Menschenskinder
in meiner Hängematte faulenzt?«, giftete ich. »Da will ich jetzt auch mal rein! Also gehst du raus! Es ist ja nicht meine Schuld, wenn bei euch keine hängt, dafür habt ihr die Klimaanlage.«
»Die ist kaputt.«
»Seit wann?«
»Seit gestern, dauert aber noch bis morgen. Der Betriebselektriker holt gerade die Ersatzteile. Aus Busuanga! Falls sie schon da sind …sie kommen nämlich aus Manila.«
»Na so ein Pech! Wenigstens ist die Schokolade alle.« Ich legte die Ringe auf den Tisch. »Fettig genug sind sie, jetzt kannst du sie braten.«
Dann kam Hannes dazu und riss mir mit einem Entsetzensschrei das Papiertaschentuch aus der Hand, mit dem ich auf dem Objektiv herumwischte. Das darf man nämlich nicht, dazu muss man irgendwas aus Seide nehmen. Jetzt wusste ich auch, weshalb mir die herumliegenden Stofffetzen so bekannt vorkamen – sie waren mal Stefanies Schlafanzug gewesen, bevor das eine Hosenbein am Bügeleisen geklebt hatte. »Wie ist das nun mit morgen? Kommst du mit?«
»Warum seid ihr bloß so versessen darauf? Es gibt bestimmt subtilere Methoden, seine Schwiegermutter loszuwerden. Vermeintliche Unglücksfälle werden auch hier zu Lande polizeilich untersucht. Außerdem kann ich schwimmen.«
Er grinste. »Na und? Die Crew habe ich doch schon bestochen! -Aber nun mal im Ernst: Du fährst mit raus, und bevor wir tauchen, wirst du auf einer Insel abgesetzt. Später gibt’s dort gemeinsames Picknick und Mittagsschläfchen, dann gehen wir noch mal runter, und auf dem Rückweg sammeln wir dich wieder ein.«
»Was ist, wenn mich Piraten kidnappen?«
»Die Insel ist unbewohnt.«
Ich wusste doch, dass die Sache einen Haken hatte! »Ihr werdet mich natürlich nicht wieder abholen, deshalb werde ich auch nicht ertrinken, sondern verdursten. In einschlägigen Filmen wird die Heldin nie vor dem Verhungern gerettet, immer bloß kurz vor dem Verdursten.«
»Wir lassen dir eine Flasche Whisky da!«, versprach Hannes.
»Ich hasse Whisky!«
»Eben drum!«
Mir war klar, dass die beiden keine Ruhe geben würden. Die Fahrt als solche reizte mich schon, zumal das anvisierte Wrack zwei Bootsstunden entfernt liegen sollte, das bedeutete Wind und Sonne aus erster Hand, das bisschen Geschaukel während der Fahrt stört nicht, kritisch wird es ja nur, wenn der Kahn still liegt, sich am Ankerseil dreht und die Wellen immer aus einer anderen Richtung kommen. Mein untrainierter Magen macht da nicht lange mit. Aber was um alles in der Welt sollte ich auf einer unbewohnten Insel anfangen? Angeln? Krabben suchen? Nach vergrabenen Schätzen buddeln? Die von Klaus Störtebeker hat man ja bis heute nicht gefunden, obwohl man doch wusste, wo er seine Schlupfwinkel gehabt hatte und die Auswahl ohnehin nicht sehr groß gewesen ist. Die Philippinen dagegen bestehen aus über zweitausend Inselchen …
»Na schön, ich komme mit, allerdings nur unter der Bedingung, dass mein Sonnenschirm und meine Liege auch mitkommen!« Damit würde die Sache wohl hoffentlich vom Tisch sein. Ein Tauchboot ist schließlich keine Yacht, die Crew würde sich weigern, ich hätte meinen guten Willen zwar gezeigt, würde ihn jedoch nicht beweisen müssen, und schließlich wären alle zufrieden. Hatte ich gedacht.
»Nimm dir was zu lesen mit«, erinnerte mich Steffi am nächsten Morgen, »und genügend Sonnenöl. Wasser reflektiert!«
»Ja ja, auch Schreibzeug, Skizzenblock, Fliegenklatsche und Strickzeug, ich werde schon nichts vergessen.« Dann packte ich das Wenige in die Tasche, was ich jeden Morgen mit zum Strand nahm. »Wann seid ihr eigentlich zurück?«, rief ich durch den Flur.
»Keine Ahnung«, schrie Steffi zurück, »vor fünf bestimmt nicht.«
Ha, das würde einen Fastentag geben! Oder zumindest einen halben, es wäre ja niemand da, der mich zum Mittagessen überredete. »Nicht viel, nur ein bisschen Salat, lieber mehrere kleine Mahlzeiten als drei große«, pflegte Steffi ihre Fit-andFun-Ernährungstipps herunterzubeten, um dann nach dem Salat doch noch ein paar Löffelchen Reis auf den Teller zu häufeln, zwei oder drei kleine Krabben, ein bisschen Gemüse, das muss sein, schon wegen der Vitamine, und hinterher vom Dessertbüffet ein Stückchen Kuchen, aber nur ein ganz kleines. »Hier, probier mal!«
Wenn ich probiert habe, hole ich mir natürlich auch eins, allerdings ein etwas größeres, die kleinen weißen Bällchen da drüben sind neu, muss man wenigstens mal kosten (Kokosfleisch gehört übrigens nicht zu den kalorienarmen
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