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Menschenskinder

Menschenskinder

Titel: Menschenskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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nehmen?«
    »Gegenfrage: Was willst du waschen? Hat das nicht Zeit, bis ich wieder zu Hause bin?«
    »Was Leichtes, ist auch nur wenig verschmutzt.«
    Spätestens bei dieser Aussage hätte ich stutzig werden müssen. Stattdessen empfahl ich, den Temperaturregler auf 40 Grad zu stellen und nun noch mal den Einschaltknopf zu betätigen.
    »Es tut sich gar nichts«, meldete Rolf, »ich habe doch gesagt, die Maschine ist kaputt.«
    »Hast du den Wasserhahn aufgedreht?«
    »Welchen Wasserhahn? Hier ist doch gar keiner dran!«
    Ganz ruhig bleiben, sagte ich leise zu mir selber, er weiß es nicht mehr! Er hat tatsächlich vergessen, dass er beim Kauf dieser Öko-Spar-ichweißnichtwasnochalles-Maschine darauf bestanden hatte, dass eine Sperrtaste zwischengeschaltet wird. Sie verhindert den unkontrollierten Wasserzulauf, falls sich mal der Schlauch löst oder platzt oder auf eine andere Art den ganzen Keller unter Wasser setzt. Hatten wir vor Jahren schon mal gehabt, nur nicht im Keller, sondern praktischerweise im Bad, wo ich die knapp dreißig Liter Seifenlauge wenigstens gleich in die Wanne schaufeln konnte.
    »Pass mal auf«, sagte ich langsam und mit entsprechenden Pausen, »du folgst jetzt dem Schlauch – nein, das ist der weiße, der graue ist für das Abwasser – bis zum Wasserhahn. Ja, das ist der ganz rechte und auch der einzige, an dem ein Schlauch befestigt ist. Hast du ihn gefunden? Gut. Unterhalb davon befindet sich seine Art Schraube mit einem roten Punkt. Die drehst du zu dir hin, bis der Punkt in deine Richtung zeigt. Und dann müsste …«
    »Es hat geklappt!«, jubelte er. »Die Trommel dreht sich.«
    »Na prima«, freute ich mich mit ihm. Manchmal ist es wirklich einfach, einen erwachsenen Mann glücklich zu machen.
    Zu erwähnen wäre noch ein weiterer Anruf. Wir waren gerade schlafen gegangen, als das Telefon klingelte. Sekunden später brüllte Steffi aus dem Schlafzimmer: »Nimm mal den Hörer ab, es ist für dich!«
    Natürlich hat in einem von Hannes bewohnten Domizil jedes Zimmer einen Telefonanschluss, Bad und Toilette ausgenommen, doch dafür schaltet sich in Letzterer automatisch das Radio ein, sobald das Licht angeht. Fürchterlich! Wer lässt sich schon gern an einem vernebelten Februarmorgen noch im Halbschlaf erzählen, dass auf Sizilien die Sonne scheint und Temperaturen bis 18 Grad zu erwarten sind?
    Diesmal klang die Stimme am Telefon nicht vorwurfsvoll, sondern ängstlich. »Sag mal, wie viel Waschpulver nimmst du immer für eine Maschine?«
    »Das ist unterschiedlich. Warum?«
    »Es ist doch nicht normal, wenn aus allen Ritzen Schaum kommt, oder?«
    Am nächsten Morgen fuhr ich wieder nach Hause.

Kapitel 15
    B loß weil du auf dem Truthahn bist, leidet die ganze Familie unter deiner schlechten Laune!«, sagte mein Ehemann und hielt mir die Kaffeetasse hin, auf dass ich sie ihm fülle. »Früher hast du nie solche Hektik gemacht!«
    »Ich mache keine Hektik, ich will lediglich das Geschirr wegräumen. Den Kaffee kannst du dir bestimmt allein eingießen, du bist doch schon groß!« Ich sortierte Teller und Besteck in die Maschine. »Und was soll überhaupt deine Anspielung? Wieso bin ich ein Truthahn?«
    Von der Essdiele bis zur Küche sind es genau drei Schritte, die Tür dazwischen haben wir ausgehängt, weil’s praktischer war, doch nun kann man sie nicht mehr hinter sich zumachen, was wiederum nicht so praktisch ist. Überlegungen, den alten Zustand wieder herzustellen, scheiterten bisher an der erst drei Jahre alten Einbauküche. Dort, wo die Tür mal aufging, hängt jetzt der Schrank mit »Sonstiges«, worunter jede nicht so perfekte Hausfrau – und zu denen gehöre ich -einfach alles versteht, was nicht genau einzuordnen ist, also vom Puddingpulver über Streichhölzer und Aspirin bis zu diesem tollen Dosenöffner vom letzten Tupper-Abend; wenn ich die Gebrauchsanweisung wieder finden würde, käme ich vielleicht damit klar.
    Dieser Schrank ist also unentbehrlich, doch falls sich die Tür als noch unentbehrlicher erweisen sollte, steht sie, abgedeckt mit einem alten Laken, irgendwo in einer Kellerecke. Der Zeitpunkt ihrer Wiederkehr scheint täglich näher zu rücken! »Ich habe nicht gesagt, dass du ein Truthahn bist«, erläuterte Rolf, »sondern dass du dich mit einem herumschlägst. Oder nennt man das nicht so, wenn jemand auf Entzug ist?«
    »Ich bin nicht auf Turkey, falls du das meinen solltest, ich habe nur keine Lust, stundenlang am Tisch zu sitzen und dir beim

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