Merani und die Schlange unter dem Meer
sehen, ob er uns nicht doch durchlässt!« Girdhan verstärkte seine magischen Fähigkeiten mit der Kraft des Feuerthrons und durchdrang mit seinen magischen Augen den magischen Nebel.
»Wir schaffen es«, flüsterte Mera neben ihm und setzte die gesamte Kraft des Feuerthrons ein. Mit einem Mal wurde es um sie herum taghell, und sie sahen das eiserne Schiff deutlich vor sich.
»Bei Ilyna, was ist denn das?«, rief Mera aus.
»Wahrscheinlich ein Zwilling des Schiffes, mit dem Wassuram einst über das Meer gekommen ist.« Girdhan versuchte, mit seinem geistigen Auge noch näher an das fremde Schiff heranzukommen. Doch da zuckte an Bord des Monsters ein Blitz auf, und er sank mit einem Aufschrei in sich zusammen.
Sofort zog Mera sich von dem fremden Schiff zurück und wandte sich ihrem Ehemann zu. »Mein Lieber, was ist mit dir?«, fragte sie und zog ihn an sich. Dabei setzte sie ihre ganze Heilkraft ein und verstärkte sie durch den Feuerthron.
Dennoch dauerte es eine Weile, bis Girdhan wieder zu sich kam. Zuerst starrte er Mera an, als wäre sie eine Fremde für ihn, dann zeigten seine Augen einen Ausdruck des Erkennens. »Bei Giringar und Ilyna! Das war ein heimtückischer Schlag. Ohne dich und den Feuerthron wäre ich jetzt tot.«
»Weißt du, was es war?«, wollte Mera wissen.
»Wahrscheinlich irgendeine Art von Abwehrzauber. Auf jeden Fall fühlt sich mein Kopf an, als hätte mir jemand Mama Meranehs Bratpfanne draufgehauen.«
Trotz der beunruhigenden Erkenntnis, einem Feind von erschreckenden Möglichkeiten gegenüberzustehen, atmete Mera auf. Es war ein gutes Zeichen, dass Girdhan schon wieder Witze machen konnte. »Damit haben die Fremden gezeigt, dass sie nicht als Freunde kommen. Nur haben sie diesmal uns als Gegner – und den Feuerthron!«
Mera lächelte Girdhan aufmunternd zu, musste aber mit einemMal an ihre Tochter denken, die sich auf der magisch weit weniger gut gesicherten Insel Ilyndhir aufhielt, und stieß ein Fauchen aus. »Wir hätten das Mädchen hierbehalten müssen!«
»Nein, das wäre nicht besser gewesen. Ich fürchte, der erste und härteste Schlag des Feindes wird uns hier auf Gurrland treffen. Deswegen bin ich ganz froh, Merani am anderen Ende des Archipels zu wissen!« Girdhan interessierte sich im Moment weniger für seine Tochter als vielmehr dafür, wie man diesem unverhofften Feind beikommen konnte.
Mera versuchte, eine geistige Verbindung mit Merani aufzunehmen, doch ihr magisches Tasten blieb erfolglos. Erschrocken wandte sie sich ihrem Mann zu. »Ich kann nicht feststellen, wo unsere Tochter sich derzeit aufhält. Ich habe ganz Ilyndhir abgesucht, aber es gibt keine Spur von ihr!«
9
Der Spähangriff erfolgte so überraschend, dass Erzmagier Gynrarr ihn erst bemerkte, als das Abwehrartefakt ansprang und eine geballte Ladung Kampfmagie abstrahlte. Mit ungläubigem Staunen, weil es jemandem gelungen war, ihren Tarnschirm zu durchdringen, rief er seine Untergebenen zu sich.
»Wir werden unsere Pläne ändern. Zwar wissen wir noch nicht, wer uns ausspähen wollte, aber …«
»Könnte es sich um Wassuram handeln?«, unterbrach Ewalluk ihn.
»Wassuram kennt die Abwehrartefakte und weiß, welche Wirkung sie haben. Nein, das war jemand anderes, und derjenige ist bestimmt nicht unser Freund!« Gynrarr legte seine ganze Autorität in seine Stimme, um Ewalluk in die Schranken zu verweisen. Seitsie unterwegs waren, nahm sich sein Stellvertreter immer mehr heraus und tat nun gerade so, als wären sie beide gleichwertige Anführer der Expedition.
Ewalluk ließ sich nicht beeindrucken. »Die Magie, die wir bei dem Spähversuch gemessen haben, deutet auf Wassuram hin. Ich habe sie analysiert und festgestellt, dass sie mit den Artefakten übereinstimmt, die er angefertigt hat. Allerdings habe ich weitere magische Spuren bei dem Angriff aufgefangen. Einige waren mir unbekannt, doch andere konnte ich zuordnen.«
»So? Und welche sind das?«, fragte Gynrarr gereizt.
»An diesem Artefakt haben neben Wassuram auch Caludis, du, ich, Wassarghan und eine ganze Reihe von Schwertmagiern mitgearbeitet.« Ewalluk sah seinen Anführer mit einer angespannt-spöttischen Miene an. »Du weißt, was das bedeutet?«
Gynrarr drehte seinem Stellvertreter in Gedanken den Hals um. Wie es aussah, war der Mann auf einen magischen Zweikampf aus, um ihn abzulösen. Doch darauf würde er sich erst einlassen, wenn er sicher sein konnte, die Auseinandersetzung zu gewinnen. Vorerst brauchte er
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