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Menschenhafen

Menschenhafen

Titel: Menschenhafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ajvide Lindqvist
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Körpers war leer gefegt, er hatte seine letzten Kräfte beim Laufen und Klettern verbraucht und konnte nur noch bäuchlings auf den Felsen liegen, keuchen und seine völlig verängstigte Tochter ansehen.
    Sie schafft das. Sie begreift es nicht. Sie schafft das.
    Nicht er zitterte, sondern der Fels. Ein brüllendes Grollen stieg aus den Eingeweiden der Erde und schwoll an. Er lag mit dem Ohr auf dem Stein und hörte.
    Es kommt …
    Für einen kurzen Moment hatte er es durch die Illusionsgewebe, in die es sich hüllte, erblickt. Was die Menschen gefangen hielt, was ihre Kraft benötigte, um zu leben und zu gedeihen. Die Bedrohung aus der Unterwelt, den Geist des Meers oder das Wesen, dessen Gegenwart Legenden entstehen ließ. Das Monster.
    Es war sinnlos, es beschreiben zu wollen. Es war große Kraft und vielköpfiger Blick, ein schwarzer Muskel mit Millionen Augen, der keinen Körper hatte und blind war. Es war nicht. Es war alles, was es gab.
    Die Vibrationen der Felsen setzten sich bis in Anders’ Schädelknochen fort. Sein kleines Gehirn trieb dahinter und versuchte vergeblich, eine Formel dafür zu finden, was er erlebt hatte. Entscheidend war, nicht hier zu sein, wenn es kam.
    Anders rollte sich auf den Rücken, setzte sich auf und legte die Hand auf Majas Knie. Eigentlich konnte er nicht mehr, aber wie ein Offizier es einmal ausgedrückt hatte, als er seinen Wehrdienst ableistete: »Du wirst laufen, bis sogar deine Mutter glaubt, dass du tot bist, und dann läufst du noch ein Stück weiter.«
    Seine Mutter tat hier nichts zur Sache, er konnte sich nur auf sich selbst verlassen und glaubte nicht, dass er schon tot war. Also gab es noch ein Stück in ihm. Er wischte sich den Schweiß aus den Augen und blickte auf das eisbedeckte Meer hinaus.
    Die Vögel …
    Sie umkreisten zwar nicht mehr die Insel, waren aber auch nicht verschwunden wie an dem anderen Ort. Der gesamte Schwarm hatte sich in einem gut hundert Meter östlich liegenden Gebiet versammelt und bewegte sich rastlos hin und her, als wartete er auf etwas.
    Er hatte keine Zeit, darüber nachzudenken. Sie waren jetzt in dieser Welt, in der es Oktober war. Sein Körper dampfte weiter vor Erhitzung, aber, aber …
    »Hier, Prinzessin.«
    Er band den Schneeanzug von seiner Taille los und zog sich neben Maja, die immer noch mit angezogenen Beinen vor ihm saß und an ihrem Daumen lutschte. Ihre Augen starrten, dass es ihm angst und bange wurde. Er versuchte die Tino-Tatz-Puppe aus ihren Armen zu ziehen, um ihr den Schneeanzug anziehen zu können. Sie ließ nicht los.
    »Liebling, es ist kalt. Du musste den Schneeanzug anziehen.«
    Obwohl sie sich damit widersetzte, war er dennoch erleichtert, als sie heftig den Kopf schüttelte. Er zog an Tinos Mütze, um die Puppe wegzubekommen. Die Vibrationen im Erdreich wurden stärker, und er musste sich große Mühe geben, um seine Stimme ruhig klingen zu lassen.
    »Komm jetzt, Kleines, du wirst dich noch erkälten …«
    Er zog an Tinos Mütze, und Maja wehrte sich. Es zuckte in seiner Brust, und er musste lachen. Er lachte. In seinem Bauch gluckerte eine wahnsinnige Freude, und er lachte immer weiter. Das war so idiotisch.
    Er hatte sie von der anderen Seite herübergeholt, ein Erdbeben näherte sich aus der Tiefe, und er saß hier und zog an einer Tino-Tatz-Mütze aus Filz, während sie sich zur Wehr setzte und den Kopf schüttelte. Maja legte den Kopf schief und zog den Daumen aus dem Mund. »Mir ist wirklich nicht kalt, nur an den Füßen ein bisschen. Wo ist Mama? Sie soll auch kommen.«
    »Okay«, erwiderte Anders und schluckte sein Lachen herunter. »Okay. Mama kommt später.«
    Maja musterte kritisch den Schneeanzug in seinen Händen: »Der ist so schmutzig . Superschmutzig.«
    Der Stoff war voller Flecken geronnenen Bluts, das an manchen Stellen von der feuchten Wärme seines Körpers auf der Flucht schmierig geworden war. Wohl wahr, der Overall war wirklich superschmutzig .
    Maja schaute sich um. »Was ist das für ein Tonnern?«
    Ein Sprachfehler, an dem sie festhielt. Wenn sie aufgeregt war, verwechselte sie häufig D und T. Eines der tausend kleinen Dinge, die er über sie wusste und die nun kein nutzloses Wissen mehr waren.
    »Ich weiß es nicht«, log er. »Aber wir müssen jetzt gehen.«
    Er hob Maja wieder hoch, und sie ließ die Puppe los, um ihre Arme um seinen Hals zu schlingen, während die Puppe zwischen ihnen lag. Das Grollen wurde lauter, und als sie das Felsenufer auf der Südseite

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