Menschen wie Götter
obwohl sie auf den ersten Blick harmlos waren, wirkten sie sich doch verhängnisvoll aus!
4
Wie furchtbar hatte sich André verändert! Olga hatte mich gewarnt, doch ich hatte gelacht, als sie sagte, ich würde ihn nicht wiedererkennen. Das konnte es nicht geben, daß mir mein bester Freund fremd geworden sein sollte. Und selbstredend erkannte ich André sofort, als die „Orion“ über dem Anlegeplatz des Dritten Planeten schwebte und er durch die weit offenen Schiffstüren gestürzt kam. Aber ich war erschüttert.
Ich hatte André als erschöpften, vom Wahnsinn noch nicht erholten, aber lebendigen, sogar energischen Mann mittlerer Jahre verlassen. Jetzt umarmte mich ein Greis, ein geschäftiger, nervöser, weißhaariger, runzliger, vorzeitig hinfällig gewordener Greis.
„Ja, ja, Eli!“ sagte André auflachend, da ihm meine Bestürzung nicht entging. „In unmittelbarer Nachbarschaft mit den unsterblichen Galakten altern wir seltsamerweise besonders schnell. Schuld ist wahrscheinlich die teuflische Gravitation auf diesem Planeten, das Zusammenrollen und Auseinanderwickeln des Raumes ist der biologischen Harmonie ebenfalls nicht förderlich. Erinnerst du dich an Vagabund? Jenes mächtige Gehirn, dem du unbedingt den riesigen Körper eines verspielten Drachens geben mußtest’.’“
„Ich hoffe, er ist am Leben?“
„Doch, doch! Aber den Drachenweibchen stellt er schon lange nicht mehr nach. Sein Denkvermögen ist übrigens in Ordnung.“ Wir betraten den Planeten. Die Fahrt der „Orion“ zum Perseus schildere ich nicht, für die folgenden Ergebnisse sind meine Eindrücke von diesem Flug ohne Bedeutung. Ich erwähne nur, daß Oleg noch auf der Erde bleiben mußte, um die Besatzungen für die Schiffe auszuwählen. Er hatte vor, mit dem nächsten Transport im Perseus einzutreffen. Ich will auch nicht sämtliche Begegnungen beschreiben, die ich auf dem Dritten Planeten hatte, sie sind allein für Mary und mich interessant. Ich verweile lediglich, obwohl das für die nachfolgenden Ereignisse ohne Belang ist, bei der Landschaft des Dritten Planeten.
Mary und ich flogen in einer Aviette, wie wir sie auch auf der Erde haben. Das furchtgebietende Antlitz der kosmischen Festung der Zerstörer würden wir nie vergessen - nackte Bleioberfläche mit goldenen Findlingen. Jetzt sahen wir blaue Wälder, glitzernde Seen und Flüsse.
„Ich möchte hier herunter.“ Mary wies auf einen Hügel, dessen Gipfel die andrängenden Büsche noch nicht erreicht hatten.
Wir verließen die Aviette und spürten zum erstenmal, daß wir uns auf dem Planeten von einst befanden. Die Gravitationsschirme der Aviette hatten uns vor seiner schrecklichen Anziehungskraft geschützt, im Bezirk der Station war sie nicht stärker als auf der Erde, doch hier wurden wir buchstäblich zu Boden gedrückt. Ich vermochte mich nicht gerade aufzurichten, in meinem Kopf rauschte es, nach dem zweiten Schritt taumelte ich. Mary stützte mich, da sie die Überlastung besser ertrug.
„Jenen Marsch von der Landungsstelle zur Station würde ich nicht mehr überstehen“, sagte ich und versuchte zu lächeln.
„Erkennst du den Platz, Eli?“ fragte sie.
„Nein.“
„Am Fuße dieses Hügels ist unser Sohn gestorben ... “
Die Vergangenheit erhob sich vor mir. Zaghaft blickte ich Mary an. Sie lächelte. Ihr Lächeln überraschte mich, so viel stille Freude lag darin. Zögernd sagte ich: „Ja, das ist die Stelle. Aber komm nun!“
Sie wies mit der Hand in die Runde, „In meinen Träumen habe ich diesen goldenen Hügel und die tote Wüste ringsum oft gesehen! Und stets war mir bewußt, wie leidenschaftlich Aster wünschte, daß die metallischen Landschaften ungestüm zu leben begännen. Erinnerst du dich, wie er sich einen Lebensspender nannte? Auf dem Nickelplaneten war es leicht, dort ist die Gravitation niedrig. Auch hier gelang es, dem Metall Leben einzuimpfen. Ich wollte wissen, wie sich unsere neuen Gewächse fühlen, die speziell für Gegenden mit erhöhter Anziehungskraft gezüchtet wurden.“
„Sind das die Gewächse, mit denen ihr euch im Institut für Astrobotanik befaßtet?“
„Ich allein habe mich damit befaßt, Eli! Sie sind meine Schöpfung speziell für den Dritten Planeten, mein Denkmal für unseren Sohn. Aster würde zufrieden sein. Sein Wunsch ist Wirklichkeit geworden.
Kehren wir nun zur Station zurück.“
Die beiden anderen Ereignisse, die ich erwähnen will, stehen unmittelbar mit der Expedition im Zusammenhang.
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