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Menschenskinder

Menschenskinder

Titel: Menschenskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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tief Luft und platzte heraus: »Ich habe schon zu meinem Karl gesagt, dass ich immer wieder über Sie alle staune, wie Sie das so wegstecken. Also ich hätte hier keine ruhige Minute mehr, wenn ich wüsste, dass inzwischen mein Haus abgebrannt ist. Machen Sie sich denn überhaupt keine Sorgen, was gerettet worden ist und wie es jetzt weitergeht, oder haben Sie so viele Leute, die sich um alles kümmern?«
    Es dauerte einige Sekunden, bis ich begriff, was sie da eben gesagt hatte. Haus abgebrannt? Wessen Haus? Wir hatten doch gar keins, jedenfalls kein eigenes.
    »Hoffentlich sind Sie gut versichert, weil nämlich die vom Hausrat gar nicht alles bezahlen. Ich weiß das von meiner Kusine. Wie der ihr Wohnwagen gebrannt hat, ist nämlich der verkehrte Wert angerechnet worden, und das war denn gar nicht so viel.«
    »Verkehrswert«, murmelte ich automatisch, »man hat ihr den Verkehrswert berechnet, nicht den verkehrten.«
    »Doch! Sie hat nämlich viel weniger gekriegt als wie das alles mal gekostet hat.« Diese Aussage wurde durch nachdrückliches Kopfnicken unterstrichen. »Da müssen Sie gut aufpassen, sonst geht es Ihnen so wie Ilse. Am besten nehmen Sie sich einen Rechtsanwalt. Kennen Sie einen?« Die Antwort wartete sie gar nicht erst ab. »Also, ich könnte Ihnen da wen empfehlen, nämlich den Sohn von meinem Schwager, den Joachim. Is sogar Doktor seit vorigem Jahr und hat jetzt eine eigene Firma. Wollen Sie mal die Adresse haben? Der wohnt bei Darmstadt, also gar nicht weit weg von Ihnen.«
    Nein, ich wollte die Adresse nicht haben, und überhaupt konnte mit Joachim nicht viel los sein, denn den hatte mir Uschilein gestern doch glatt unterschlagen. Dabei hätte ich inzwischen ihren Stammbaum aufzeichnen können, sogar rückwärts bis zum Großvater, Hufschmied im Mecklenburgischen »und sehr angesehen«, wie Uschi versichert hatte. Der von Karl war bloß Tagelöhner gewesen, »aber eigentlich stimmt das gar nicht, denn er hat immer Arbeit gehabt bei den Bauern, bloß eben im Winter nicht, da gibt es ja nicht so viel zu tun«, hatte sie den niederen sozialen Status ihres angeheirateten Opas bemäntelt.
    Der abgefackelte Lkw hatte sich natürlich herumgesprochen, von allen Seiten hatte es Bedauern und gute Ratschläge gegeben, doch seit wann nun sogar ein ganzes Haus Opfer der Flammen geworden sein sollte, blieb offen. Ich klärte Uschilein über ihren Irrtum auf, glaubte jedoch eine leichte Enttäuschung in ihrer Stimme zu hören, als sie meinte: »Ach, bloß ein Lastauto? Na, da muss doch sowieso der zahlen, wo reingefahren ist, oder ist etwa Ihr Fahrer schuld?«
    Ja, das hätten wir auch gern gewusst! Eine Woche war seit Ankunft des Telegramms vergangen, noch am selben Tag hatte Hannes die Antwort abgeschickt und sich mehrmals versichern lassen, dass sie sofort per Funk weitergeleitet worden war; selbst wenn sie ebenfalls drei Tage unterwegs gewesen wäre, dann hätte eine Rückantwort sogar vier Tage Laufzeit haben können und müsste trotzdem längst angekommen sein. Nur mit Mühe hatten wir Hannes davon abhalten können, mit dem nächsten Boot so weit wie möglich an die Zivilisation heranzufahren, allerdings hatte ihn die dann folgende Bandscheiben schädigende Busfahrt doch verzichten lassen. Dass diese Tagestour auch noch völlig umsonst gewesen wäre, hätte ihm ohnehin den Rest gegeben, denn nicht mal auf dem Busuanga National Airport hätte es eine Telefonverbindung nach Manila gegeben!
    Eine Antwort auf das Telegramm ist übrigens nie gekommen, und zwar aus einem ganz einleuchtenden Grund: Es war nie eine abgeschickt worden! Auch aus einem ganz einleuchtenden Grund, doch den haben wir erst nach unsere Heimkehr erfahren.
    »Morgen wollen wir mal das Wrack des japanischen Zerstörers betauchen, der hier vor über fünfzig Jahren abgesoffen ist. Du musst erst die Dichtungsringe einfetten, ehe du sie wieder einsetzt.«
    »Warum?« Unschlüssig drehte ich das kleine Gummiteil zwischen meinen Fingern. »Was nimmt man dazu? Nivea?«
    Wir saßen vor meinem Bungalow auf der Terrasse, das heißt, ich saß, während Steffi in der aus Sisal geflochtenen Hängematte schaukelte und mir Anweisungen für Pflege und Zusammenbau der Unterwasserkamera erteilte. »Von wegen Nivea! Du musst das Zeug aus der kleinen silbernen Tube nehmen, aber nur ganz wenig. Und dann solltest du die Ringe…«
    »… samt Tube ins Meer schmeißen und dich hinterher! Wie komme ich überhaupt dazu, deine Fummelarbeit zumachen, während du

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