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Merani und die Schlange unter dem Meer

Merani und die Schlange unter dem Meer

Titel: Merani und die Schlange unter dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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nach links … äh … nach Steuerbord«, schrie Careedhal im nächsten Moment auf.
    Der Großadmiral zog das Steuerrad instinktiv herum. Gleichzeitigtraf ein harter Stoß die »Seeschäumer II«. Die Planken ächzten, und die beiden Masten vibrierten, als wollten sie bersten.
    »Sind wir aufgelaufen?«, fragte Kipan.
    Sein Vater schüttelte den Kopf. »Nein, nur gegen den Rand einer Klippe geraten. Schau unter Deck nach, ob es Schäden gegeben hat.«
    »Es gab keine«, erklärte Careedhal und schüttelte verwundert den Kopf. »Habe ich das gesagt?«
    »Wer denn sonst?«, fragte der Großadmiral knurrig.
    »Nein, ich war es«, meldete sich eine Stimme in Careedhals Gehirn.
    »Wer bist du?«, wollte der Junge wissen.
    In seinem Kopf erscholl ein keckerndes Lachen. »Kennst du mich nicht mehr? Ich bin Ellek, der Treiberfisch. Wir sind uns etliche Hundert Meilen von hier entfernt begegnet. Jetzt treffen wir uns an diesem seltsamen Ort wieder. Übrigens, wenn euer Steuermann nicht sofort scharf nach Steuerbord lenkt, reißt ein Unterwasserfelsen euch gleich den Rumpf auf.«
    »Nach Steuerbord, sofort«, schrie Careedhal.
    Der Großadmiral gehorchte und sah, wie sie haarscharf an der Klippe vorbeizogen. »Junge, du bist noch besser als Merani!«
    Careedhal schüttelte den Kopf. »Das bin nicht ich, sondern ein Fisch namens Ellek. Er sagt, dass wir jetzt nach Backbord steuern müssen und dann, wenn ich es sage, sofort wieder nach Steuerbord. Wir sind schon ganz nahe an der Zentrumsinsel. Er will uns dorthin führen. Der Sturm soll nämlich noch stärker werden, und es wird bald neue Gegenfarbenexplosionen geben.«
    »Die Zentrumsinsel, sagst du? Da gibt es kein Durchkommen für uns. Das letzte Mal hat Mera unser Boot über die Untiefen gehoben, und das hatte einen bedeutend flacheren Rumpf als unser Schiff.« Kip wollte in die Gegenrichtung lenken, sah dort aber eine Gischtfahne über die Klippen hochschießen und befolgte rasch die Anweisung des Treiberfisches.
    »Ihr solltet euch beeilen«, riet dieser. »Der Sturm dreht sich, und gleich habt ihr den Wind von vorne. Wenn er euch gegen die Klippen treibt, weiß ich nicht, wie viele von euch ich retten kann.«
    »Setzt ein weiteres Sturmsegel«, herrschte der Großadmiral seine Matrosen an, als Careedhal ihm die Worte des Treiberfisches übermittelt hatte.
    Kipan kletterte sofort auf den vorderen Mast. Zwei Seeleute folgten ihm etwas zögerlich, halfen dann aber mit, das Segel zu setzen, während Careedhal versuchte, ihnen die Arbeit mit seinen magischen Kräften zu erleichtern.
    Die »Seeschäumer II« legte sich noch mehr zur Seite und nahm Wasser auf, so dass zwei Matrosen pumpen mussten. Aber sie wurde schneller. Der Großadmiral wollte schon auf die Durchfahrt zuhalten, die sie damals vor sechsunddreißig Jahren genutzt hatten und durch die vor Kurzem auch Hekendialondilan gefahren war.
    »Halt, nicht!«, rief Ellek. »Ich zeige euch einen anderen Weg. Vielleicht kommt ihr da durch!« Hoffentlich, dachte der Treiberfisch für sich. Aber wenn das Schiff dort scheiterte, hatte er an jener Stelle die Chance, einen Teil der Besatzung zu retten und in die Höhle zu Hekendialondilan und den beiden Fremden zu bringen.
    Großadmiral Kip steuerte sein Schiff, als wäre es ein Teil von ihm. Der Treiberfisch schwamm voraus, um bereit zu sein, wenn etwas passierte.
    »Ihr kommt zu weit nach Steuerbord ab«, rief er warnend.
    Da blieb die Yacht mit einem heftigen Ruck stecken. Der vordere Mast brach ab, kippte über Bord und hing wie ein Treibanker an dem Schiff.
    Es tat Kip in der Seele weh, sein Schiff so beschädigt zu sehen, doch er schüttelte dieses Gefühl sofort wieder ab. »Holt Merani und Qulka an Deck und bringt das Beiboot zu Wasser. Wir müssen das Schiff verlassen.«
    »Müssen wir nicht!« Unbemerkt von den anderen war Merani wieder erschienen. Sie wirkte dünn und ausgemergelt und vermochtesich kaum auf den Beinen zu halten. Ihr Gesicht war verzerrt und angespannt, doch aus ihren Augen strahlte schwarzes Feuer. Mit einem Mal regte sich die festliegende »Seeschäumer II«, bäumte sich auf und machte einen gewaltigen Satz nach vorne. Als Merani erneut zusammenbrach, hatten sie die gefährliche Stelle passiert, und der Großadmiral befahl seinem Sohn und zwei Matrosen, unter Deck zu gehen und nach Lecks zu schauen.
    »Vielleicht könnt ihr das Schiff gleich abdichten. Wenn nicht, ziehen wir von außen ein geteertes Segel über das Leck. Ihr anderen kappt endlich die

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