Menschenkenntnis - Der große Typentest - so entschlüsseln Sie die Stärken und Schwächen

Emotionen geplagt wird oder innerlich ausgeglichen ist.
    Eine hohe Resistenz zeigte der ehemalige US-Präsident George Bush, der sich von jeglicher noch so harter Kritik an ihm nicht beeindrucken ließ. Auch der russische Politiker Wladimir Putin und US-Präsident Barack Obama zeigen sich weitgehend unbeeindruckt von negativen emotionalen Einflüssen. Angela Merkel bewegt sich eher in der Balance. Zwar lässt sie sich bei aller – nicht immer objektiver – Kritik, die sie wegstecken muss, nur wenig anmerken. Da sie sich jedoch introvertiert verhält und nur wenig offene Emotionen zeigt, kann man nur darüber spekulieren, ob es ihr wirklich nicht nahegeht oder ob sie ihre Betroffenheit nur nicht zeigt. Es lässt sich zwar immer wieder Unsicherheit in ihrem Verhalten erkennen, jedoch dürfen wir nicht vergessen, dass sie in ihrem Job auch jeder Menge Stress und Druck ausgesetzt ist. Manche Berufe bringen solch einen hohen Druck automatisch mit sich: Weltraumpioniere wie Yuri Gagarin und Neil Armstrong brauchten starke Nerven und eine gewisse Unempfindlichkeit gegenüber Ängsten, sonst hätten sie ihren Job nicht bewältigen können. Ebenfalls eine sehr hohe Resistenz gegen widrige Umstände benötigen Abenteurer und Extremsportler: Felix Baumgartner, Joey Kelly, Jacques-Yves Cousteau, Thor Heyerdahl, Steve Irwin, Steve Fossett, Edward „Bear“ Grylls und Reinhold Messner hatten bzw. haben mit Sicherheit alle eine hohe Resistenz, sonst wären ihre Abenteuer nicht möglich gewesen. Nicht selten riskierten sie ihr Leben – und bezahlten leider auch manchmal damit. Dass 77 gerade im Sport auch hoher Druck herrscht, der die Widerstandsfähigkeit von vielen überschreitet, sehen wir an den Beispielen prominenter Sportler, die unter Symptomen hoher Empfindlichkeit zu leiden hatten: Lindsey Vonn, Sven Hannawald, Oliver Kahn, Robert Enke oder Sebastian Deisler. Zwar zeigen sie es nur selten öffentlich, aber auch Profisportler sind genauso von Problemen, Unsicherheit, Ängsten und Sorgen betroffen wie jeder andere Mensch – wenn nicht aufgrund ihres stressigen Berufs sogar noch häufiger. 42
3. Hintergrund: von negativen Gefühlen (Neurotizismus)
    Die Essenz dieses Teils der Persönlichkeit ist, wie anfällig bzw. widerstandsfähig wir gegenüber negativen Emotionen sind. Bei empfindlichen Menschen ist die Grenze zu Stress, Angst, Selbstzweifeln, Sorgen und Ärger recht schnell überschritten. Belastende Lebenssituationen wirken früher und stärker auf sie, sie reagieren intensiver auf negative Reize. Bei resistenten Menschen liegt die Reizschwelle gegenüber Negativem höher, sie verspüren diese Emotionen seltener und weniger intensiv bzw. erst bei stärkeren Reizen.
    Wenn hohe Empfindlichkeit nur Ängste und Sorgen mit sich bringt, stellt sich die berechtigte Frage, warum sich diese Charaktereigenschaft in der menschlichen Evolution überhaupt entwickelt hat. Depressionen, Stimmungsschwankungen und negative Gefühle bringen im Leben schließlich keine Vorteile. Wir müssen aber bedenken, dass wir heutzutage in einer wesentlich ungefährlicheren Welt leben als unsere Vorfahren vor Tausenden von Jahren. In der modernen westlichen Welt gibt es weder Bedrohungen durch wilde Tiere noch durch Hungersnöte, Epidemien oder aggressive gegnerische Clans. In unserer weit entfernten Vergangenheit sah das ganz anders aus: Dort war eine gesunde Ängstlichkeit und Wachsamkeit gegenüber Gefahren wahrscheinlich in vielen Situationen lebensrettend, nämlich dann, wenn wir sensibler auf solche Signale reagiert, sie früher bemerkt und aufgrund unserer Angst entsprechend vorsichtig reagiert haben, z. B. frühzeitig vor einem Raubtier weggerannt sind, anstatt sich ihm zu stellen. Auch waren empfindliche Personen wahrscheinlich aufmerksamer, was mögliche soziale Probleme in einer Gruppe anging. Ihre erhöhte Sorge um andere dürfte zu einem stärkeren Zusammenhalt und größerer Verbundenheit innerhalb einer Gruppe sowie zu einem besonderen Mitgefühl gegenüber Menschen, die unter Problemen welcher Art auch immer litten, geführt haben. 8 Das Wissen, dass 78 diese Eigenschaft irgendwann in der Menschheitsgeschichte vermutlich Vorteile mit sich gebracht hat, ist natürlich ein schwacher Trost für diejenigen, denen ihre hohe Empfindlichkeit heute unangenehm ist oder die darunter leiden. Aber es zeigt