den Kopf, und ich erblickte sein Gesicht, gealtert, abgezehrt, derart unbegreiflich, daß meine Wiedersehensfreude in Angst umschlug. Ich packte André, drückte ihn an die Brust, stöhnte vor Freude und Schmerz, aber ich spürte schon, daß Andrés Auferstehung aus dem Nichtsein nicht nur Anlaß zur Freude bot, vielleicht am allerwenigsten zur Freude.
    André stieß mich zurück. Er erkannte mich nicht "André!" flehte ich. "Schau doch, ich bin es, Eli, ich, dein Freund, erinnere dich, ich bin Eli!"
    Er wandte sich traurig ab. Entsetzt riß ich ihn an mich. Er schaute mich an und sah nichts sehend war er blind. Solche Augen hatte ich manchmal bei Menschen wahrgenommen, die schweren

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