Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Menschenskinder

Menschenskinder

Titel: Menschenskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
Vom Netzwerk:
gerichtet.
    »Warum sollte ich? Um auf dem ankernden Kahn zu sitzen und eure Luftblasen zu zählen?«
    »Du könntest zum Beispiel schnorcheln.«
    »Wo denn? Soll ich mir das Riff aus dreißig Meter Höhe begucken? Wo ihr taucht, da gibt es nichts zu schnorcheln.«
    »Damit hat sie Recht«, musste Hannes zugeben, wenn auch ungern, denn von Aquanautik und allem, was dazugehört, hatte ich natürlich keine Ahnung zu haben. Ich war ja kein Taucher.
    »Du könntest deine Luftmatratze mitnehmen und im Wasser herumdümpeln.« Steffi gab noch nicht auf.
    »Das kann ich hier genauso gut.«
    »Aber hier sind keine Wellen, draußen ist wenigstens ein bisschen Dünung.«
    »Eben! Und da soll ich mich freiwillig in euren Kahn setzen, der dann mindestens eine Stunde lang am Ankerseil schaukelt? Da hätte ich mir das Frühstück glatt sparen können!«
    »Na schön, wenn du partout nicht willst …« Sie erhob sich und drückte mir die mordsschwere Kamera in die Hand. »Nimmst du die bitte mit runter zum Boot? Ich muss schnell noch mal für kleine Mädchen.«
    Wieso immer ich?
    Hannes meinte, ich solle die Kamera wieder hinlegen, die würde er dann nehmen, stattdessen sollte ich schnell mal an der Bar nachfragen, ob er gestern sein Feuerzeug dort liegen gelassen habe, das schwarze mit dem Glühfaden, es sei das einzige, das auch bei starkem Wind zünde. Er müsse noch mal schnell für kleine Jungs.
    Wieso immer ich?
    Das Feuerzeug war natürlich nicht da, es fand sich später in einer der Flossen, dafür bekam ich an der Rezeption den zweiten Zimmerschlüssel ausgehändigt, den Steffi noch gar nicht vermisst hatte. Na prima, freute sie sich, dann könne sie doch sicher mein Sonnenöl mit aufs Boot nehmen, ihres sei nämlich alle, aber im Bad stehe noch eine Flasche, und den Schlüssel hätte ich ja.
    Warum immer ich?
    Als das Schiffchen endlich ablegte, diesmal wieder mit den drei Japanern an Bord, die zwar, wie Hannes mit Kennerblick feststellte, eine hochwertige Ausrüstung besaßen, doch nach einhelliger Meinung der Crew alle nicht tauchen konnten, blieb ich am Strand zurück mit:
    1 Paar Shorts (»Die werden ja doch bloß nass.«)
    1 leere Zigarettenschachtel (»Wirf sie in den nächsten Papierkorb!«)
    2 Paar Sandalen (»Vorgestern wäre einer beinahe ins Wasser gefallen.«)
    1 Sonnenbrille (»Das ist die teure, die andere habe ich in der Badetasche.«)
    1 belichteter Film (»Pass bloß auf damit! Da ist mindestens zweimal ein Stachelrochen drauf.«)
    1 Zimmerschlüssel Nr. 25, doch das merkte ich erst hinterher. Die Zahlen auf dem Anhänger waren wirklich sehr klein, und Badeanzüge mit Innentasche fürs Brillenetui gibt es noch nicht, obwohl man sie aus nahe liegenden Gründen zumindest ab lila großgeblümt mit stützendem Körbchen erwarten dürfte.
    Ach ja, nur zur Erinnerung: Steffi und Hannes und das Sonnenöl bewohnten Bungalow Nr. 15.
    Warum immer ich?
    Auf dem Weg zur Gepäckabladestelle lief ich Uschilein in die Arme. Holland war am Vortag abgereist, weitergeflogen nach Bali, und seitdem genoss ich wieder ihre uneingeschränkte Aufmerksamkeit. Schon von weitem wedelte sie mit einem Briefumschlag. »Warten Sie, ich habe etwas für Ihren Schwiegersohn!«
    Natürlich blieb ich stehen, vielleicht war die so dringend erwartete Antwort auf unser Telegramm endlich gekommen.
    »Ich habe den Umschlag nämlich an der Rezeption liegen sehen«, erklärte Uschilein heftig keuchend, denn sie war die letzten Meter gerannt, »und da habe ich gesagt, ich würde ihn mitnehmen, weil ich ja weiß, wo Sie sind, wenn Sie Ihre Angehörigen immer verabschieden.«
    Was machte ich? Verabschieden? Packesel spielte ich, trug Vergessenes hinterher, nahm nach erfolgtem Striptease überflüssige Garderobenteile wieder mit und wartete ungeduldig, bis das Boot ablegte, denn danach hatte ich die nächsten zwei bis drei Stunden meine Ruhe!
    Uschilein händigte mir das Kuvert aus und sah enttäuscht zu, wie ich es in die Tasche von Steffis Shorts schob. »Wollen Sie den Brief nicht aufmachen? Vielleicht ist er wichtig.«
    Das war er mit Sicherheit nicht, Telegramme sehen anders aus, wahrscheinlich handelte es sich nur um die Nebenkostenabrechnung der letzten Tage, und die konnte warten. Schon wegen der vier Kir Royal, wir hatten nämlich mittrinken und auf gute Nachbarschaft anstoßen müssen. »Sie hätten ihn ruhig liegen lassen können, er eilt nicht.«
    »So? Das wusste ich nicht, ich dachte bloß, wo Sie doch …« , und dann endlich holte sie

Weitere Kostenlose Bücher