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Menschenskinder

Menschenskinder

Titel: Menschenskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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Liegestuhlbenutzer ja gewöhnt.
    Im Laufe der Jahre wurden die Geburtstagsgeschenke zwar nicht fantasievoller, mit steigendem Einkommen der Schenkenden jedoch aufwendiger, besonders seitdem sich die bereits amtlich bestätigten sowie die potenziellen Ehepartner meiner Nachkommen an den Kosten beteiligten, was ihnen künftig das Studium der Bestseller-Listen ersparte. Was dann noch fehlte, wie zum Beispiel der Zuschlag für die erste Klasse vom ICE, schoss Rolf zu. Fürs Auto lagen die Ziele jetzt nämlich zu weit entfernt, denn wer fährt schon mit dem Wagen nach Paris, nur um ihn für teures Geld in einer Garage abzustellen? Oder anders gefragt: Was fange ich in einer fremden Stadt mit einem Auto nebst Straßenkarte an, wenn ich schon Schwierigkeiten mit dem Metro-Fahrplan habe?
    Paris war nämlich der erste Städtetrip außerhalb der Landesgrenzen, da traf es sich natürlich gut, dass Pfingsten in diesem Jahr so spät war und die Ferien so lange dauerten, denn es hatten sich doch tatsächlich trotz der Hochzeitsvorbereitungen noch ein paar freie Tage einschieben lassen!
    Ich wurde gar nicht erst gefragt. »Du hast in der nächsten Woche keinerlei Termine«, hatte Katja gesagt, »außer Dienstag, da habe ich dich vorsichtshalber beim Friseur angemeldet, aber wenn du nicht willst, musst du nicht. Am Mittwoch fahren wir, und am Sonntagabend sind wir wieder zurück. Mittagessen für Papi ist auch schon geregelt. Damit es immer anders schmeckt, kocht einmal Steffi vor, die hat am wenigsten Zeit, zweimal kocht Nicki und zweimal ich. Alles wird einzeln mit Inhaltsangabe und Auftauzeit eingefroren und dann hier deponiert. Fünfmal halbes Hähnchen is diesmal nich! Du brauchst also nicht schon wieder ein schlechtes Gewissen zu haben, sondern musst wirklich nur noch deinen Koffer packen!«
    Die Mädchen hatten Zimmer in einem dieser reibungslos funktionierenden Hotelspargel gebucht, die zunehmend am Seine-Ufer in die Höhe ragen und allmählich dem Eiffelturm Konkurrenz machen. Es war übrigens ein Hotel unter japanischer Leitung, was unschwer an den Schildern und nicht zuletzt an den vielen mandeläugigen Gästen zu erkennen war. Das 19. Stockwerk schien jedoch Europäern vorbehalten zu sein, denn beim Warten auf den Lift konnten wir fast immer den Unterhaltungen der anderen Besucher folgen oder korrekt ausgedrückt – wir konnten zumindest ihre Herkunft erraten. Holländer waren in der Überzahl.
    Leider fiel unser Besuch gerade in jene Zeit, als ganz Paris unter dem Schock der häufigen Attentate stand, wo Bomben an belebten Plätzen hochgingen und die Versuche, weitere Explosionen zu verhindern, mitunter merkwürdige Züge annahmen. So waren eines Morgens sämtliche öffentlichen Papierkörbe zugenagelt, weil einer schon mal als Versteck für eine Bombe gedient hatte. Wohin also mit den Tüten, aus denen wir eben die unvergleichlichen Crepes gegessen hatten? So ganz sind die Fettflecken aus meiner hellen Hose auch nie rausgegangen …
    Bemerkenswert, und eine Quelle ständiger Erheiterung, waren für uns die Frühstücksgewohnheiten der Japaner. Dass Engländer morgens Räucherfisch essen und – so vorhanden – auch gebratene Nieren, weiß man aus der Serie »Die Zwei« mit Roger Moore als Lord Sinclair, und wer nicht gerade beim Hochadel zu Gast ist, löffelt wenigstens seinen Porridge, jene geschmacklose Haferflockenpampe, die auch durch Zugabe von Sahne oder was man sich sonst noch drüberkippen kann, nicht genießbarer wird. Trotzdem sind die Japaner, sofern sie vor einem Frühstücksbüffet stehen, nicht zu übertreffen. »Habt ihr das gesehen?« Nicki folgte, immer noch ihre Müslischale in der Hand haltend, mit den Augen einem kleinen schlanken Mann, der zwei vollgehäufte Suppenteller zu seinem Tisch jonglierte. »Ich hab hinter ihm gestanden, der hat sich erst Bratkartoffeln draufgepackt, dann geschmorte Tomaten, danach diesen komischen Fisch, das Gulasch hat er ausgelassen, dafür hat er beim Gurkensalat zugegriffen, und obendrauf kamen zwei Spiegeleier und Reis.«
    »Und was war auf dem zweiten Teller«, forschte Steffi, »das Gleiche noch mal für Frau Japan?«
    »Nee, da hat er die süße Seite abgegrast, also erst diesen panierten Toast, darüber eine Ladung Früchtequark, gekrönt von einem Eierkuchen, und weil noch was auf den Teller passte, ein paar Löffel Obstsalat.«
    »Vielleicht sollte ihm mal jemand sagen, dass man beliebig oft zum Büffet gehen und sich etwas holen kann.« Katja stand

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