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Merani und die Schlange unter dem Meer

Merani und die Schlange unter dem Meer

Titel: Merani und die Schlange unter dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Gegenschlag zu verlieren. Daher wandte er seine Aufmerksamkeit der schwarz strahlenden Insel zu, die den Archipel im Südosten abschloss. Dort – das konnte er nun erkennen – befand sich das Artefakt, das die Magier vom Heiligen Schwert zurückbringen sollten. An den zweiten Auftrag, nämlich die Herkunft der magischen Stürme zu erkunden, verschwendete er keinen Gedanken mehr. Die Unwetter waren keine Bedrohung für seine Heimat, und die Violetten interessierten ihn nicht.
    »Genau hier steht der Feuerthron«, sagte er und wies auf einen hohen Berg, der sich neben einer ausgedehnten Siedlung erhob. Die Bauweise der Stadt wirkte vertraut, und als er das magische Auge über die Dächer schweben ließ, wunderte sich keiner der Anwesenden, in den Straßen breite, wuchtige Gestalten zu entdecken.
    Gynrarr schnaubte abschätzig. »Das müssen Wassurams Gurrims sein oder, besser gesagt, deren Nachkommen.«
    »Was machen wir mit denen?«, wollte Ewalluk wissen.
    »Sobald wir die Herrschaft übernommen haben, stecken wir die Burschen in Ausbildungskompanien und drillen sie, bis wieder Gurrimsoldaten aus ihnen geworden sind. Danach unterstellen wir die kleinere schwarze Insel nördlich davon sowie die drei violetten Inseln unserem Kommando und rotten die Bewohner der gelben, grünen und weißen Inseln aus. Oder besser – wir versklaven sie und lassen sie für uns arbeiten.«
    »Ich weiß nicht, ob sich die weißen Spitzohren so leicht versklaven lassen!«, stichelte Ewalluk.
    Gynrarr warf seinem Untergebenen einen zornigen Blick zu. »Ich meine nur die Menschen. Um die Eirun werden wir uns erst kümmern, wenn wir im Besitz des restlichen Archipels sind.«
    Ein paar Adepten im Hintergrund lachten leise, aber ein anderer wagte einen Einwand. »Aber was ist, wenn der Waffenstillstand zwischen den Göttern bereits geschlossen wurde, Hoher Herr Gynrarr?«
    »Solange wir nichts davon erfahren, herrscht für uns Krieg. Außerdem befinden sich die Spitzohren und die ihnen zugewandten Menschen viel zu weit im Osten. Wenn wir unsere Heimat auf Dauer vor ihnen schützen wollen, müssen wir sie vernichten.«
    Gynrarr warf einen Blick in die Runde, der jede Kritik im Ansatz verstummen ließ. »Wir haben jedes Recht, so zu handeln! Hier ist blutiger Verrat am Werk, sage ich euch. Leute unserer eigenen Farbe machen sich mit weißen Spitzohren gemein. Das dürfen wir nicht dulden!«
    Die anderen stimmten Gynrarr sofort zu, und sogar Ewalluk nickte widerstrebend. Von diesem Augenblick an befanden sich die Magier vom Heiligen Schwert im offenen Krieg.
    Kochend vor Wut, sagte Ewalluk sich, dass er den Feuerthron als Erster erreichen musste. Dann würde er Gynrarr versteinern und, in Silber verpackt, ins Schwarze Land bringen. Dort würde Betarran den Erzmagier fragen, wo Tharon geblieben war, und herausfinden, das Gynrarr Verrat geübt hatte. Gegenüber den Schwertmagiern aber lobte Ewalluk die Überlegungen seines Vorgesetzten als grandiosen Plan.
    »Dann sind wir uns ja einig«, antwortete der Erzmagier. »Wir steuern jetzt die Insel des Feuerthrons an, setzen dort die Truppen an Land und marschieren auf die Höhlenfestung zu. Sollte der, der jetzt auf dem Feuerthron sitzt, glauben, er könnte uns mit seiner Macht zurückschlagen, wird er eine herbe Enttäuschung erleben.Caludis hat mir ein Artefakt mit dem geheimen Signal mitgegeben, das den Feuerthron ausschaltet. Sowie ich es einsetze, ist er nur noch ein Möbelstück aus Kristall!«
    Während Gynrarr bei dieser Vorstellung schallend lachte, biss Ewalluk sich auf die Lippen. Sein Plan, seinen Vorgesetzten noch auf dieser Fahrt zu stürzen, war damit bereits im Ansatz gescheitert.
    Gynrarr amüsierte sich über das Mienenspiel seines Stellvertreters, der sich innerlich vor Wut zerfraß. Glaubte dieser Wicht tatsächlich, er, Erzmagier Gynrarr, hätte einen Mann wie Tharon ausgeschaltet, um sich von einem nachrangigen Magier um die Früchte seines Sieges bringen zu lassen?
    Er fixierte Ewalluk mit einem Blick, als hätte er es mit einem tölpelhaften Adepten zu tun. »Sobald wir das magische Auge zurückgeholt haben, wirst du jenen Teil der Schiffsbesatzung, den wir während der Aktionen an Land nicht benötigen, versteinern und in den Kielraum bringen lassen. Vorher sorgst du dafür, dass mindestens tausend Gurrims voll bewaffnet bereitstehen. Sobald wir einen Brückenkopf auf der Insel eingerichtet haben, holen wir den Rest unserer Truppen aus den Glasfallen und stoßen ins

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