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Menschenjagd

Menschenjagd

Titel: Menschenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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alles sehr leid. Richards wartete.
    »Also«, sagte Elton zu seiner Mutter, als die Schluchzer in Schniefen übergegangen waren. »Mr. Richards ist ein guter Freund von Bradley Throckmorton, und er wird ein paar Tage bei uns bleiben, Mama.«
    Sie fing an zu kreischen, und er hielt ihr den Mund zu, wobei er allerdings selbst zusammenzuckte.
    »Doch, Mama, er wird bei uns bleiben. Ich werde seinen Wagen gleich in den Park fahren und dort verkabeln. Und du wirst morgen früh mit einem Paket zur Post gehen und es nach Cleveland schicken.«
    »Boston«, sagte Richards automatisch. »Die Bänder gehen nach Boston.«
    »Sie gehen ab jetzt nach Cleveland«, sagte Elton mit einem geduldigen Lächeln. »Bradley ist auf der Flucht.«
    »O Gott.«
    »Du wirst auch bald auf der Flucht sein«, fuhr Mrs. Parrakis ihren Sohn an. »Und dich werden sie auch kriegen. Du bist zu fett.«
    »Ich bringe Mr. Richards jetzt nach oben und zeige ihm sein Zimmer, Mama.«
    »Mr. Richards? Mr. Richards? Warum nennst du ihn nicht bei seinem richtigen Namen? Satan!«
    Er befreite sich sehr sanft aus ihrer Umklammerung, und Richards folgte ihm gehorsam die dunkle Treppe hinauf. »Wir haben hier sehr viele Zimmer«, sagte Elton freundlich und etwas außer Atem, während sein riesiger Hintern vor Richards’ Augen auf und ab wackelte. »Vor vielen Jahren war dies mal eine Pension – als ich noch ein Baby war. Sie können von Ihrem Zimmer aus die Straße beobachten.«
    »Vielleicht sollte ich doch lieber gehen«, sagte Richards. »Wenn Bradley wirklich aufgeflogen ist, hat Ihre Mutter vielleicht recht.«
    »Das ist Ihr Zimmer«, sagte Elton, als hätte er Richards’ Einwand nicht gehört, und öffnete die Tür zu einem feuchten, staubigen Zimmer, auf dem die Last vieler Jahre lag. »Es ist nicht sehr gemütlich, fürchte ich, aber…«Er drehte sich mit einem Lächeln zu Richards um, das die Bitte ausdrückte, ihn doch zu mögen. »Sie können bleiben, so lange Sie wollen. Bradley Throckmorton ist der beste Freund, den ich jemals hatte.« Das Lächeln wankte. »Er ist mein einziger Freund. Ich sehe mal nach meiner Mutter. Machen Sie sich keine Sorgen.«
    Richards wiederholte nur sein Angebot: »Ich gehe jetzt lieber.«
    »Nein, das können Sie nicht. Sie haben nicht mal meine Mutter mit Ihrem Kopfverband lange getäuscht. Ich werde Ihren Wagen jetzt an einen sicheren Ort fahren, Mr. Richards. Wir sprechen später darüber.«
    Er verließ das Zimmer schnell und ungeschickt. Richards sah, dass der Hosenboden seiner Uniform glänzte. Er schien einen schwachen Geruch von Unterwürfigkeit im Zimmer zurückzulassen.
    Richards zog den uralten grünen Vorhang ein wenig beiseite und sah, wie er auf die Straße ging und in seinen Wagen stieg. Dann kam er wieder heraus und lief zum Haus zurück. Richards’ Herz setzte einen Schlag aus.
    Schwere Schritte, die eilig die Treppe heraufstapften. Dann ging die Zimmertür auf, und Elton lächelte Richards an. »Meine Mutter hat recht«, sagte er. »Ich gebe wirklich keinen sehr guten Geheimagenten ab. Ich hab die Autoschlüssel vergessen.«
    Richards reichte sie ihm und versuchte es mit einem kleinen Scherz: »Ein halber Geheimagent ist besser als gar keiner.«
    Entweder hatte er den falschen Ton angeschlagen – oder gar keinen; Elton Parrakis trug sein Leiden zu deutlich zur Schau, und Richards konnte die geisterhaften, spottenden Stimmen der Kinder fast hören, die ihm für alle Zeit folgen würden wie kleine Schleppkähne hinter einem großen Passagierdampfer.
    »Vielen Dank«, sagte Richards leise.
    Parrakis ging wieder hinunter und fuhr den kleinen Wagen, der Richards aus New Hampshire hierher gebracht hatte, in den Park.
    Richards zog die Tagesdecke vom Bett und legte sich langsam hin, atmete flach und starrte einfach nur die Decke an. Das Bett schien ihn mit einer widernatürlich feuchten Umarmung zu umfangen, selbst durch die Decke und seine Kleidung hindurch. Ein schimmeliger Geruch drang ihm in die Nase, wie ein unbewusster Reim.
    Unten hörte er Eltons Mutter weinen.

… Minus 050 Countdown läuft …
     
    Er döste ein wenig, konnte aber nicht einschlafen. Es war schon fast dunkel, als er Eltons schwerfällige Schritte wieder auf der Treppe hörte. Er schwang die Füße aus dem Bett und setzte sich erleichtert auf.
    Als Elton klopfte und eintrat, bemerkte Richards, dass er sich umgezogen hatte. Statt der Uniform trug er jetzt Jeans und darüber ein zeltartiges Sport-Hemd.
    »Erledigt«, sagte er. »Der

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