Menschen wie Götter
schlechtes Programm, ich unterstütze es, obwohl ich bezweifle, daß es realisierbar ist."
Ich hatte es nicht eilig, meine Erwägungen zu äußern, und sagte nur: "Die Prinzipien, die den Krieg mit den Zerstörern hervorgerufen haben, bleiben für uns auch in der Gefangenschaft verbindlich. Nur auf ihrer Grundlage ist ein Abkommen möglich." Danach teilte ich Orlan mit, daß ich der Begegnung zustimmte.
Am Ausgang traf ich Lussin, der von seinen geflügelten Freunden zurückkehrte. Er wußte noch nichts von André und bemerkte nicht sofort die auf der Pritsche kauernde Gestalt, aber ich vernahm den traurigen Singsang: "Ein graues Böckchen, ein graues Böckchen ... "
Als ich hinausging, hörte ich Aster rufen: "Komm bald wieder, Vater!"
Ich lächelte ihm zu.
7
Der Große Zerstörer war noch menschenähnlicher als Orlan und noch weniger "menschlich" als jener.
Vor allem war er riesenhaft, fast vier Meter groß.
Der kleine Kopf saß auf einem ungewöhnlich langen Hals. Am Kopf funkelten riesige Augen, gierig öffnete und schloß sich der riesige Mund.
Er blickte mich mit leuchtenden Augen an. Ich übertreibe nicht - aus seinen Augenhöhlen strahlte trassierendes Licht, seine phosphoreszierenden Augen umrissen meine Konturen. Anfangs verglich ich ihn mit Orlan, bei dem die Hautfärbung die Stimmung anzeigte. Doch der Herrscher versuchte die Gesprächspartner zu schrecken, dafür eigneten sich funkelnde Augen sicherlich besser.
Der Herrscher saß auf einem thronähnlichen Podest. Für mich war kein Sitz da. Ich ließ mich auf den Fußboden nieder und kreuzte die Beine. In dem weiten Saal waren nur wir zwei.
"Du weißt, daß ich euch ein Bündnis vorschlagen will", konstatierte der Große Zerstörer mehr, als daß er fragte. Er drückte sich leidlich in der Menschensprache aus.
"Ja", antwortete ich, "aber bevor wir über das Bündnis sprechen, muß ich ein paar Fragen stellen."
"Stelle sie." Genau wie Orlan mißachtete er unsere Höflichkeitsanrede.
Mein kaltes "Sie" betonte, daß es keine Freundschaftlichkeit zwischen uns gab. "Sie gleichen einem Menschen und sprechen menschlich. Dabei sind wir nicht einmal entfernt verwandt."
"Ich nehme jede Gestalt an, die ich will, sofern sie biologisch möglich ist. Ich habe mich den Menschen angeglichen, um dir gefällig zu sein."
"Ich würde Ihr natürliches Aussehen vorziehen. Es wäre mir angenehmer, wenn Sie mir weniger glichen."
Er erklärte, daß der Gestaltwechsel schwierig sei.
Die Anfertigung einer neuen Hülle erfordere viel Zeit.
Und überhaupt treibe er keinen Mißbrauch mit seiner Freiheit der Transformation. Ich freute mich insgeheim. Da der Gestaltwechsel selbst für den Herrscher nicht einfach war, bestand keine Gefahr, daß demnächst Pseudomenschen unter uns auftauchten.
Ein paar Kleinigkeiten halten mir zu denken gegeben, und bevor ich zur Hauptsache überging, erwähnte ich sie. "Unser Schiff war fest verschlossen, dennoch kam Orlan herein. Wie gelang ihm das?"
"Nicht er kam herein, sondern sein Abbild wurde ins Sternenflugzeug fokussiert. Übertragt ihr keine Abbildungen?"
"Doch, in Videosäulen. Allerdings handelt es sich da um Silhouetten, reine Bilder ... Oshima aber hat sich die Finger an Orlans Abbild aufgeschlagen,"
"Offenbar übertragt ihr nur die optischen Charakteristika, wir hingegen auch andere Eigenschaften wie Härte, Wärme und sogar elektrische Spannung. Das ist ganz einfach."
Ich mußte anerkennen, daß das einfach war.
"Hast du noch Fragen?"
"Fragen und Erklärungen."
Ich teilte dem obersten Verderber mit, daß ich zum Kriegführen ermächtigt sei, nicht aber, ein Bündnis zu schließen. Sollte er die Absicht haben, die ganze Menschheit interessierende Probleme zu berühren, so müßte der hier in der Nähe weilende Teil der Menschheit, nämlich alle meine Kameraden, an der Erörterung teilnehmen. Er entgegnete, wenn unser Gespräch übertragen werde, so würden seine Untertanen sie ebenfalls hören. Das sei mir gleichgültig, sagte ich. Er bemerkte, daß ich im Tone eines Siegers, nicht eines Besiegten spreche. Ich verwies darauf, daß zwischen Gesprächen und Verhandlungen ein Unterschied bestehe. Er spreche mit Gefangenen, nehme aber "Verhandlungen mit der gesamten Menschheit auf folglich müsse man ihn an den Ton gewöhnen, den die freie Menschheit für Verhandlungen wähle. Er erklärte, für den Anfang genüge ihm ein Abkommen mit mir. Ich erkundigte mich, ob er da nur an mich denke oder auch an meine
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