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Menschenskinder

Menschenskinder

Titel: Menschenskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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abgelaufenen Diät-Joghurt hatte ich im firmeneigenen Kühlschrank nichts Essbares gefunden. »Jetzt weiß ich wenigstens, woher der Begriff ›Innere Leere‹ kommt«, hatte ich mich beschwert.
    »Zu Kaisers habe ich es heute nicht geschafft«, hatte sich Steffi entschuldigt, »aber ich werde schon dafür sorgen, dass Hannes uns nachher zum Chinesen einlädt.«
    Der wollte nicht so recht. Bestimmt seien wir alle müde, würden lieber die Beine hochlegen statt unter einen Restauranttisch zu stellen, der Pizza-Service liefere innerhalb von fünfzehn Minuten, außerdem wolle Olaf nachher raufkommen, weil heute das Länderspiel … Premiere kriegt er doch nicht …
    »Kleine Intelligenzfrage, Hannes«, unterbrach sie ihn, »was ist das? Hat acht Beine, trinkt Bier und hat zusammen einen IQ von 110?«
    Er schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung.«
    »Ist doch ganz einfach! Vier Männer gucken ›Sportschau‹.«
    Ich weiß nicht, weshalb er darüber nicht lachen konnte.
    Natürlich sind wir essen gegangen, und als wir nach Hause kamen, waren zwei Nachrichten auf dem Anrufbeantworter. Beide für mich. »Kannst du bitte gleich mal zurückrufen?« lautete die erste, während die zweite, eine Stunde später aufgezeichnet, schon weit weniger freundlich klang. »Wo steckst du eigentlich? Es ist nach halb acht, ich denke, dieser Scheißladen macht um fünf Uhr zu. Ruf sofort zurück! Ich strampele mich hier ab, und du amüsierst dich!« Dann machte es klick, und die Blechstimme aus dem Kasten leierte: »Ende-derNachricht-es-ist-neunzehn-Uhr-ein-und-vierzig.«
    »Mit dem Amüsieren war’s ja nicht weit her«, sagte ich grimmig, »mir tut der Rücken weh, drei Fingernägel sind abgebrochen, der vierte eingerissen – vergiss nicht, mir nachher eine Nagelfeile rauszulegen, jetzt muss ich die anderen auch runterfeilen –, ich habe Sodbrennen von der scharfen Soße, und meinen Schlafanzug habe ich auch vergessen. Soll ich jetzt wirklich noch zu Hause anrufen und mich volllabern lassen, weil dein Vater den Korkenzieher nicht finden kann?«
    »Vielleicht ist es etwas Wichtiges«, erwiderte seine Tochter und drückte auf die entsprechende Speichertaste; schon nach dem ersten Läuten klickte es im Apparat. Rolf musste direkt daneben gesessen haben! Dann hörte ich folgenden Monolog: »Hallo, Paps. Ja, wir sind eben erst nach Hause gekommen. Wieso Kino? Hannes hat uns zum Essen eingeladen, weil ich keine Zeit gehabt hatte … Du hast auch nichts gegessen? So viel ich weiß, ist doch eure Gefriertruhe randvoll mit … ach so, Mikrowelle ist kaputt. Seit wann denn? Weißt du nicht? Määm hat aber gar nichts davon gesagt. Warum hast du nicht einfach eine Bratpfanne … verstehe, dafür geht sie natürlich nicht, aber mussten es ausgerechnet Germknödel …?«
    An dieser Stelle nahm ich ihr den Hörer aus der Hand: »Tiefgefrorene Knödel gart man in kochendem Wasser und nicht in der Mikrowelle, die im Übrigen heute Morgen noch einwandfrei funktioniert hat. Und wenn du den Kühlschrank geöffnet und dich dabei ein bisschen gebückt hättest, wäre dir das Brokkoli-Gratin beinahe ins Gesicht gesprungen.«
    »Das gab’s doch schon gestern«, reklamierte mein Ehemann, der ohne Protest drei Tage hintereinander Kaiserschmarrn mit Apfelmus essen und am vierten Tag fragen würde, ob nicht noch was übrig geblieben ist. »Ich habe mir vorhin drei Spiegeleier gemacht – wieder mal«, kam es vorwurfsvoll durch den Hörer, »aber deshalb habe ich nicht angerufen. Die Waschmaschine geht nämlich auch nicht.«
    Wer weiß, was er da reingeschmissen hatte, seine alten Pinsel vielleicht oder unten die Fußmatte an der Kellertreppe.
    Sein Waschzwang kannte ja zur Zeit keine Grenzen. Andererseits – die Maschine war noch kein Jahr alt, und nach meiner Erfahrung fällt bei Elektrogeräten die erste Reparatur frühestens zwei Wochen nach Ablauf der Garantiezeit an. »Warum geht sie denn nicht?«
    »Wenn ich das wüsste, könnte ich den Fehler vermutlich selber beheben.«
    Um Himmels willen, bloß nicht! »Hast du die Tür richtig zugemacht?«
    »Hältst du mich für so dämlich?«, blaffte er zurück.
    Manchmal muss man einfach lügen. »Natürlich nicht, doch wenn sie nicht einrastet, funktioniert die ganze Automatik nicht mehr. Ist mir auch schon passiert.«
    »Ja, dir vielleicht! Die Tür ist zu, aber wenn ich auf den Einschaltknopf drücke, tut sich gar nichts.«
    »Hast du die Temperatur eingestellt?«
    Kurzes Zögern. »Welche muss ich denn

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