Merani und die Schlange unter dem Meer
Diese waren Sklaven eines Schwarzmagiers, der sie hierher verschleppt hat.«
Weder Meraneh noch die anderen Bewohner Ilyndhirs, Wardanias und der anderen nördlichen Inseln hatten sich bis vor wenigen Wochen für die weit zurückliegende Vergangenheit interessiert. Doch nun, da Wesen aus jener für sie unbekannten Welt inden Archipel eingedrungen waren, hätte sie gerne mehr über die Herkunft ihres Volkes erfahren.
Burlikk erzählte ihr, was er wusste, und brachte sie zum Lachen, als er erklärte, dass die menschlichen Untertanen der Blauen Ilyna das Volk der Wardan genannt wurden.
»Lass das nur nicht die Bewohner von Wardania hören. Die bilden sich sonst noch Wunder was darauf ein. Aber erzähl ruhig weiter. Ich möchte noch mehr über das Land unserer Großen Blauen Göttin erfahren!«
14
Es war leichter gegangen, als Girdhan angenommen hatte. Kaum hatten die Invasoren ihn und seine Gruppe gesehen, da rannten sie schon hinter ihnen her. Der Adept, der das fremde Heer aus dem Hintergrund lenkte, gab sich alle Mühe, ihn und seine Männer mit Beeinflussungszaubern geistig zu unterwerfen. Doch Girdhan setzte sein gesamtes magisches Können ein, um seine Begleiter zu schützen. Da er deswegen nicht mehr mit seinen Leuten Schritt halten konnte, legten diese ihn kurzerhand auf eine rasch aus Speeren und Decken gefertigte Trage und schleppten ihn mit sich. In der Zeit schrumpfte jedoch ihr Vorsprung, und die Feinde holten mehr und mehr auf.
»Ihr solltet eure magische Spruchrolle verwenden, Eure Glorifizienz«, schlug ein Offizier vor.
Girdhan winkte ab. »Solange ich bei euch bin, bekommt dieser fremde Magier keine Macht über euch.«
»Aber …«, begann der Mann.
»Kein Aber! Spar dir deinen Atem und lauf!«
Seine Gurrländer rannten, so rasch sie konnten, und sprangendabei samt der Trage über Stock und Stein. Girdhan wurde durchgerüttelt, grinste aber zufrieden in sich hinein. Zwar waren die Verfolger nicht weniger kräftig als seine Leute, aber sie kannten die Gegend nicht so gut. Zudem behinderten die feindlichen Soldaten sich gegenseitig, weil ihr Anführer sie ohne genaue Anweisungen nach vorne peitschte. Daher nahmen sie keine Rücksicht aufeinander und drängten sich an den unvermeidlichen Engpässen, so dass sie Zeit verloren.
Girdhan nahm kurz magische Verbindung zu Meraneh auf und meldete ihr die Lage. Als er ihr beschrieb, wie seine Männer ihn transportierten, vernahm er das amüsierte Lachen seiner Schwiegermutter in seinem Kopf.
Er musste selbst lachen, wurde dann aber gleich wieder ernst. »In ein paar Minuten werden wir den Eingang der Schlucht erreichen. Hoffentlich hat sich der Trupp unserer Verfolger nicht zu sehr auseinandergezogen, sonst gerät nur ein Teil in die Falle, und wir müssen den Rest niederkämpfen!«
»Keine Sorge! Die Kerle sind Gurrländer, auch wenn sie nicht auf dieser Insel geboren worden sind. Die Nachhut ist keine Viertelmeile hinter der Spitze, und das reicht uns. Ihr müsst nur rasch genug die Seilleitern erreichen. Wir ziehen euch dann herauf«, antwortete Meraneh so locker, als ginge es um einen sportlichen Wettkampf.
»Habt ihr an die Flammenlanzen dieser Kerle gedacht? Ich möchte ungern in der Felswand geröstet werden!«
»Ruhig Blut! Wir werden euch schon rechtzeitig hochholen. Vorsicht! Der fremde Magier versucht einen neuen Zauber!«
Meranehs Warnung kam gerade rechtzeitig. Girdhan nahm die Feuerkugel, die aus einem Artefakt des Adepten schoss, mit seinen magischen Augen wahr und konnte noch rechtzeitig ein Abwehrfeld errichten. Knapp hinter seinen letzten Begleitern schlug der Flammenball auf und zerplatzte in tausend Funken.
Kurz darauf erreichten sie den Eingang zur Schlucht und sahen,wie ihnen jemand oben auf der Höhe zuwinkte. Nach etwa hundert Schritten weitete sich der Talgrund, und ein Stück weiter entdeckten sie die Seilleitern. Einer der Träger warf einen verzweifelten Blick auf Girdhan. »So erschöpft werdet Ihr euch nicht festhalten können, Eure Glorifizienz!«
»So schlapp bin ich nun auch wieder nicht!«, antwortete Girdhan leichthin. Doch er benötigte die Hilfe zweier Männer, um aufstehen zu können. Die beiden Gurrländer stiegen mit ihm auf die Strickleiter, hielten ihn fest und ließen sich von den Kameraden oben auf der Felskante hochziehen. Bereits auf halber Höhe vernahmen sie die trampelnden Schritte ihrer Verfolger. Die achteten jedoch nicht auf das, was über ihnen in der Felswand geschah, sondern
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