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Menschenjagd

Menschenjagd

Titel: Menschenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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ein Streuselkuchen und schien auf mitleiderregende Weise darauf bedacht zu sein, Richards nicht ins Gesicht zu sehen. So weit, so gut.
    Er bog von der Route 91 auf die 17 ab und von dort auf eine Asphaltstraße ohne Namen oder Nummer. Drei Meilen weiter fuhr er auf einen unbefestigten Wendeplatz und stellte den Motor ab.
    Er drehte den Rückspiegel so, dass er sein Gesicht sehen konnte, und wickelte sich so schnell wie möglich die Bandage um den Kopf, die er mit einem Clip befestigte. Auf einer erschöpft wirkenden Ulme zwitscherte unablässig ein Vogel.
    Gar nicht mal übel. Wenn er in Portland Zeit zum Luftschnappen hätte, könnte er sich auch noch eine Halskrause besorgen.
    Er legte die Krücken auf den Beifahrersitz und fuhr wieder los. Vierzig Minuten später erreichte er das Verkehrskreuz Portsmouth. Auf der Route 95 nach Norden fahrend, griff er in seine Jackentasche und holte das zerknitterte Stück liniertes Papier heraus, das Bradley ihm gegeben hatte. Mit den sorgfältig gemalten Buchstaben eines Autodidakten hatte Bradley mit einem weichen Bleistift darauf geschrieben:
    94 State Street, Portland
DIE BLAUE TÜR, GÄSTEHAUS
Elton Parrakis (& Virginia Parrakis)
    Richards betrachtete den Zettel mit gerunzelter Stirn und sah dann wieder hoch. Ein schwarzgelbes Polizeiauto kreiste langsam über dem Verkehr auf dem Highway, zusammen mit einem gepanzerten Bodenfahrzeug auf der Straße. Sie schienen sich einen Moment auf ihn zu konzentrieren und brausten dann weiter, sich elegant durch den sechsspurigen Verkehr schlängelnd. Routine-Verkehrsüberwachung.
    Während er Meile um Meile zurücklegte, spürte er allmählich ein ungutes, fast widerwilliges Gefühl von Erleichterung in seiner Brust. Er fühlte sich, als ob er gleichzeitig lachen und sich übergeben müsste.

… Minus 052 Countdown läuft …
     
    Die Fahrt nach Portland verlief ohne Zwischenfälle.
    Als er den Stadtrand erreichte – er fuhr durch die geschlossenen Wohnviertel von Scarborough (reiche Häuser, reiche Straßen, reiche Privatschulen, umgeben von Elektrozäunen) -, flaute das Gefühl der Erleichterung wieder ab. Sie konnten überall sein. Vor oder hinter ihm, über und sogar unter ihm. Oder auch nirgendwo.
    Die State Street lag in einem öden Viertel mit alten Sandsteinbauten, nicht weit von einem überwucherten, dschungelähnlichen Park entfernt – ein gutes Versteck für Straßenräuber, Diebe, Drogensüchtige und Verliebte dieser kleinen Stadt, dachte Richards. Niemand würde nach Einbruch der Dunkelheit auf die State Street gehen, es sei denn, er führte einen Polizeihund an der Leine oder hatte einen Haufen seiner Gang-Kumpels dabei.
    Das Haus mit der Nummer 94 war ein verfallenes, rußverkrustetes Gebäude, vor dessen Fenster uralte grüne Vorhänge gezogen waren. Richards fand, es sah aus wie ein alter Mann, der mit grauem Star auf beiden Augen gestorben war.
    Er parkte den Wagen am Bordstein und stieg aus. Auf der Straße lagen vereinzelte vergessene Luftautos, einige so verrostet, dass sie nur noch unförmige Wracks waren. Am Rand des Parks lag ein Studebaker wie ein toter Hund auf der Seite. Nein, hier war offensichtlich nicht Bullen-Land. Wenn er hier seinen Wagen unbewacht stehen ließ, würde er innerhalb einer Viertelstunde eine Traube von mageren, rotzenden, grauäugigen Jungs anlocken. Innerhalb einer halben Stunde würden ein paar dieser dürren Jungs Schraubenzieher, Zangen und Brecheisen hervorzaubern. Sie würden damit angeben, sie vergleichen, sie in der Hand herumwirbeln, Scheinschwertkämpfe damit austragen. Sie würden sie nachdenklich in die Luft halten, als ob sie das Wetter prüfen oder mysteriöse Funkübertragungen empfangen würden. Innerhalb einer Stunde wäre der Wagen bis auf das Fahrgestell ausgeweidet, Luftkappen, Zylinder und das Lenkrad eingeschlossen.
    Ein kleiner Junge kam auf Richards zugerannt, als er sich gerade seine Krücken zurechtstellte. Runzelige, glänzende Brandnarben hatten eine Gesichtshälfte des Jungen in den blanken Frankenstein verwandelt.
    »Stoff, Mister? Guter Stoff. Bringt Sie auf den Mond.« Er kicherte verstohlen, wobei die knotige und klumpige Haut auf seiner verbrannten Gesichtshälfte grotesk hüpfte und sich wand.
    »Verpiss dich«, sagte Richards knapp.
    Der Junge versuchte, mit dem Fuß eine Krücke wegzustoßen. Richards holte mit der anderen aus und schlug ihn damit in einem flachen Bogen auf den Hintern. Fluchend rannte der Junge weg.
    Richards humpelte langsam die

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