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Merani und die Schlange unter dem Meer

Merani und die Schlange unter dem Meer

Titel: Merani und die Schlange unter dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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empfand er anstelle von Abscheu das Gefühl, nach Hause zu kommen. Die Häuser waren groß und in einer vorzüglichen Ordnung errichtet worden. Zwar wunderte er sich über die geschnitzten Türstöcke und Simse, doch sie trugen bekannte Muster und gefielen ihm. So, dachte er, sollte einmal der Ort aussehen, an dem er sich nach seiner Pensionierung niederlassen wollte.
    »Was mögen das für Leute sein?«, fragte Wuzz in einem für einen Gurrim untypischen Anfall von Neugier.
    Burlikk zuckte mit den Achseln. »Da musst du schon die Magier fragen. Die wissen doch immer alles besser als wir!«
    »Nicht immer, wenn ich an die Sache mit Tharon denke«, entfuhr es Wuzz. »Gynrarr sagte zu Recht, dass wir den ›Hammer‹nicht für eine Rettungsaktion riskieren dürfen. Tharon wird nun als Geist in Giringars Seelendom eintreten und seiner Herkunft wegen sicher bevorzugt behandelt werden.«
    »Und wenn er es nicht schafft? Du hast die magischen Wirbel gesehen, die dort toben. Die können selbst den Geist des stärksten Magiers zerfetzen, bis nichts mehr übrig bleibt, das zu Giringar zurückkehren kann.« Burlikk sah Wuzz scharf an, merkte aber, dass sein Stellvertreter nicht begriff, was er damit sagen wollte. Für den Mann war der Gehorsam gegenüber den Adepten und Magiern zur zweiten Natur geworden.
    Warum denke ich nicht auch so?, fragte Burlikk sich. Dann würde er nicht die halbe Nacht wach liegen und sich den Kopf zermartern. Um sich abzulenken, winkte er Tarr und Rokkar zu sich und drang mit ihnen in eines der Häuser ein. Bei den Bewohnern musste es sich um Fischer handeln, denn in einem Schuppen entdeckte er Fangnetze und Reusen. Doch auch diese Dinge kamen ihm vertraut vor. Dieser Eindruck verstärkte sich, als er den eigentlichen Wohntrakt betrat. Die Küche war blitzblank gefegt und hätte in jeder Gurrimsiedlung in seiner Heimat stehen können. Auch die Töpfe, Teller, Kannen, geradezu alles, was an den Wänden hing oder auf Borden lag, sah so aus, als würde es aus dem Schwarzen Land stammen.
    Die Betten im Schlafzimmer waren so breit und robust, wie ein Gurrim sie brauchte, und als er eine Truhe aufmachte, entdeckte er darin Kleidung, die ihm passen würde.
    »Findest du das nicht auch komisch, Leutnant?«, fragte Tarr.
    »Das kannst du laut sagen!« Burlikks Anspannung wuchs, während er den Rest des Hauses durchsuchte und dabei immer wieder Dinge entdeckte, die ihn an daheim erinnerten.
    Der große Schock kam allerdings, als sie den innersten Raum des Gebäudes erreichten und dort eine aus schwarzem Holz geschnitzte Figur entdeckten, die nur ein einziges Wesen auf dieser Welt symbolisieren konnte, nämlich Giringar.
    Erschüttert drehte Burlikk sich zu seinen Kameraden um. »Wir kämpfen gegen unsere eigenen Leute!«
    »Pah, das sind Verräter, die es zu bestrafen gilt«, rief Rokkar aus.
    »Gurrims begehen keinen Verrat! Sie gehorchen nur ihren Magiern. Wenn es hier Verräter gibt, so sind es diese!« Burlikks Ausruf ließ seine Begleiter nachdenklich werden.
    »Ich kämpfe nicht gegen unseresgleichen. Wenn es Verrat gibt, sollen die Magier es unter sich ausmachen!«, erklärte Tarr.
    »Aber wenn wir den Befehl erhalten, gegen die Bewohner dieses Ortes vorzugehen?«, wandte Rokkar ein.
    »Wir werden unsere Pflicht so tun, wie es sich für Gurrims gehört!« Noch während er es sagte, überlegte Burlikk sich, welchen Ausweg es geben konnte, einen Bruderkrieg gegen das Volk zu vermeiden, das auf dieser Insel lebte. Vorerst galt es jedoch, andere Dinge zu erledigen. Er verließ das Haus und befahl seinen Männern, das Dorf als Stützpunkt zu übernehmen. »Macht aber nichts mutwillig kaputt«, schärfte er ihnen ein und kehrte dann zu »Giringars Hammer« zurück.
    Er traf Ewalluk am Ufer an und salutierte. »Melde gehorsamst, Herr Gurrimkommandant, wir sind drei Meilen weit vorgestoßen, ohne auf Verteidiger oder Einwohner zu treffen. Weiter oben haben wir ein Dorf eingenommen und bauen es als Stützpunkt aus!«
    »Habt ihr niemanden gesehen?«, fragte der Magier nervös.
    Burlikk schüttelte den Kopf. »Keine Menschenseele, Herr Gurrimkommandant!«
    »Nenn mich nicht so! Für dich bin ich der Hohe Herr Ewalluk!« Dann ging der Magier auf Burlikks Bericht ein. »Was wollt ihr mit diesem Dorf? Brennt es nieder und baut ein normales Lager auf.«
    »Davon würde ich abraten, Hoher Herr Gurrimkommandant Ewalluk. Das Dorf bietet mehreren Hundert meiner Männer Platz und in den Häusern stehen Statuen unseres

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