Menschenjagd
schwieg einen Augenblick. »Fragen?«
»Nein.«
»Dann hat Mr. Killian noch ein weiteres finanzielles Detail mit Ihnen zu klären.«
Sie gingen zum Tisch zurück, an dem Killian sich mit Burns unterhielt. Richards fragte, ob er noch einen Malz-Mann haben könne, und bekam ihn.
»Mr. Richards«, sprach Killian ihn an und strahlte mit seinen weißen Zähnen. »Wie Sie wissen, werden Sie das Studio unbewaffnet verlassen. Aber das soll nicht heißen, dass Sie sich nicht – auf legale oder illegale Weise – bewaffnen dürfen. Mein Gott, nein! Sie – oder Ihre Familie – erhalten jeweils hundert Dollar extra für jeden Jäger oder Repräsentanten der Staatsgewalt, den Sie ausschalten können.«
»Ich weiß schon, sagen Sie nichts«, sagte Richards. »Das verstärkt den theatralischen Effekt.«
Killian lächelte amüsiert. »Wie äußerst scharfsinnig von Ihnen. Ja. Aber versuchen Sie nicht, irgendwelche Zuschauer in den Sack zu verfrachten. Das ist nicht koscher.«
Richards sagte nichts.
»Der andere Aspekt des Wettbewerbs …«
»Die Spitzel und unabhängigen Kameramänner, ich weiß schon.«
»Es sind keine Spitzel; es sind gute nordamerikanische Bürger.« Es war nicht leicht zu sagen, ob Killians verletzter Tonfall ernst oder ironisch gemeint war. »Jedenfalls gibt es eine 0800er Nummer für jeden, der Sie entdeckt. Eine bestätigte Sichtung bringt einhundert Neue Dollar. Eine Meldung, die zu Ihrem Tod führt, ist tausend Neue Dollar wert. Wir bezahlen den freiwilligen Kameramännern dreißig Dollar pro laufendem Meter, und mehr …«
»Gehen Sie in Rente mit Ihrem Blutgeld! Verbringen Sie Ihren Lebensabend auf dem herrlichen Jamaika!«, schrie Richards und breitete die Arme aus. »Betrachten Sie sich hundertmal in der 3-D-Wochenschau. Werden Sie zum Idol von Millionen. Besorgen Sie sich die Einzelheiten per Holograf.«
»Das reicht«, sagte Killian ruhig. Bobby Thompson polierte seine Fingernägel. Victor war rausgegangen, man hörte ihn schwach, wie er etwas über Kameraeinstellungen schrie.
Killian drückte einen Knopf. »Miss Jones? Er gehört jetzt Ihnen, Süße.« Dann stand er auf und hielt Richards wieder die Hand hin. »Als Nächstes ist das Make-up dran, Mr. Richards. Danach die Beleuchtungsproben. Sie werden hinter der Bühne untergebracht, und wir werden uns vor Ihrem Auftritt nicht mehr sehen. Also …«
»Es war mir eine Ehre«, sagte Richards. Er ignorierte die Hand.
Miss Jones führte ihn hinaus. Es war halb drei.
… Minus 081 Countdown läuft …
Richards stand mit einem Polizisten an jeder Seite hinter den Kulissen und hörte den frenetischen Beifall, mit dem das Publikum Bobby Thompson begrüßte. Er war nervös. Er verspottete sich selbst deswegen, aber seine Nervosität war eine Tatsache. Spott und Hohn würden sie nicht vertreiben. Es war 6:01.
»Unser erster Kandidat heute Abend ist ein raffinierter, einfallsreicher Mann aus dem Wohnbezirk südlich des Kanals, aus unserer eigenen Heimatstadt«, sagte Thompson. Auf dem Bildschirm erschien ein schlichtes Porträt von Richards. Es zeigte ihn in seinem ausgebeulten grauen Arbeitshemd und musste vor ein paar Tagen mit einer versteckten Kamera aufgenommen worden sein. Der Hintergrund sah aus wie der Warteraum im vierten Stock. Das Foto ist retuschiert, dachte Richards, um seine Augen tiefer zu legen, die Stirn etwas flacher zu machen und die Wangen eingefallener wirken zu lassen. Sein Mund hatte unter dem Pinsel des Retuscheurs ein höhnisches Grinsen angenommen. Alles in allem wirkte der Richards auf dem Monitor furchterregend – der urbane Todesengel, brutal, nicht übermäßig intelligent, dabei aber von einer gewissen primitiven, ja animalischen Schlauheit besessen. Der schwarze Mann der in Uptown lebenden Apartment-Bewohner.
»Dieser Mann heißt Benjamin Richards, achtundzwanzig Jahre alt. Merken Sie sich dieses Gesicht gut! In einer halben Stunde wird dieser Mann auf der Pirsch sein. Wenn Sie ihn nachweislich gesehen haben, können Sie hundert Neue Dollar verdienen! Ein Hinweis, der seinen Tod bedeutet, bedeutet für Sie eintausend Neue Dollar!«
Richards’ Gedanken schweiften ab, doch er wurde schlagartig in die Gegenwart zurückgerufen.
»… und dies ist die Frau, die Benjamin Richards’ Preisgeld erhält, falls und wenn er erlegt werden sollte!«
Auf dem Bildschirm tauchte eine Fotografie von Sheila auf … aber auch diesmal war der Retuschierpinsel am Werk gewesen, und zwar noch grausamer als bei seinem
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