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Menschenjagd

Menschenjagd

Titel: Menschenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Schönes erleben?
    Sein Gesicht verzog sich zu einer Schrecken erregenden und vollkommen unbewussten Maske aus Wut und Hass, und er hätte Gott selbst in dem Augenblick verflucht, wenn sich nicht ein besseres Objekt auf dem dunklen Bildschirm seines Verstands abgezeichnet hätte: die Spiele-Kommission. Und dahinter, wie der Schatten eines dunkleren Gottes: das Network.
    Er blieb sitzen, bis er gesehen hatte, dass der Junge die beiden Kassetten in den Briefkasten geworfen hatte. Aus dieser Entfernung wirkte er winzig.
    Dann stand er ungeschickt auf, klemmte sich die Krücke unter die Achsel und stolperte zurück durchs Gebüsch, schräg auf die Straße zu.
    Zum Flughafen also. Und vielleicht konnte er noch ein paar Rechnungen begleichen, bevor alles vorbei war.

… Minus 045 Countdown läuft …
     
    Er hatte eine Meile weiter hinten eine Kreuzung gesehen und verließ den Wald an dieser Stelle. Ungeschickt rutschte er den kleinen Schotterabhang zwischen Waldrand und Straße hinunter.
    Er setzte sich hin und machte ganz den Eindruck eines Mannes, der das Trampen langsam satthatte, da ja sowieso niemand anhielt, und stattdessen die Herbstsonne genoss. Die beiden ersten Wagen ließ er vorbeifahren. Es saßen jeweils zwei Männer drin, und er hielt seine Chancen für zu schlecht.
    Doch als der dritte Wagen sich dem Stoppschild näherte, stand er auf. Er hatte wieder das quälende Gefühl, auf allen Seiten eingeschlossen zu sein. Die ganze Gegend war für ihn zu unsicher, egal, wie weit Parrakis gekommen war. Der nächste Wagen könnte eine Polizeistreife sein, und das wäre das Ende.
    Eine Frau saß in dem Auto, und sie war allein. Sie vermied es, ihn anzusehen; Tramper waren unangenehme Zeitgenossen und sollten deswegen am besten ignoriert werden. Er riss die Beifahrertür auf und war gerade drin, als der Wagen wieder anfuhr. Der plötzliche Schub warf ihn auf die Seite, und er konnte sich gerade noch mit einer Hand am Türrahmen festhalten, sein gesunder Fuß schleifte hinterher.
    Das dumpfe Seufzen von Bremsen, das Luftauto schlingerte heftig. »Wer … was … Sie können doch nicht …«
    Richards hielt ihr seinen Revolver vor die Nase. Er war sich darüber im Klaren, dass er aus der Nähe grotesk aussehen musste – wie ein Mann, den man gerade durch den Fleischwolf gedreht hatte. Umso besser, dieses wilde Aussehen würde ihm helfen. Er zog seinen Fuß herein und schloss die Tür, der Revolver bewegte sich keinen Zentimeter. Die Frau war wie für einen Einkaufsbummel angezogen und trug eine blaue Sonnenbrille. Soweit er das beurteilen konnte, sah sie ganz gut aus.
    »Fahren Sie weiter«, sagte er.
    Sie tat das, was vorherzusehen war. Sie trat mit beiden Füßen auf die Bremse und schrie. Richards wurde nach vorn geschleudert. Sein gebrochener Knöchel knirschte scheußlich. Das Luftauto schlitterte auf den Randstreifen und blieb etwa zwanzig Meter hinter der Kreuzung stehen.
    »Sie sind dieser … Sie sind … R-R-R…«
    »Ben Richards. Nehmen Sie die Hände vom Lenkrad und legen Sie sie in den Schoß.«
    Das tat sie, wobei sie konvulsivisch zitterte. Sie vermied es beharrlich, ihn anzusehen. Vermutlich aus Angst, dachte Richards, sie könnte versteinern.
    »Wie heißen Sie, Ma’am?«
    »A-Amelia Williams. Erschießen Sie mich nicht. Töten Sie mich nicht. Ich … ich … Sie können mein Geld haben, aber, um Gottes willen, töten Sie mich niiiiiii …«
    »Pscht«, sagte Richards, um sie zu beruhigen. »Pscht, pscht.« Als sie zu kreischen aufhörte, sagte er: »Ich werde nicht versuchen, Ihre Meinung über mich zu ändern, Mrs. Williams. Sie sind eine Mrs., nicht wahr?«
    »Ja«, sagte sie automatisch.
    »Aber ich habe nicht die Absicht, Ihnen etwas anzutun. Haben Sie das verstanden?«
    »Ja.« Auf einmal wurde sie sehr gesprächig. »Sie wollen den Wagen. Man hat Ihren Freund gefasst, und jetzt brauchen Sie ein Auto. Sie können es haben – es ist versichert -, ich würde Sie nicht einmal verraten. Ich schwöre es. Ich werde einfach sagen, dass man es mir auf dem Parkplatz gestohlen hat, und …«
    »Darüber sprechen wir später«, sagte Richards. »Fahren Sie jetzt. Fahren Sie die Route 1 hinauf, und dann sehen wir weiter. Haben Sie Straßensperren bemerkt?«
    »N… ja. Hunderte. Sie werden Sie bald fangen.«
    »Lügen Sie nicht, Mrs. Williams. Okay?«
    Sie fuhr weiter, zuerst nur ruckartig, mit der Zeit dann aber immer sicherer. Die Bewegung schien sie zu beruhigen. Richards fragte sie noch einmal nach

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