Merani und die Schlange unter dem Meer
Burlikk sich besser als je zuvor auf dieser Expedition. Die Einheimischen sahen nicht nur aus wie Gurrims, sondern benahmen sich auch so, und das erleichterte ihn.
12
Gynrarr stand in der Thronhalle der Felsenfestung und starrtefassungslos auf den Platz, an dem er noch immer die Schwingungen des Feuerthrons wahrnehmen konnte. Das Artefakt selbst aber war fort.
Sein Stellvertreter Ewalluk konnte sich nur mit Mühe ein hämisches Grinsen verkneifen. So leicht, wie sein Vorgesetzter geglaubt hatte, war es nun doch nicht, sich des Feuerthrons zu bemächtigen. Schadenfroh sah er zu, wie Gynrarr die Stelle umrundete, an der das große Artefakt gestanden haben musste.
Plötzlich drehte sein Anführer sich zu ihm um. »Du wirst von deinen Aufgaben als Gurrimkommandant entbunden. Stattdessen suchst du den Feuerthron und bringst ihn zurück!«
»Ich glaube nicht, dass sich der Feuerthron noch auf dieser Insel befindet. Meines Erachtens haben die hiesigen Magier ihn auf ein Schiff geschafft und weggebracht«, wandte Ewalluk ein.
»Das weiß ich selbst!«, fuhr Gynrarr ihn an. »Aber sie können noch nicht weit gekommen sein. Beschaffe ihn mir, sonst muss ich in meinem Bericht vermerken, wie unfähig du bist.«
Es ist typisch für Gynrarr, sein eigenes Versagen anderen anzulasten, schoss es Ewalluk durch den Kopf. Aber ihm war klar, dass ihm nichts anderes übrig blieb, als zu gehorchen.
»Ich werde ›Giringars Hammer‹ brauchen, um den Feuerthron zurückholen zu können. Die feindlichen Magier dürften ihn auf die größere der beiden blauen Inseln im Nordwesten des Archipels geschafft haben. Dort wurde eine magische Präsenz gemessen, die wir nicht richtig einordnen können.«
»Es muss ohne den ›Hammer‹ gehen. Den brauche ich hier«, erklärte Gynrarr grimmig.
Ewalluk fuhr wütend auf. »Ohne das Schiff habe ich nicht diegeringste Chance, den Feuerthron zu finden. Oder soll ich über das Meer schwimmen und mir das Artefakt dabei auf die Schultern laden?«
Gynrarr wusste, dass sein Stellvertreter recht hatte. Trotzdem passte es ihm nicht, ihr einziges Schiff aus der Hand zu geben. Wenn Ewalluk nicht nach dem Artefakt suchen, sondern »Giringars Hammer« nach Norden steuern ließ, um in die Heimat zurückzukehren, war er mit seinen Gurrims und Adepten auf dieser Insel gestrandet. Dennoch hatte er keine andere Wahl, als das Schiff seinem Stellvertreter zu überlassen.
»Also gut! Du kannst den ›Hammer‹ haben. Ich werde jedoch eine Sicherung einbauen, damit weder du noch das Schiff verloren gehen können. Hast du mich verstanden?«
»Laut und deutlich!« Ewalluk grinste zufrieden. Wie es aussah, wuchs Gynrarr die Sache über den Kopf. Nun musste er nur noch den richtigen Zeitpunkt abwarten, um daraus Kapital zu schlagen. Vor allem aber war es wichtig, den Feuerthron in die Hand zu bekommen. Es gab auf »Giringars Hammer« etliche Räume, deren magische Schlösser er angefertigt und eingebaut hatte. Wenn er es geschickt anfing, konnte er dort eine Falle für den Erzmagier aufbauen und sich selbst zum Anführer des Heeres aufschwingen.
Lächelnd verbeugte er sich vor Gynrarr. »Ich danke dir, Erzmagier. Du wirst es nicht bedauern, mich auf diese Mission geschickt zu haben.«
Gynrarr warf ihm einen misstrauischen Blick zu und überlegte, welche Artefakte er an Bord des »Hammers« einsetzen sollte, um seinen Stellvertreter unter Kontrolle zu halten. Aber dazu musste er zum Schiff zurückkehren. Dabei war es dringend nötig, den entscheidenden Schlag gegen die Insulaner zu führen. Diese gingen zwar Kämpfen aus dem Weg, behinderten aber den Vormarsch seiner Truppen, indem sie Brücken abrissen und Straßen mit Felsen und Verhauen blockierten. Allerdings war ein kampfstarker Verband unterwegs zur Küste, um die Flüchtlinge einzufangen,und da diese Truppe gut ausgerüstet war, wurde er dort nicht gebraucht.
»Ich werde zum Hammer zurückkehren und alles ausladen lassen, was ich hier benötige. Kümmere du dich inzwischen darum, dass jeder Gurrimtrupp von einem zuverlässigen Magier geführt wird. Ich lasse dir bei der Auswahl freie Hand.« Gynrarr hätte die Kommandanten der einzelnen Trupps selbst bestimmen können, doch er wälzte diese Aufgabe auf Ewalluk ab, damit dieser sich den Ärger der Betroffenen einhandelte.
Sein Stellvertreter begriff die Absicht, nahm sich aber vor, die Befehle, die er den nachrangigen, aber aufstrebenden Magiern erteilen musste, um ein paar Worte zu ergänzen, mit
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