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Menschenskinder

Menschenskinder

Titel: Menschenskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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meine Tochter, »sonst habe ich immer Ammer hingeschrieben.«
    »Denk mal an Shakespeare!«
    »Wieso? Ist der denn auch ein Fluss?«
    »Quatsch, aber wo kommt er her?«
    »Wer?«
    »Shakespeare.«
    »Dusslige Frage! Aus England natürlich.«
    »Ja, aber von wo genau?«
    »Stratford upon Avon.«
    »Eben!«
    »Na und?«
    »Avon ist ein Fluss!«
    »Ach so.«
    Ich hatte Arizonas hingeschrieben, aber das hatte Steffi nicht gelten lassen. »Der Fluss heißt Amazonas!«
    »Das ist der südamerikanische, den meine ich ja gar nicht! Der Arizonas fließt in Nordamerika.«
    »Was du meinst, ist der Staat, und der heißt Arizona. Ohne S hintendran.«
    Man sollte eben nicht eigenmächtig bewährte Spielregeln ändern!
    Bevor wir uns endgültig in die Haare kriegten, weil Steffi Breslau nicht als ausländische Stadt anerkennen wollte (und damit derselben Meinung ist wie die Vertriebenen-Verbände!), und selbst wenn, dann hieße sie jetzt sowieso ganz anders und bestimmt nicht mit B vorne, wurden wir aufgerufen. Da war es halb eins! Um eins standen wir immer noch Gewehr bei Fuß beziehungsweise Koffer neben Waage, während Hannes vergeblich zu erklären versuchte, dass er die Gebühr für Übergepäck bereits einmal bezahlt habe und nicht daran denke, ein zweites Mal zu löhnen.
    Das interessiere ihn nicht, sagte der Mann auf der anderen Seite der Waage, dies hier sei eine nationale Fluglinie, die mit der internationalen nichts zu tun habe, aber wenn uns der Weitertransport unserer Koffer zu teuer sei, würde man sie eben bis zu unserer Rückreise in Verwahrung nehmen. Das koste dann nur einen Dollar pro Tag. Für alles zusammen!
    Zähneknirschend zückte Hannes die Brieftasche. Es ging ihm ja gar nicht um das Geld, denn die Zusatzgebühr war wirklich nicht hoch, sondern ums Prinzip. Im Gegensatz zu Golfern, die ihre fahrbaren Säcke nebst zwei Dutzend »Eisen« bei fast jeder Fluglinie kostenlos transportieren dürfen, werden Taucher nämlich zur Kasse gebeten. Nun ja, die Zeiten, als Hans Hass die Haie im Roten Meer noch durch Anschreien unter Wasser verscheuchen konnte (zumindest hat er das behauptet), sind längst vorbei. Tauchen ist kein elitärer Sport mehr, genauso wenig wie Tennis, und wenn in absehbarer Zeit bei uns die Fußballplätze in Golfrasen umgewandelt werden, muss für die Upper Class dringend etwas Neues erfunden werden. Aber bis dahin wird es bestimmt schon Weltraum-Hotels geben mit Stratosphären-Surfing oder ähnlichem.
    Hannes bekam also eine handgeschriebene Quittung ausgehändigt, unseren Gepäckstücken einschließlich des Handgepäcks wurde jeweils ein Kärtchen angehängt, und dann mussten wir selber auch noch einzeln auf die Waage (sie ging übrigens höchst ungenau, ich hatte noch niemals in meinem Leben 64 Kilo gewogen!). Weshalb? Das erfuhren wir, nachdem der Flughafenmensch mit Hilfe eines Taschenrechners unser Gesamtgewicht ermittelt, telefonisch weitergegeben und dann die Antwort bekommen hatte, dass man zunächst einmal nur die drei Personen befördern könne und irgendwann im Laufe des Tages das Gepäck.
    Wie bitte???
    Wir seien die einzigen Passagiere, folglich habe man nur eine kleine Maschine für diese Route, doch gegen Abend käme noch mal eine größere, und die würde dann auch unsere Koffer bringen.
    Erst auf Grund unseres Protests und nach erneuten arithmetischen Berechnungen wurden Steffi und mir wenigstens unsere Bordtaschen zugebilligt, also jene meist etwas uneleganten Behältnisse, in die von Geld und Tickets bis zu Kopfschmerztabletten, Brille (je nach Jahreszeit auch noch eine für die Sonne), Taschenbuch, Kaugummi und eine Menge Sonstiges hineingestopft wird, was während einer längeren Reise lebenswichtig ist. Nicht zu vergessen den Fotoapparat!
    Hannes auf der Waage war schon einen Schnappschuss wert gewesen!
    Dann endlich durften wir die Schranke passieren, und wenig später befanden wir uns auf dem Flugfeld. Wer wie wir bisher nur diese bessere Baracke und ihr auch nicht gerade viel versprechendes Interieur gesehen hatte, konnte direkt hinter diesem Schuppen niemals ein solch großes Areal erwarten: mit Start- und Landebahn, mehreren Hangars und einem richtigen kleinen Tower. Und natürlich mit Maschinen unterschiedlicher Größe. Von manchen behauptete Hannes allerdings, sie hätten schon zur Regierungszeit von Ferdinand und Imelda Marcos antiquarischen Wert gehabt, doch es gab auch ganz moderne, die mich allmählich wieder hoffen ließen.
    »Ich denke, wir können

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