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Merani und die Schlange unter dem Meer

Merani und die Schlange unter dem Meer

Titel: Merani und die Schlange unter dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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entdeckt haben, ungeschoren gelassen? Für uns heißt dies, dass wir uns auf einen harten Kampf vorbereiten müssen. Wenn wir Beweise ins Schwarze Land zurückbringen, dass Heere des Westens südlich unserer Flanken bis hierher vorgedrungen sind, wird das Gerede über diesen dummenWaffenstillstand verstummen. Dann können wir den Großen Krieg auf unsere Weise weiterführen und gewinnen! Leute wie Betarran und Alabrer haben dann nichts mehr zu melden.«
    Die meisten Magier klatschten Gynrarr Beifall. Sie waren mit dem Krieg aufgewachsen und hatten sich hauptsächlich für den Kampf geschult. Wenn ein Waffenstillstand oder gar ein Friedensvertrag mit den Reichen des Westens geschlossen wurde, hatten die meisten von ihnen keine sinnvolle Aufgabe mehr und würden an Macht und Ansehen verlieren. Selbst Ewalluk war in dieser Sache mit seinem Anführer einer Meinung. Gleichzeitig aber begriff er, dass dessen Ehrgeiz den seinen weit überstieg. Gynrarr hatte eben in knappen Worten angedeutet, dass er ihr Oberhaupt Caludis zum Ersten nach Giringar machen und hinter ihm selbst in die erhabene Schar der engsten Gefährten des Gottes aufsteigen wollte.
     
    10
     
    Gynrarr beließ es nicht bei Worten. Noch am selben Tag rief er seinen ungeliebten Stellvertreter und einige weitere Magier in einem doppelt abgesicherten Raum zusammen, in den, wie einer der Männer spöttisch sagte, selbst Giringar nicht hineinschauen konnte. Obwohl diese Aussage eine Blasphemie darstellte, rügte Gynrarr den Magier nicht, sondern lachte wie über einen guten Witz. »Auch wenn niemand zu uns hereinsehen kann, so können wir doch hinausschauen!«
    Auf Gynrarrs Wink brachten mehrere Adepten ein Artefakt herbei, das wie ein sechseckiger Tisch aussah und eine fast armdicke Platte aus schwarzem Kristall besaß.
    »Ewalluk, du stellst dich mir gegenüber. Ihr vier« – sein Finger zeigte kurz auf die entsprechenden Magier – »nehmt die anderenSeiten ein. Ich will, dass ihr euch konzentriert. Uns darf nicht die kleinste Kleinigkeit entgehen!«
    Sofort stellten sich die Angesprochenen auf die ihnen zugewiesenen Plätze. Jeder legte seine Hände an die ihm am nächsten liegenden Ecken des Tisches. Dabei berührten sie ihre jeweiligen Nachbarn und bildeten so einen magischen Ring von beträchtlicher Stärke.
    Auf Gynrarrs Befehl bildete sich in der Mitte des Tisches eine schwarze Kugel von der Größe eines Männerkopfes. Als die Kugel langsam bis zur Decke hochstieg, konnten die Magier sich selbst an der Tischplatte stehen sehen.
    Gynrarr sorgte nun dafür, dass die Bilder des Spähartefaktes nicht nur auf der Kristallplatte zu sehen waren, sondern auch direkt in ihren Köpfen. Dann ließ er die schwarze Kugel noch höher steigen. Da sie aus purer Magie bestand, bot ihr die Decke des Raumes keinen Widerstand, und schon bald schwebte sie über dem Deck des Schiffes. Dort waren einige Matrosen dabei, die letzten Schäden zu beseitigen, die der magische Sturm hinterlassen hatte, und am Bug standen mehrere Gurrims. Diese blickten so angespannt nach vorne, als erwarteten sie jeden Augenblick, Land vor sich zu sehen.
    Die Kerle waren zu unwichtig, als dass Gynrarr und seine Magier sich Gedanken über sie gemacht hätten. Daher brachte Gynrarr die schwarze Kugel dazu, in gerader Linie aufzusteigen, bis sie die untersten Wolken erreichte. Von dieser Höhe aus waren die Küstensäume mehrerer Inseln zu erkennen. Gynrarr ließ den sechs Adepten, die ihren Herren über die Schulter schauten, genug Zeit, die Umrisse auf Metallfolien zu übertragen. Dann stieg er mit dem magischen Auge bis in die Höhe der vom Sturm getriebenen Wolken. Nun lag der gesamte Archipel unter ihnen. Als er anhielt, konnte man bereits erkennen, dass die Welt eine riesige Kugel war.
    Erneut traten die Adepten mit ihren magischen Stiften in Aktion und zeichneten die Umrisse der Inseln und die markantestenLandmarken auf. Gleichzeitig setzten sie ein paar Bemerkungen bezüglich der magischen Farbe und der Größe jeder Insel hinzu. Dabei stellten sie fest, dass nur drei von ihnen stärker magisch strahlten. Bei der Insel im Nordosten beschränkte sich das kräftige Blau auf ein einziges Waldgebiet. Eine größere Insel im Nordwesten trug einen Stützpunkt weißer Dämonen, war aber nur verschwommen zu erkennen, da sie unter dem Schutz eines Abschirmfeldes lag.
    Gynrarr beging nicht den Fehler, das magische Auge dorthin zu richten, denn er wollte nicht riskieren, es durch einen weißen

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