Menschenfresser - Gargoyle - Posters Haus
Boden kauerte, blubberte ebenfalls etwas, aber sie konnte es nicht verstehen.
„Ich heiße Karen“, sagte sie, sehr skeptisch.
„Schö-schöööner Name …“
Sie schluckte. „Was machen Sie hier unten? Warum sind Sie hier?“ Waren sie vielleicht sogar freiwillig gekommen? Wer entführte schon … Penner?
„Wir … sind die Beschützer“, lallte der Mann, der nun schwankend auf sie zukam. Er sah aus, als wäre er besser beraten gewesen, sich an der Wand abzustürzen. Aber er schien sich davor zu fürchten, die aufgemalten Schemen zu berühren.
„Wen beschützen Sie?“
Darauf schien ihnen nichts einzufallen. Karen blieb stehen, blickte sich um. Noch zwei Meter trennten sie von dem ersten der Männer.
„Poster hält Sie gefangen“, sagte sie laut. „Er verbirgt Sie hier. Es gibt einen Weg nach draußen. Die Tür ist offen, aber ich … ich kann nicht garantieren, dass es gut geht. Wir brauchen einen Plan, und zwar schnell.“ Es sprudelte nur so aus ihr heraus.
Die Männer waren still geworden und lauschten ihren Worten. Ob sie sie begriffen, stand auf einem anderen Blatt. „Bist du … auf Philipps Seite?“, krächzte einer von ihnen und zupfte sich an seinem Bart. Seine Fahne wehte bitter und ekelhaft zu ihr herüber.
„Keine Sorge!“, stieß sie hervor. „Mit Philipp Poster stecke ich nicht unter einer Decke. Dieser Mann ist wahnsinnig. Ich hasse ihn!“
Als sie diese Worte aussprach, ging eine Veränderung mit den Männern vor sich. Ihre Augen weiteten sich, eine gewisse Ernüchterung zeichnete sich auf dem wenigen ab, was von ihren Gesichtern auszumachen war. Ihr anzügliches Grinsen verschwand. Und dann stürzte sich der erste auf sie, so schnell, dass sie nicht mehr ausweichen konnte.
Der bullige Kerl prallte gegen sie und riss sie zu Boden. Sie konnte sich noch zur Seite drehen und verhindern, dass ihr Kopf auf den Stein krachte. Der Mann lag über ihr, und jetzt griffen seine Hände nach ihrem Hals!
Sie versuchte ihn abzuwerfen, aber er war schwer. Er stank nicht nur nach Alkohol, sondern auch nach Urin. Mit einem Aufschrei schlug sie von unten gegen seine Arme und befreite sich aus seiner Umklammerung. Sie stieß mit den Beinen nach seinem Unterleib, erwischte jedoch nur seine Hüfte. Das reichte, um ihn ein Stück zur Seite zu schieben. Doch es nutzte ihr nichts. Ehe sie auf die Beine kommen konnte, war der nächste über ihr.
Dieser machte einen wacheren Eindruck. Er roch deutlich weniger nach Alkohol, dafür war sein saurer Schweißgestank unerträglich. Dieser Mann kämpfte besonnener und besser. Anstatt sich wie ein zorniges Kind auf sie zu werfen, musterte er sie, wartete den richtigen Moment ab und trat mit dem Fuß brutal nach ihrem Gesicht.
Ein höllischer Schmerz explodierte da, wo Karens Nase war – oder gewesen war, denn die Pein fühlte sich an, als sei sie ihr abgerissen worden. Vor ihren Augen wirbelten grelle Muster, sie riss die Hände vor das Gesicht und drehte sich weg, krümmte sich zusammen, um möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten, wimmerte. In dem Teich aus Blut, der sich zwischen ihren Fingern ausbreitete, konnte sie spüren, dass ihre Nase noch da war, und es tröstete sie.
Ein weiterer Tritt traf sie in die Rippen. Er tat auch weh, aber er war eine Kleinigkeit im Vergleich zu dem, was sich in ihrem Gesicht abspielte. Der Schmerz nahm ihr die Kraft, sich aufzurappeln. Sie wusste, wenn sie nur den verdammten Schmerz ausschalten würde, würde sie eine Chance haben. Aber es ging nicht. Es hieß immer, Menschen würden in der größten Gefahr über sich hinauswachsen, aber sie wollte einfach nur liegen bleiben und sich zusammenschlagen lassen. Alles konnte sie ertragen, nur ihr Gesicht würde sie diesen Kerlen nie mehr zuwenden. Dazu mussten sie sie schon töten.
Hände zerrten an ihr, und sie ließ es geschehen.
Tränen strömten aus ihren Augen. Sollten sie ihr doch antun, was sie wollten – sie würde ihnen keine zweite Chance geben, ihr die Nase abzureißen. Nichts anderes konnte so schlimm sein wie diese Pein …
Plötzlich donnerte eine Stimme durch den Flur. In ihrer Vorstellung gehörte sie einem Monstrum, einem riesigen verwachsenen Ungeheuer, das am anderen Ende des Korridors lebte und dessen Schergen die Bärtigen waren. Erst allmählich erkannte sie, wem die Stimme gehörte. Und verstand, was sie rief: „Loslassen! Lasst sie sofort in Frieden!“
Die Alkoholisierten wichen zurück. Schritte näherten sich. Philipp Posters Schritte,
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