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Merani und die Schlange unter dem Meer

Merani und die Schlange unter dem Meer

Titel: Merani und die Schlange unter dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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den Feuerthron stilllegen würde, vermochte diesen auch wieder in Gang zu setzen, und das war ein Gedanke, der ihn faszinierte.
     
    14
     
    Merani war überzeugt, dass Großadmiral Kip dem Titel »Größter Seefahrer aller Zeiten«, den ihm Ilna V. verliehen hatte, mehr als gerecht wurde. Es war ihm gelungen, die »Seeschäumer II« quer durch die Innere See bis zum Geburtsort der magischen Stürme zu steuern, ohne dass sie mehr verloren hatten als zwei Stengen und einige kleinere Segel.
    Auf ihrem Weg hatten sie mehrere gewaltige Stürme und magische Entladungen beobachtet, aber die schlimmsten Unwetter waren seltsamerweise an ihnen vorbeigezogen. Merani hegte den Verdacht, dass eine höhere Macht immer wieder zu ihren Gunsten eingriff. Aber die würde ihnen nun auch nicht mehr helfen können. Nicht weit vor ihnen an Backbord reckte sich eine Felsnadel gut zwanzig Mannslängen in die Höhe, die von einem Klippengewirr umgeben war, und auf der Steuerbordseite wurde die Fahrrinne durch eine größere flache Schäre beengt.
    »Das wird haarig werden«, sagte Kip und deutete mit besorgter Miene auf einige magische Wirbel, die sich genau auf diese Stelle zubewegten. Einer davon war von blauer und zwei von grüner Farbe, und unweit davon zogen eine schwarze und eine weiße Wolke aufeinander zu.
    »Schätze, dass es bald rumpeln wird«, setzte der Großadmiral hinzu. »Entweder sind wir schnell genug, um durch diese Engstelle zu kommen, oder es zerlegt uns in Einzelteile. Kannst du nicht etwas tun? Deine Mutter hat uns beim letzten Mal mehrfach mit ihren Hexenkräften gerettet.«
    Die Frage galt Merani, die sofort ihre Möglichkeiten durchging. Leider waren diese nicht besonders vielversprechend. Ihre Mutter hatte damals instinktiv gehandelt, aber Merani wusste nicht, ob sie dies ebenfalls schaffen würde. »Ich tue, was ich kann,Onkel Kip. Aber du musst mir sagen, welche Gefahren uns drohen.«
    »Ein Windzauber, der uns in die richtige Richtung bläst, wäre hilfreich«, schlug der Großadmiral vor.
    Merani schüttelte bedauernd den Kopf. »So weit bin ich noch nicht ausgebildet worden.«
    »Dann lass dir etwas anderes einfallen, Mädchen! Sonst holt uns gleich der Tenelin und dich der Meandhir.« Kip lachte grimmig und scheuchte seinen Sohn samt den Matrosen in die Wanten, um das Sturmsegel zu trimmen. Bei der kochenden See um sie herum und den immer wieder hereinbrechenden Böen war dies eine Arbeit, die den Männern die letzte Kraft abforderte.
    Endlich gelang es Kipan, eines der Segel zu lösen. Der Sturm riss es ihm jedoch aus der Hand und ließ es so stark schlagen, dass der junge Mann von der Rah gefegt wurde. Seine Mutter stieß einen entsetzten Ruf aus, während Careedhal ein Tau packte, um es ihm zuzuwerfen. Merani begriff jedoch sofort, dass Kipan das Seil nicht würde fassen können, und griff magisch zu.
    Kipan wurde aus dem Wasser gerissen und landete unsanft auf dem Deck der »Seeschäumer II«. Im nächsten Moment taumelte Merani und wurde von Argeela aufgefangen. Qulka, die das girdanische Starkwasser nun ständig bei sich trug, tauchte sofort neben ihr auf und flößte ihr einige Schlucke ein.
    »Ich werde gleich Pfannkuchen backen«, bot sie an, obwohl selbst ihr magischer Herd bei den bockenden Bewegungen des Schiffes kaum mehr zu verwenden war.
    »Lass nur!«, sagte Merani daher. »Gib mir lieber ein großes Stück Pökelfleisch. Im Augenblick ist es mir gleichgültig, was ich esse. Hauptsache, es füllt den Bauch.«
    Ihre Schwäche zwang sie, sich hinzusetzen und sich mit einer Hand an die Reling zu klammern. Unterdessen hatte Kipan seinen Schrecken überwunden und kam auf sie zu.
    »Ilyna möge es Ihnen danken, Kaiserliche Hoheit. VerwandelnSie mich ruhig in einen Frosch, aber ich kann Ihnen meine Hochachtung nur so ausdrücken.« Er salutierte, kniete dann neben ihr nieder und ergriff ihre Hand.
    »Das eben war der offizielle Dank. Jetzt kommt der persönliche. Ich dachte wirklich, jetzt hätte es mich erwischt. Doch du hast mich gerettet. Dafür kannst du mich von mir aus, auf dem Kopf stehend, durch den Audienzsaal der Königin schweben lassen, und ich werde dir nicht böse sein.«
    »Das ist ein Vorschlag, über den ich nachdenken werde!« Merani vermochte schon wieder zu grinsen und nahm den großen Schinken entgegen, den Qulka ihr reichte. Dann bat sie Kipan um sein Messer, um sich etwas damit abschneiden zu können.
    »Ich habe ein Messer dabei!«, beschwerte sich ihre Zofe.
    »Lass es gut

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