Merani und die Schlange unter dem Meer
Ewalluk noch, und daher ging er nicht auf dessen Respektlosigkeiten ein. »Es gibt nur wenige Artefakte, an denen so viele von uns beteiligt waren – zum Beispiel das schnelle Schwert.« Sein Gesicht verzog sich bei der Erinnerung an diese Aktion, deren Scheitern beinahe den Zusammenbruch des Schwarzen Landes nach sich gezogen hätte.
»Oder der Feuerthron«, antwortete Ewalluk.
»Also doch Wassuram«, schloss einer ihrer Untergebenen.
Gynrarr maß den Mann mit einem eisigen Blick. »Ich sagte bereits, dass Wassuram niemals so unvorsichtig sein würde, sich in die Reichweite unserer Abwehrartefakte zu begeben. Wer auch immer uns ausspähen wollte, kennt die Gepflogenheiten im Schwarzen Land nicht.«
»Du glaubst doch nicht etwa, Wassuram hätte jemand anderem den Feuerthron überlassen?«, warf Ewalluk ein.
»Sicher nicht freiwillig«, antwortete Gynrarr scheinbar gelassen und stellte dann eine unerwartete Frage. »Hast du bei dem Spähangriff auch blaue Präsenzen gemessen?«
»Ja, das habe ich! Du meinst, es könnten Blaue dahinterstecken? Der Lenker des angreifenden Artefaktes ist aber schwarz.« Ewalluk wirkte nun verunsichert, denn er wusste nicht, was er von der ganzen Sache halten sollte.
Auch der Erzmagier beschäftigte sich mit dieser Frage. »Wir werden herausfinden, wer dahintersteckt. Wahrscheinlich hat ihn der automatische Gegenschlag bereits ausgeschaltet, und es könnte möglich sein, dass unser Abwehrartefakt sogar den Feuerthron außer Gefecht gesetzt hat.«
Ewalluk lachte schallend. »Das glaubst du doch selbst nicht! Dafür ist der Feuerthron viel zu kraftvoll. Ich wette, dass auch dem, der darauf sitzt, nichts passiert ist.«
Der Erzmagier bedauerte erneut, dass er seinen Untergebenen nicht auf der Stelle herausfordern und im magischen Zweikampf eines Teils seiner Kräfte berauben konnte. Aber wenn das Problem gelöst war, würde er Ewalluk zu einem Hilfsmagier vierter Klasse degradieren und in einer Arena für die Schmutzarbeit einsetzen.
Er ließ sich seine Wut jedoch nicht anmerken, sondern kehrte den allen überlegenen Anführer heraus. »Da ich nicht weiß, was in den vergangenen tausend Jahren mit dem Feuerthron geschehen ist, kann ich auch nicht sagen, wie er auf den Abwehrschock unseres Artefaktes reagiert hat. Immerhin haben wir mit ›Giringars Hammer‹ das mächtigste Kriegsschiff der Welt zur Verfügung.«
»Besser als ›Giringars Zorn‹, mit dem Wassuram unterwegs war, ist es auch nicht«, erklärte Ewalluk streitsüchtig.
Gynrarr sah seinen Konkurrenten spöttisch an. »Oh doch! Die Artefakte des ›Hammers‹ sind stärker als die jedes anderen Schiffes! Zudem verfügen wir über drei Brigaden gut ausgebildeter Gurrims in Glasfallen und über weitaus mehr Magier und Adepten, als Wassuram bei sich hatte. Aber noch einmal zu dem Blau, dasEwalluk gemessen hat: Wassuram hat kurz vor seinem Aufbruch mehrere Glasfallen mit blauen Menschen aus den Magazinen geholt, unter denen sich auch mehrere hochmagisch Begabte befanden. Eine davon, eine junge Magierin namens Meravane, wies erstaunliche Begabungen auf.«
Ewalluk fuhr empört auf. »Willst du behaupten, eine blaue Sklavin könnte Wassuram gestürzt haben?«
»Sie könnte zum Beispiel mit Wassuram selbst oder einem Magier aus seinem Gefolge einen Sohn bekommen und mit diesem zusammen unseren alten Freund ausgeschaltet haben. Immerhin sind tausend Jahre vergangen, und die reichen aus, um ein magisch begabtes Kind auszubilden.«
Gynrarrs Worte leuchteten den meisten anderen Schwarzlandmagiern ein. Auch Ewalluk sagte nichts mehr, weil er seinen Anführer in dieser Situation nicht zu einem magischen Duell zwingen durfte. Seine Hoffnung, Gynrarr irgendwann zu besiegen und sich im Schwarzen Land als Retter der Expedition feiern zu lassen, gab er jedoch nicht auf. Er musste es nur schaffen, als Erster den Feuerthron zu erreichen und zu besteigen.
Gynrarr las ihm diese Überlegungen von der Nasenspitze ab und lachte leise in sich hinein. Die Gier, der neue Anführer werden zu wollen, würde Ewalluk schon bald zu Fehlern verleiten, die er selbst gnadenlos ausnutzen würde. Zunächst aber galt es, die weiteren Schritte zu planen.
»Meine Freunde, dieser Zwischenfall hat uns gezeigt, wie wenig wir über die Weltgegend wissen, in die es uns verschlagen hat. Eines aber scheint sicher zu sein: Wassuram kann nicht mehr hier sein. Oder glaubt ihr, er hätte den Stützpunkt von Weißspitzohren, den wir ein Stück weiter im Norden
Weitere Kostenlose Bücher