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Menschliche Kommunikation

Menschliche Kommunikation

Titel: Menschliche Kommunikation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Watzlawick
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Spiel und seinen «tieferen» oder «wirklichen» Sinn ausklügeln, verbunden mit phantasievollen Vorstellungen über den Ursprung des Spiels. Doch all dies wäre für das Verstehen des Spiels unnötig, und eine solche Erklärung oder Mythologie hätte dieselbe Beziehung zum Schachspiel, wie sie die Astrologie zur Astronomie hat.'

    Eine Schlussbemerkung soll diesen Abriss des Begriffs der
Redundanz in der Pragmatik der menschlichen Kommunikation
nochmals illustrieren. Bekanntlich besteht das Programmieren
eines Rechenautomaten darin, dass man eine verhältnismäßig
kleine Zahl spezifischer Regeln aufstellt (eben das Programm).
Diese Regeln steuern dann den Automaten durch eine beliebig
große Zahl sehr flexibler Rechenoperationen. Genau das Umgekehrte findet statt, wenn man - wie oben beschrieben - menschliches Verhalten auf seine Redundanz hin beobachtet. Von der
Beobachtung der mannigfachen Abläufe in einem bestimmten Bezugssystem versucht man so auf die dem System eigenen Regeln,
also auf seine pragmatische Redundanz, rückzuschließen.
    1.5 Metakommunikation und pragmatischer Kalkül
    Die Kenntnisse, die unser theoretischer Beobachter beim Studium
der pragmatischen Redundanz der Verhaltensform «Schachspielen» gewonnen hat, haben eine augenfällige Ähnlichkeit mit dem
mathematischen Begriff des Kalküls. Laut Boole ist ein Kalkül
«eine Methode, die auf der Verwendung von Symbolen beruht,
deren kombinatorische Gesetze bekannt und allgemein sind und
deren Resultate eine eindeutige Auslegung gestatten» [28, S. 14].
    Wenn Mathematiker die Mathematik nicht mehr ausschließlich für Berechnungen verwenden, sondern sie selbst zum Gegenstand ihrer Forschung machen - wie sie es z. B. tun, wenn sie die
Folgerichtigkeit und Geschlossenheit der Arithmetik als Denksystem überprüfen -, so müssen sie eine Sprache verwenden, die
nicht mehr ein Teil der Mathematik selbst ist, sondern sozusagen
über ihr steht. Nach David Hilbert [60] heißt diese Sprache Metamathematik. Die formale Struktur der Mathematik ist ein Kalkül; die Metamathematik die sprachliche Formulierung dieses Kalküls. Nagel und Newman haben diesen Unterschied mit aller
wünschenswerten Klarheit herausgestellt:

    Die Bedeutung, die eine klare Unterscheidung zwischen Mathematik
und Metamathematik für unser Thema hat, kann gar nicht überschätzt
werden. Ihre Nichtbeachtung hat Paradoxien und Verwirrung erzeugt.
Das Verstehen der Bedeutung hat es dagegen ermöglicht, die logische
Struktur mathematischen Denkens in klarem Licht darzulegen. Der Wert
der Unterscheidung liegt darin, dass sie eine sorgfältige Kodifizierung
der verschiedenen Zeichen erfordert, die für die Aufstellung eines formalen Kalküls verwendet werden, frei von allen unbewiesenen Annahmen
und irrelevanten Sinnbezügen. Darüber hinaus zwingt sie zu einer
genauen Definition der Operationen und logischen Gesetze mathematischer Konstruktion und Deduktion, von denen Mathematiker viele
angewendet hatten, ohne sich darüber im Klaren zu sein, was sie eigentlich verwendeten [106, S. 32].
    Wenn wir Kommunikation nicht mehr ausschließlich zur Kommunikation verwenden, sondern um über die Kommunikation
selbst zu kommunizieren (wie wir es in der Kommunikationsforschung unweigerlich tun müssen), so verwenden wir Begriffe,
die nicht mehr Teil der Kommunikation sind, sondern (im Sinne
des griechischen Präfix meta) von ihr handeln. In Analogie zum
Begriff der Metamathematik wird dies Metakommunikation
genannt, und unserer Meinung nach ist das obige Zitat auf diesen Begriff sinngemäß anwendbar. Im Vergleich zur Metamathematik steht die Erforschung der Metakommunikation jedoch
vor zwei gewaltigen Nachteilen. Erstens besteht auf dem Gebiet
der menschlichen Kommunikation noch kein Begriffssystem,
das sich auch nur annähernd mit einem Kalkül vergleichen ließe;
dies beeinträchtigt allerdings nicht, wie noch gezeigt werden
soll, die heuristische Nützlichkeit des Begriffs. Der zweite
Nachteil ist mit dem ersten eng verbunden: Während nämlich
die Mathematiker über zwei Sprachen verfügen (Zahlen und
algebraische Symbole für die Mathematik, die natürliche Sprache zum Ausdruck der Metamathematik), besitzt die menschliche Kommunikationsforschung nur die natürliche Sprache als Medium der Kommunikation und der Metakommunikation.
Dieses Problem wird im Laufe unserer Überlegungen immer
wieder auftauchen.

    Was für einen Zweck aber hat es, den Begriff eines

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