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Menschenskinder

Menschenskinder

Titel: Menschenskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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wie »glaube – Tankstelle nur bis achtzehn Uhr – sonst … leicht Dossenheim – Raststätte Autobahn? – Sitzen wirklich Arsch der Welt!«
    Doch, wir sind noch nach Hause gekommen, sogar vor Mitternacht! Was macht man denn, wenn die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten wegen Bauarbeiten gesperrt ist?
    Richtig, man benutzt die ausgeschilderte Umleitung. Und was geschieht, wenn der ortskundige Autofahrer zusätzlich eine vermeintliche Abkürzung wählt? Auch richtig, man landet auf einem Weg, auf dem man niemanden trifft, den man nach dem Weg fragen könnte.
    Der Vollständigkeit halber sollte ich erwähnen, dass der Benzinkanister tatsächlich noch zwischen den Blumen stand – präzise gesagt: er hatte gelegen, genau wie ein Teil der Krokusse.

Kapitel 9
    D ie Hochzeitsvorbereitungen nahmen allmählich Gestalt an, wobei die Hochzeit als solche etwas ins Hintertreffen geriet, denn viel wichtiger war offenbar der Polterabend.
    »So um die hundert Leute«, hatte das Brautpaar kalkuliert, »genau lässt sich das nicht vorhersagen.«
    »Wo kommen die denn alle her?« Und vor allem, was mich weitaus mehr interessierte, wo sollten sie alle hin? Auf Grund von genug Lesungen mit unterschiedlich vielen (oder auch nicht!) Zuhörern kann ich inzwischen ziemlich genau abschätzen, wie viel Platz hundert Menschen brauchen, um sich nicht wie Ölsardinen in der Dose zu fühlen.
    »Na ja, da sind erst mal Jörgs Kollegen und natürlich meine«, begann Nicki mit der Aufzählung, wobei ihr Anhang wesentlich größer sein würde. Als ich noch zur Schule ging, ließ sich das Kollegium an zwei Händen abzählen, wir kannten jedes einzelne Mitglied samt seinen Marotten (die dann auch immer an nachfolgende Klassen weitergegeben wurden!), während die Lehrer ihrerseits auch ziemlich genau über ihre Schüler informiert waren, und das nicht nur im Hinblick auf deren Leistungen. Dagegen erscheint es mir in den heutigen Mammutschulen schon zweifelhaft, ob sich das Lehrerkollegium überhaupt noch untereinander kennt.
    »Ich weiß ja nicht, wie viele tatsächlich kommen werden«, überlegte Nicki, »zugesagt haben mehr, aber fünfzehn werden es bestimmt.«
    »Na also, das hält sich doch in vertretbaren Grenzen.
    »Ich bin ja noch nicht fertig.« Sie setzte sich an den Esstisch, zog einen Zettel aus der Tasche und bat um einen Bleistift. »Gehen wir mal von zweiundzwanzig aus, da sind Jörgs Kollegen aber auch mit drin.« Sie notierte die Zahl. »Jetzt die Schule: Das werden …«
    »Die hattest du doch gerade!«
    »Ich rede von meiner ehemaligen«, seufzte Nicki. »Beim Klassentreffen im Februar habe ich dämlicherweise erwähnt, dass ich demnächst auch poltere. Ist doch klar, dass da welche kommen.« Fragend sah sie mich an. »Bringt man dazu eigentlich seinen Partner mit, auch wenn den sonst niemand kennt?«
    »Es hat schon Hochzeiten gegeben, auf denen wildfremde Personen mitgefeiert haben, weil niemand wusste, ob sie nun zur Sippe der Braut oder des Bräutigams gehören und natürlich auch kein Mensch nachgefragt hat.«
    »Das kann uns ebenfalls passieren! Ich kenne doch nur Jörgs engste Freunde, aber nicht die aus seiner Klasse oder von der Uni. Vom Sportverein kommen bestimmt welche und vielleicht sogar aus Amerika, für die müssten wir dann noch Unterkünfte besorgen.«
    »Bevor ich da irgendetwas missverstanden habe«, begann ich vorsichtig, »du heiratest doch Jörg und nicht Michael Jackson oder ein Mitglied des englischen Königshauses?«
    »Hahaha! Sehr komisch!« Sie kritzelte weiter Zahlen aufs Papier. »Jetzt nehmen wir nur mal noch meine komplette Sippe, dann Jörgs Eltern nebst Anhang, dazu eine noch unbekannte Zahl ›Sonstiger‹, immerhin sind wir beide hier aufgewachsen …, da kommt am Schluss eine ganz schöne Zahl zusammen.«
    Ich gab mich geschlagen. »Also mit Zelt im Garten und ein paar kalten Platten ist das wohl nicht getan.«
    »Schön wär’s. Wir holen jetzt erst mal Kostenvoranschläge ein, und dann sehen wir weiter.«
    Aha, Kostenvoranschläge! »Welche Etablissements hattet ihr denn in Erwägung gezogen?« Dass man eine Hochzeit nicht mehr in den eigenen vier Wänden oder in denen der Eltern feiert, ist verständlich. Wer hat denn noch Tische, die sich auf dreifache Länge ausziehen lassen, und Tafeltücher, die da raufpassen? Gar nicht zu reden vom Essservice für 24 Personen, das sowieso nicht reichen würde, den Gläsern, den Unmengen von Besteck – in Romanen wird vor Hochzeiten immer das

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