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Menschenjagd

Menschenjagd

Titel: Menschenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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wahrnehmbar den Kopf, als wollte sie Ordnung in ihre Gedanken bringen. »Wie bitte?«
    »Halten Sie an. Steigen Sie aus.«
    »Aber Sie werden Sie tö…«
    »Ja. Aber es wird kein Blutvergießen mehr geben. Sie werden keinen Tropfen Blut zu sehen kriegen. Die haben da draußen genug Feuerkraft, um mich und den Wagen zu Staub zu schießen.«
    »Sie lügen. Sie werden mich töten.«
    Der Revolver hing locker zwischen Richards’ Knien. Er ließ ihn fallen, er schlug mit einem dumpfen Poltern auf der Gummimatte auf.
    »Oh, ich brauche einen Joint«, sagte sie gedankenverloren. »O Gott, ich wäre jetzt so gern high. Warum haben Sie nicht auf das nächste Auto gewartet, Himmelherrgott?«
    Richards fing an zu lachen. Es war ein lautloses, keuchendes Lachen, und bei jedem Atemzug tat ihm die Hüfte weh. Er schloss die Augen und lachte, bis Tränen unter seinen Lidern hervordrangen.
    »Es ist ziemlich kalt hier drinnen, jetzt, wo die Scheibe kaputt ist«, sagte sie trocken. »Machen Sie die Heizung an.«
    Ihr Gesicht war ein bleicher Fleck in den Schatten des Spätnachmittags.

… Minus 037 Countdown läuft …
     
    »Wir sind in Derry«, sagte sie.
    Die Straßen waren schwarz vor Menschen. Sie beugten sich aus den Fenstern oder saßen auf Balkonen und Veranden, obwohl die Sommermöbel schon längst weggeräumt waren. Sie aßen Sandwiches oder Brathähnchen aus fettigen Pappschachteln.
    »Sehen Sie Hinweisschilder zum Flughafen?«
    »Ja, ich folge ihnen. Sie werden einfach die Tore schließen.«
    »Wenn sie das tun, drohe ich einfach wieder damit, Sie umzubringen.«
    »Wollen Sie ein Flugzeug entführen?«
    »Ich werd’s versuchen.«
    »Das schaffen Sie nicht.«
    »Ich bin mir sicher, dass Sie recht haben.«
    Sie bogen zuerst nach rechts, dann nach links ab. Die Menge auf der Straße wurde ununterbrochen durch ein Megafon aufgefordert, zurückzutreten und sich zu zerstreuen.
    »Ist sie wirklich Ihre Frau? Ich meine die auf den Fotos.«
    »Ja, sie heißt Sheila. Unser Baby, Cathy, ist gerade anderthalb Jahre alt. Sie hatte Grippe. Vielleicht geht es ihr jetzt schon besser. Aus diesem Grund bin ich in diese Sache hineingeraten.«
    Ein Hubschrauber rauschte über sie hinweg und warf einen großen spinnenähnlichen Schatten vor sie auf die Straße. Eine fürchterlich verzerrte Stimme forderte Richards auf, die Frau freizulassen. Als sie geendet hatte und sie sich wieder unterhalten konnten, sagte sie: »Ihre Frau sieht wie eine kleine Schlampe aus. Sie sollte ein bisschen mehr acht auf sich geben.«
    »An dem Bild wurde rumgedoktert«, sagte Richards tonlos.
    »So was tun die?«
    »So was tun die.«
    »Da vorn ist der Flughafen. Wir fahren direkt darauf zu.«
    »Sind die Tore geschlossen?«
    »Ich kann es nicht erkennen … Moment … sie sind offen, aber blockiert. Ein Panzer. Das Geschützrohr ist direkt auf uns gerichtet.«
    »Fahren Sie bis auf zehn Meter ran und bleiben Sie dann stehen.«
    Der Wagen kroch langsam die vierspurige Flughafeneinfahrt entlang, durch die Reihen der Polizeiwagen und der Zuschauer hindurch, die unablässig zu schreien und zu plappern schienen. Über der Straße hing ein riesiges Leuchtschild: VOIGT AIRFIELD. Amelia sah auf beiden Straßenseiten einen Starkstromzaun, der das weite sumpfige, wertlose Feld auf beiden Seiten der Straße durchschnitt. Vor ihr, auf einer Verkehrsinsel, befand sich eine Art kombinierte Informations- und Verkehrskontrollzelle. Dahinter war das große Haupttor, das im Augenblick von einem A-62-Panzer blockiert wurde, dessen Kanone Geschosse mit dem Äquivalent einer viertel Megatonne abfeuern konnte. Weiter hinten entdeckte sie ein Gewirr von Fahrspuren und Parkplätzen, die alle zum Flughafengebäude führten, das die Sicht zu den dahinterliegenden Start- und Landebahnen versperrte. Ein riesiger Kontrollturm überragte alles, wie ein H.-G. Wells-Marsianer, dessen Westfenster die leuchtende Abendsonne widerspiegelten, sodass sie aussahen, als stünde das ganze Gebäude in Flammen. Passagiere und Flughafenangestellte hatten das Gebäude verlassen und standen jetzt auf dem nächsten Parkplatz, wo sie von der Polizei in Schach gehalten wurden. Ein pochendes, dröhnendes Heulen erfüllte die Luft, und Amelia sah, wie sich eine stahlgraue Lockheed/GA Superbird von einer der Startbahnen hinter den Hauptgebäuden in den Himmel erhob.
    »RICHARDS!«
    Sie zuckte zusammen und sah ihn erschrocken an. Er winkte gelassen ab: Ist schon gut, Ma, ich sterbe nur gerade.
    »SIE DÜRFEN

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