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Menschenskinder

Menschenskinder

Titel: Menschenskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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fliegen«, stöhnte Steffi, nachdem sie wieder einmal vergeblich eine der startbereiten Maschinen angesteuert hatte und von unserem uniformierten Begleiter zurückgewinkt worden war. »Von laufen hat keiner was gesagt!«
    Auch ich hatte allmählich die Nase voll. Wir waren schon ein paar hundert Meter über den staubigen Betonweg geschlappt, und wenn die Sonne auch von einer grauen Wolkenwand verdeckt war, so spürte man die Hitze trotzdem. Es herrschte eine unangenehme Schwüle.
    Ganz hinten auf dem Flugfeld und abseits von seinen großen Brüdern stand ein winziges Maschinchen, so eins von denen, die gelegentlich am Schluss der Fernsehnachrichten erwähnt werden, weil mal wieder eins »aus noch nicht geklärten Gründen« einfach runtergefallen ist. Der Pilot und sein Begleiter waren meistens ums Leben gekommen (mehr Leute hätten ja glücklicherweise auch nicht reingepasst), und jedes Mal hatte ich mich gefragt, weshalb sich überhaupt noch jemand mit so einem Spielzeug in die Luft wagt.
    Vor genau einem dieser Mini-Flieger war unser Begleiter stehen geblieben. Ein sehr jugendlicher Mechaniker werkelte noch daran herum, doch der Propeller (nur ein einziger in der Mitte!) lief bereits. »Da steige ich nicht ein!«, protestierte ich sofort. »Lieber schwimme ich!«
    Auch Steffi sah nicht gerade begeistert aus, doch Hannes hatte schon einen Blick ins Cockpit geworfen und zerstreute unsere Bedenken. »Der Vogel scheint anständig gewartet zu werden, außerdem hat er bereits Satelliten-Navigation, und überhaupt haben diese Kleinen selbst bei Motorenausfall immer noch eine reelle Chance, heil runterzukommen. Besonders wenn Wasser drunter ist. Im Gegensatz zu den Düsen clippern können sie nämlich segeln.«
    »Ich steige nicht in einen Flieger, um zu segeln, dazu gibt es bekanntlich Boote, sondern um zu fliegen, und in das Ding hier gehen wir sowieso nicht alle rein! Wo ist überhaupt der Pilot?« Den hatte ich noch gar nicht gesehen.
    Er war aber schon da. Der Mechaniker schälte sich aus seinem grauen Overall und stand plötzlich in dunkelblauen Shorts und weißem Hemd mit vier goldenen Streifen auf den Schulterklappen vor uns. »Good morning, I am George. Welcome an board.«
    Noch nie war ich von einem Flugkapitän mit Handschlag begrüßt worden! Also blieb mir gar nichts anderes übrig, als hinter Steffi in diese Blechbüchse zu klettern, mich anzuschnallen und zu hoffen, dass unser Beinahe-noch-Teenager uns nicht nur nach oben, sondern am Ziel auch wieder heil runterbringen würde. Hannes durfte übrigens auf dem Sitz des Co-Piloten Platz nehmen, was den Schluss nahe legte, dass es auf diesem Flug keinen geben würde. Ich fand das nicht sehr beruhigend.
    Um bei der Wahrheit zu bleiben: George verstand seinen Job. Es wurde ein wunderschöner ruhiger Flug, in dessen Verlauf wir eine ganze Menge über die Philippinen, ihre Bewohner und deren Alltag erfuhren, denn George sprach nicht nur ein ausgezeichnetes Englisch, sondern sogar einige Brocken deutsch – seine Schwester hatte einen Deutschen geheiratet und lebte schon seit fünf Jahren in Frankfurt.
    »This is your island!«, unterbrach er sich plötzlich und deutete auf ein direkt unter uns liegendes Inselchen, von dem außer viel Botanik nur das leuchtende Blau eines Pools zu sehen war.
    »Ich werde nie begreifen, weshalb man auf einer kleinen Insel auch noch ein Schwimmbecken installieren muss, es gibt doch nun wirklich rundherum genug Wasser«, wunderte ich mich. »Und warum geht der Knabe nicht endlich runter, wir sind ja schon fast dran vorbei!«
    »Soll er auf den Bäumen landen?«, bemerkte Steffi ganz richtig. »Oder siehst du hier irgendwo eine Piste?«
    »Nein. Wahrscheinlich wird er uns aus dem Flieger schmeißen, sonst sehe ich nämlich keine Möglichkeit mehr, auf diese Insel zu kommen.« Wir hatten schon verschiedene kleine Eilande überflogen, doch auf keiner hätte auch nur ein Segelflugzeug landen können, ohne an einem Baum oder einer Ansammlung von Felsbrocken zu zerschellen. Vor uns lag schon wieder ein bisschen Land, etwas Größeres sogar mit richtigen Bergen, auf den Gipfeln nur harte, sonnenverbrannte Erde, und trotzdem drückte unser Pilot die Nase des Fliegers nach unten. Wollte der etwa hier …? Das ging doch gar nicht, wer landet schon freiwillig zwischen lauter Hügeln? So was passiert nur in amerikanischen Katastrophenfilmen, wo die heldenhafte Stewardess … hoppla, das war knapp! Jetzt hätte George doch beinahe die Kühe

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