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Merani und die Schlange unter dem Meer

Merani und die Schlange unter dem Meer

Titel: Merani und die Schlange unter dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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noch anderswo Menschen der violetten Farbe gibt.«
    »Du weißt vieles nicht!« Tirah hatte inzwischen begriffen, dass sie keinen Verbündeten vor sich sah, sondern jemand, der voreiner weißen Eirun mehr Achtung empfand als vor ihr, der Tochter und der Schwester einer Königin von Mar.
    Careedhal war weit davon entfernt, über ihre Bemerkung verärgert zu sein. »Wie jeder andere Adept suche auch ich nach Wissen. Darum interessiert es mich, von welcher Insel du stammst und zu welchem Volk du gehörst.«
    »Ich bin eine Mar, Angehörige des Volkes, das der großen Linirias am treuesten dient. Ich habe in mehr als einem halben Dutzend Schlachten gegen ihre Feinde gestritten und viele zu ihren Dämonen geschickt. Ich fürchte auch diese Eirun nicht.«
    »Eirun? Was ist das?«, fragte Careedhal verblüfft.
    »So nennen die Fremden uns Runi«, warf Hekendialondilan ein. »Die beiden hier sprechen recht seltsam. Könnte ich nicht ihre Gedanken empfangen, wüsste ich oft nicht, was sie meinen. Sie erzählen von einem Großen Krieg und davon, dass jetzt Frieden geschlossen werden soll.«
    »Frieden ist immer gut. Aber warum kommen sie dann mit ihren eisernen Schiffen zu uns? Ellek sagt, dass sie uns feindlich gesinnt sind!« Careedhal musterte Tirah durchdringend und fand, dass sie sich mit einem Hochmut umgab, der ihm selbst fremd war und den er nicht verstand.
    Tirah hob das Kinn und verstärkte diesen Eindruck noch. »Von diesen Inseln aus hat jemand meine Heimat angegriffen«, erklärte sie, obwohl sie bereits von der Eirun erfahren hatte, dass dies nicht absichtlich geschehen war. Doch sie ärgerte sich darüber, Leute ihrer Farbe zu sehen, die dieser weißen Dämonin freundlich gegenüberstanden.
    Tharon griff ein, bevor Tirah den violetten Jungen verärgern konnte. »Du bist ein Adept, nicht wahr? Ich spüre einiges an Kraft in dir, obwohl ich derzeit nicht in der Lage bin, dich genauer einzuschätzen. Aber du bist kein reinblütig Violetter. In dir stecken auch andere Farben … – sogar Weiß! Aber die können deine Grundfarbe nicht verdrängen. Seltsam … So jemanden wie dichhabe ich erst einmal getroffen. Es war ein junger Magier, übrigens ein ausgezeichneter Späher, der den Spitzohren immer wieder eine lange Nase drehen konnte. Wie hieß er noch wieder? Ach ja, Radhraghor. Du siehst ihm sogar ein wenig ähnlich.«
    »Ich sehe niemandem ähnlich außer meinem Vater!« Mit diesen Worten drehte Careedhal dem Magier den Rücken zu und gesellte sich zu seiner Schwester und Hekendialondilan, die neben der bewusstlosen Merani standen und hilflos auf sie herabschauten.
    »Wenn sie blau und nicht schwarz wäre, könnte ich versuchen, sie zu heilen. So aber würde ich alles nur noch schlimmer machen«, sagte das Runimädchen.
    Tharon hoffte immer noch, zu einer Verständigung mit den Leuten hier zu kommen, und mischte sich daher in das leise geführte Gespräch ein. »Sie hat ein paar weißmagische Flecken in sich. Wenn jemand in der Lage wäre, diese zu entfernen, würde es ihr besser gehen!«
    Er tastete die schwarze Magierschülerin ab und stellte fest, dass sie eher nach den Regeln aus Ilynas Reich ausgebildet worden war. Zwar wurde im Blauen Land fast ebenso häufig wie im Schwarzen mit Artefaktmagie gearbeitet, aber die dortigen Magierinnen und Magier verwendeten in weit höherem Maße lebendige Magie. Genau das hatte das Mädchen erst kürzlich getan und sich dabei völlig verausgabt.
    Argeela stupste ihren Bruder an. »Wenn sie weiße Flecken im Körper hat, müsstest du sie eigentlich entfernen können.«
    Careedhal zuckte zusammen, kniete neben Merani nieder und legte ihr die Hände auf die Schläfen. Ganz wohl war ihm dabei nicht. Wenn er etwas falsch machte, würde er seiner Freundin großen Schaden zufügen. Als er sich konzentrierte und Merani mit allen Sinnen erfasste, spürte er einen Knoten im Magen. Bislang war sie ihm wie eine starke Quelle schwarzmagischer Kräfte vorgekommen, aber nun strahlte sie kaum stärker als ein normalerMensch. Gerade das machte es ihm schier unmöglich, die weißen Spuren an ihr zu entdecken. Erst nach einer Weile ortete er eine kleine grellweiße Blase in Meranis Kopf. So ein Ding würde sein Vater mit Leichtigkeit auflösen können, aber er hatte so etwas noch nie getan.
    »Große Linirias, hilf«, flüsterte er und begann, die weiße Blase mit seiner violetten Magie zu umschließen und langsam auf sich zuzuziehen. Als Merani schmerzerfüllt aufstöhnte, wollte er sofort

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