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Merani und die Schlange unter dem Meer

Merani und die Schlange unter dem Meer

Titel: Merani und die Schlange unter dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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die Gäste Wünsche äußerten. Damit kamen die Frauen bei Qulka schlecht an, die es auch hier als ihr alleiniges Recht ansah, Merani und deren Freunde zu bedienen.
    Meranda wollte die Dienerinnen ebenfalls loswerden, da diese alles, was sie erlauschten, in den Dienstbotenquartieren verbreiten würden. Daher befahl sie ihnen zu gehen.
    Enttäuscht zogen die Frauen ab, denn sie hätten gern die fremdartige Kleidung und die übrigen Sachen ausgepackt, welche die Gäste mitgebracht hatten. Einem Befehl der höchstrangigen Hexe des Landes mussten sie jedoch gehorchen.
    Merani sah sich unterdessen in dem großen Zimmer um, das ihnen als Aufenthaltsraum dienen sollte und ganz in den magischen Farben Ilyndhirs und Gurrlands eingerichtet worden war. Ein zierlicher, aus Duftholz geschreinerter Tisch und vier dazupassende Stühle standen in der Mitte des Raumes. An den Wänden befanden sich mehrere Regale und ein Schrank, dessen Fächer, wie Qulka zu berichten wusste, mit verschiedenen Leckereien und magisch gekühlten Getränken gefüllt war. Auch Teller, Gläser und Besteck fehlten nicht.
    »Es gibt auch drei Schlafzimmer, von denen zwei mit violetten Stoffen drapiert wurden«, sagte die Zofe und öffnete die entsprechenden Türen. »Zu jedem Schlafzimmer gehört ein Bad. Netteingerichtet, aber nicht mit dem zu vergleichen, was wir von zu Hause kennen.«
    Ihr war anzumerken, dass sie die Ilyndhirer für Hinterwäldler hielt. Da aber jede verächtliche Äußerung Meranda verärgert hätte, gab Merani ihrer Zofe den unhörbaren Befehl, den Mund zu halten, und sah dann ihre Tante an.
    »Ich sehe, dass du vor Neugier bald platzt, Tante Meranda. Daher will ich nicht lange um den Brei herumreden. Zum einen werden die magischen Stürme immer schlimmer, und es besteht Gefahr, dass bald einer der nächsten nicht mehr abgewehrt werden kann und die Inseln verwüstet. Zum anderen zeigt der Feuerthron gefährliche Schwächen.«
    »Schwächen?«, stieß Meranda erschrocken aus.
    Merani nickte. »Er funktioniert nicht mehr so wie gewohnt, und Mama und Papa müssen höllisch aufpassen, wenn sie ihn benutzen. Aber das ist noch nicht alles! Wahrscheinlich sind Fremde auf dem Weg zu uns, Leute wie dieser Wassuram, dessen Geist Mama und Papa vor sechsunddreißig Jahren besiegen konnten.«
    Meranda schnaufte tief durch, bevor sie antwortete. »Das ist ganz schön viel auf einmal!«
    »Du kannst dir vorstellen, dass Mama und Papa, aber auch die anderen Magier, die sich in Gurrdhirdon versammelt haben, in größter Sorge sind. Aus diesem Grund sind Careedhal, Argeela und ich auch nach Ilynrah gekommen. Wir müssen dringend in den Hexenwald gehen, um dort etwas zu untersuchen. Für Festlichkeiten und Empfänge haben wir leider keine Zeit.« Merani fühlte sich unbehaglich, weil sie so tat, als hätten die Eltern ihr aufgetragen, den Hexenwald aufzusuchen. Aber sie war mehr denn je überzeugt, dass sie mit dem violetten Kristall den Schlüssel zu all diesen Geheimnissen in ihrer Hand hielt.
    Ihre Tante war zu erregt, um auf Meranis Mienenspiel zu achten. »Das sind ja schreckliche Nachrichten! Deshalb war Graf Hemor vorhin auch so besorgt. Ich nehme an, dass die Königin mich baldrufen lassen wird. Doch ich kann ihr keinen Rat geben. Da müsste schon Torrix hier sein.«
    »Ich bin sicher, dass Torrix Graf Hemor die notwendigen Ratschläge mitgegeben hat«, versuchte Merani ihre Tante zu beruhigen.
    Meranda schüttelte immer wieder den Kopf. »Das Ganze ist so entsetzlich, dass ich nicht weiß, was ich sagen soll! Wie sollen wir uns gegen vernichtende Stürme und diese Fremden gleichzeitig behaupten können? Dabei dachten wir, nach Wassurams Sturz wäre nun alles gut und wir könnten unter dem Schutz des Feuerthrons in Frieden miteinander leben.«
    Ein Klopfen an der Tür unterbrach Merandas Gedankengang. Sie rief »Herein!«, und sah Prinz Wardil eintreten. Dessen Gesicht wirkte unter der blauen Schminke fahl. »Ihre Majestät, meine Mutter, bittet Euch, zu Ihr zu kommen.«
    Meranda warf ihrer Nichte einen »Ich habe es dir doch gesagt«-Blick zu und nickte dann. »Ich komme gleich! Aber ich muss noch kurz mit unseren Gästen reden.«
    »Ich warte so lange.« Prinz Wardil blieb neben der Tür stehen, während Meranda Meranis Hände fasste.
    »Heute ist es schon zu spät, um noch zum Hexenwald zu gehen. Erholt euch erst einmal von der anstrengenden Schiffsreise. Ich werde dafür sorgen, dass ihr morgen in aller Frühe aufbrechen könnt. Wie gerne

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