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Menschenopfer - Gibert, M: Menschenopfer

Menschenopfer - Gibert, M: Menschenopfer

Titel: Menschenopfer - Gibert, M: Menschenopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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willst.«
    Es entstand eine längere Pause, während Yoko den Motor startete und die Heizung voll aufdrehte.
    »Als Erstes will ich nicht frieren, wenigstens da bin ich mir sicher«, kicherte sie verschämt. »Und dann muss ich mir wirklich überlegen, was ich machen will, da hast du recht. Allerdings musst du auch einsehen, dass, wenn ich mit dir zur Polizei gehe, meine ganze Familie davon betroffen sein wird. Und das ist eine Entscheidung, die ich nur sehr, sehr schwer treffen kann.«
    »Aber hast du nicht selbst gesagt, dass dein Großonkel ein richtiger Krimineller ist?«
    »Ja, klar habe ich das gesagt. Doch wenn ich ihn jetzt anzeige oder zumindest dir dabei helfe, ihn anzuzeigen, brauche ich mich in Sapporo nicht mehr blicken zu lassen. Das würde mein Vater mir nämlich nie, nie, niemals verzeihen. Wir sprechen hier immerhin von einem seiner Cousins.«
    »Eine schöne Familie hast du da.«
    »Ja, das finde ich auch. Aber ich konnte sie mir nun mal nicht aussuchen, wie du vermutlich auch nicht.«
    »Was du nicht sagst.«
    Yoko griff in ihre Tasche, kramte eine Packung Zigaretten und ein Feuerzeug hervor und zündete sich eine an.
    »Willst du auch eine?«
    »Nein, danke. Ich habe noch nie geraucht.«
    »Dann solltest du vielleicht jetzt mal damit anfangen. Wer weiß, wie viel Zeit dir noch dafür bleibt, es auszuprobieren?«
    »Hör bloß auf, so einen Unfug zu reden«, blaffte Watane sie an. »Ich weiß, dass ich heute Nachmittag eine gehörige Portion Glück hatte, und ich bin davon überzeugt, dass ich beim nächsten Mal ganz bestimmt nicht mehr so viel Dusel haben werde, aber ich lebe wenigstens. Und ich würde meinen linken Arm dafür geben zu erfahren, was mit Shinji passiert ist und wo er steckt. Ich mache mir wirklich die allergrößten Sorgen um ihn.«
    Yoko ließ die Seitenscheibe herunterfahren, schlug mit einer schnellen Bewegung des Zeigefingers die Asche der Zigarette ab, lehnte sich zurück und nahm einen weiteren tiefen Zug.
    Dann lehnte sie sich zurück und schwieg ein paar Sekunden.
    »Wenn ich dich jetzt zu den Bullen bringe«, fuhr sie schließlich fort, »und du wirklich meinen Onkel anzeigst, nehmen die bestimmt seinen Laden von vorne bis hinten und von oben bis unten auseinander. Was dann passiert, kann ich mir an fünf Fingern abzählen.«
    »So?«, wollte Watane wissen. »Was denn?«
    »Dann machen sie ihm garantiert die Bude zu, davon kannst du ausgehen. Auch wenn du ihm nicht beweisen könntest, dass er mit diesem Arschloch aus Sapporo unter einer Decke steckt, reicht das, was ich dir mitgebe, für eine saftige Anklage aus.«
    »Aber ich weiß doch noch gar nichts Richtiges. Soll ich zur Polizei gehen und denen berichten, dass mir eine Bekannte was erzählt hat, wofür ich aber leider nicht einen einzigen Beweis habe? Was ist zum Beispiel mit der Schutzgelderpressung, von der du vorhin gefaselt hast? Gibt es da irgendwas, das als Beweis durchgehen würde? Und wie funktioniert das Ganze denn eigentlich? Die Leute von deinem Onkel können doch nicht einfach mit der Pistole in der Hand zu den Restaurantbesitzern gehen und ihnen drohen, dass sie das Haus anstecken, wenn nicht bezahlt wird.«
    »Das müssen sie auch gar nicht«, gab Yoko vielsagend zurück.
    »Wie meinst du das denn jetzt wieder«, echauffierte sich die Frau auf dem Beifahrersitz ärgerlich. »Das geht mir wirklich auf die Nerven, was du da machst. Entweder, du erzählst mir auf der Stelle, was du weißt, oder du hältst ab jetzt einfach deinen Mund über diese Sachen.«
    »Ist ja schon gut«, hob die Großcousine von Daijiro Tondo beschwichtigend die Arme. »Ich will dich bestimmt nicht nerven.«
    »Dann lass es halt auch.«
    »Also«, begann Yoko, während sie die Zigarette neben das Auto fallen ließ und die Scheibe schloss, »die Geschichte mit der Schutzgelderpressung läuft schon seit vielen Jahren und sie läuft immer nach dem gleichen Muster. Mein Großonkel betreibt eine Wäscherei, in der Arbeitsklamotten und Servietten und so was gewaschen werden. Nichts übermäßig Großes, aber immerhin groß genug für seine Zwecke.«
    Sie dachte wieder ein paar Sekunden nach.
    »Alle Restaurants, die Geschäfte mit ihm machen, müssen ihre Wäsche bei ihm waschen oder reinigen lassen. Das ist die Basis der Erpressung. Diesen Dienst, dem sich keiner der Kunden entziehen kann, lässt er sich erstens in der Hauptsache schwarz, und zweitens viel, viel zu teuer bezahlen. Und wer aufmuckt, kriegt erst richtig Ärger. Der

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