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Menschenskinder

Menschenskinder

Titel: Menschenskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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Hinterkopf ausgepointet werden, außerdem sollte ich meine mir redlich verdienten grauen Haare etwas aufhellen lassen, und die Frisur könnte ruhig etwas pfiffiger sein, hatte Kirsten gemeint. Besonders mit Letzterem war ich absolut einverstanden und ließ mich in Manuelas Liste eintragen. Aber was auspointen heißt, wusste ich noch immer nicht. Fragen wollte ich auf keinen Fall, als Frau von Welt hatte man das offenbar zu wissen, und wer gibt schon gern zu, dass er als Provinzbewohner in mancher Hinsicht noch hinter dem Mond lebt?
    »Die Kirsten tut mir jetzt schon Leid«, sagte Renate, als wir Oberhäusler uns gegen elf Uhr zur Manöverkritik im Kaminzimmer zusammenfanden, »die hat morgen Abend ein Mammutprogramm.«
    Lilo nickte. »Wir anderen sind ja alle ganz friedlich, aber Püppi hat sich auch vormerken lassen, und die würde ich als Kundin um keinen Preis der Welt haben wollen. Ich kenne diese Typen! Sie wissen alles, können alles, und das natürlich viel besser als man selbst, und zum Schluss ist man sogar bereit, ihnen Geld zu geben, damit sie endlich verschwinden und nie mehr wieder kommen.« Sie seufzte. »Tun sie ja auch nicht, stattdessen erzählen sie überall herum, dass sie jetzt endlich eine neue Kosmetikerin, Friseurin oder wen auch immer gefunden haben, ›nämlich eine, die endlich mal was kann. Dafür fahre ich gern die zwanzig Kilometer nach Kleinkleckersdorf««, imitierte Lilo die Piepsstimme von Püppi. »Dabei ist bei der sowieso nichts mehr zu retten! Sie hat eine Gesichtshaut wie meine Großtante, und die ist einundachtzig.«
    »So alt ist Püppi nun wirklich noch nicht«, protestierte ich, »obwohl sie um sieben Uhr früh manchmal so aussieht.«
    Wer im Wintergarten sitzt, sollte allerdings nicht mit Blumentöpfen schmeißen! Schon seit einiger Zeit putze ich morgens meine Zähne unter der Dusche, damit ich mich dabei nicht dauernd im Spiegel sehen muss! Aber weil Schlaf vor Mitternacht der Schönheit besonders dienlich sein soll, was zwar längst widerlegt, jedoch eine gute, wenn auch meistens mild belächelte Ausrede für senile Bettflucht ist, verabschiedete ich mich und ging schlafen.
    »Das wird heute eine lange Nacht!« Conny studierte den Stundenplan, der hektographiert neben jedem Frühstücksgedeck lag. »Ich bin erst um viertel vor neun dran.«
    »Morgens?«, wollte Lilo wissen, dabei in ihr Wurstbrötchen beißend. Sie hatte die 1000-Kalorien-Diät endgültig aufgegeben und holte jetzt alles nach, worauf sie während der ersten drei Tage verzichtet hatte. »Da wollten wir doch eigentlich einkaufen gehen?«
    »Abends, du Schaf. Und wenn du gestern mal deine Topfdeckel von den Ohren genommen hättest, dann wüsstest du, dass wir inzwischen umdisponiert haben. Den Blumenstrauß machen wir selber!«
    Lange hatten wir überlegt, in welcher Form wir den guten Geistern in Küche und Keller die wohlverdienten Trinkgelder zukommen lassen könnten. Der übliche Briefumschlag erschien uns zu profan, die Pralinenpackung mit den unter das Zellophanpapier geschobenen Geldscheinen zu fantasielos, und von einem Blumenstrauß samt dezent überreichtem Kuvert hätte niemand so richtig etwas gehabt. Doch vermutlich wäre es dabei geblieben, hätte nicht Renate plötzlich gesagt: »Wir basteln selber einen Strauß. Aus Geldscheinen!«
    »Und wie stellst du dir das vor?« Immerhin hat Steffi eine gewisse Erfahrung in der Herstellung künstlicher Sträuße, auch wenn hierfür in erster Linie Floristin Lissy zuständig ist. Und es auch besser kann! Geldscheine hat sie allerdings nie dazu genommen.
    »Genau weiß ich das selber noch nicht, nur so ungefähr.« Dann wollte Renate wissen, ob Lilo die leeren Tüten ihrer Notverpflegung schon entsorgt oder immer noch in den Tiefen ihres Koffers versteckt habe.
    »Natürlich sind die noch da. Oder glaubst du, ich würde sie hier im Haus so einfach in den Papierkorb werfen? Dann wäre ich doch restlos unten durch!«
    »Bist du sowieso schon. Das Personal sieht bekanntlich alles! Vor allem Chipskrümel auf dem Teppich und Schokoladenpapier-Kügelchen auf dem Fensterbrett.«
    Lilo seufzte. »Ich weiß ja, dass ich das nicht sollte, aber ein Riegel Schokolade enthält gerade so viel Energie, wie man braucht, um den nächsten zu nehmen.«
    Nach dem frugalen Frühstück – ich hatte mir diesmal sechs Punkte zugebilligt, morgen hatte die Kalorienzählerei sowieso ein Ende, also kam es jetzt auch nicht mehr drauf an! – teilte Renate ihre Hilfstruppen ein. Bis

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