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Merani und die Schlange unter dem Meer

Merani und die Schlange unter dem Meer

Titel: Merani und die Schlange unter dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Lagerplatz zurück. »Wacht auf!«, rief sie. »Wir müssen sofort nach Ilynrah zurück.«
    »Was ist los?« Careedhal erhob sich schlaftrunken, sah dann das Silberkästchen in Meranis Hand und starrte sie erschrocken an. »Sag bloß, du hast dieses Ding benutzt?«
    »Ja! Und wie du siehst, ist mir nichts passiert. Jetzt kommt! Ich habe es eilig.« Merani rüttelte Qulka, die sich in einem eigenen Zweignest zusammengerollt hatte.
    »Los, steh auf! Wir müssen rasch unsere Sachen zusammenpacken und gehen. Alles Überflüssige lassen wir hier.«
    »Was ist denn in dich gefahren?« Argeela war ebenfalls wach geworden und blinzelte über den Rand des Zweigbettes.
    »Ich hatte eine Vision! Und die verlangt von uns, sofort zum Geburtsort der magischen Stürme zu fahren.«
    Careedhal starrte sie an. »Hast du eine Ahnung, wie wir dort hinkommen sollen? Mit einem Schiff geht es nicht, denn das würde von den Stürmen vernichtet, und einen entsprechenden Versetzungszauber kannst auch du nicht schreiben.«
    »Vielleicht geht es mit dem Feuerthron. Das heißt, wenn Meranis Eltern dies zulassen«, warf seine Schwester ein.
    Merani horchte in sich hinein. Aber der Feuerthron, das fühlte sie, war ihr in dieser Situation keine Hilfe. Ehe sie zu einem Schluss kam, lenkten Qulkas Aktionen sie ab. Das, was ihre Zofe für überflüssig hielt, deckte sich nicht gerade mit Meranis Auswahl, denn die Gurrländerin packte einfach alles zusammen und verlangte, dass jeder seinen Packen schultern sollte.
    »Wir sind doch keine Lasttiere! Und ich habe auch keine Lust, mit all dem Zeug durch den nächtlichen Wald zu stolpern«, protestierte Merani.
    »Wir werden nicht stolpern. Der Wald leuchtet hell genug, und auf dem Moos ist sogar der Weg gekennzeichnet, den wir gehen müssen«, widersprach Qulka.
    »Ich schleppe auf jeden Fall nichts!« Kaum hatte Merani es gesagt, bereute sie es auch schon wieder, denn ihre Zofe lud das ihr zugedachte Gepäck einfach auf ihren eigenen Packen.
    »Gib schon her, du Sturkopf!«, stöhnte sie und schulterte die Last. Der Packen war nicht besonders schwer, gab ihr aber das Gefühl, als würde sie kaum vorwärtskommen. Dabei brannte ihr die Zeit unter den Nägeln. Doch nach Qulkas Ansicht hatte ein Lager aufgeräumt zu sein, wenn man es verließ.
    Als sie den Waldrand erreichten, nutzte Merani die Chance und legte ihren Packen zu den dort zurückgelassenen Sachen dazu. »Stellt alles hier ab! Die Diener der Königin werden das Zeug schon abholen.«
    Qulka wollte ihre Last jedoch nicht absetzen. Da erklärte Merani ihr, dass sie zurückbleiben müsse, wenn sie nicht gehorchen wolle. Die Zofe nickte zwar, packte aber trotzdem einige der Sachen um und lud sich schließlich einen großen Rucksack auf den Rücken.
    Einen Augenblick lang sah Merani ihr zu, dann winkte sie ihren Freunden. »Kommt! Wenn sie nicht hören will, bleibt sie eben auf Ilyndhir zurück.« Dann lief sie mit ausgreifenden Schritten voraus. Argeela folgte ihr dichtauf und selbst Careedhal rannte so, dass seine Adeptenkutte wie eine Fahne wehte.
    Qulka hatte alles eingepackt, was ihre Herrin und deren Freunde ihrer Ansicht nach benötigten, und trabte trotz ihrer Last hinter den anderen her. Kurz bevor die Gruppe das Fischersechstel erreichte, schloss sie zu ihnen auf und grinste Merani an. »Wie Ihr seht, bin ich rechtzeitig zur Stelle. Und ich habe alles Wichtige mitgenommen!«
    »Du bist eben eine sture Gurrländerin«, antwortete Merani.
    Ihre Zofe schien es für ein Kompliment zu halten, denn ihr Grinsen wurde noch breiter. »Habt Ihr schon eine Idee, wie wir zum Geburtsort der Stürme kommen? Königin Ilna wird uns wohl kaum ihre Prunkbarke zur Verfügung stellen!«
     
    19
     
    Da Merani die Umständlichkeit kannte, mit der man ihr Vorhaben am ilyndhirischen Königshof behandeln würde, wandte sie sich nicht der Oberstadt zu, sondern blieb auf der linken Seite des Blauen Flusses. Nicht lange, da tauchte ein großes Gebäude vor der Gruppe auf, das in der Nähe des Fischerhafens auf einer Felskuppe stand. Das Haus besaß ein Erdgeschoss aus blauen Ziegeln, während die weiteren Stockwerke aus aufwendig gestaltetem Fachwerk bestanden. Das steile Dach war mit glasierten blauen Ziegeln gedeckt, die im ersten Licht der Morgensonne hell aufleuchteten.
    Zu dieser frühen Stunde war im Palais des Großadmirals Kip noch niemand wach. Dies änderte sich jedoch rasch, als Merani den Türklopfer anhob und diesen mehrmals auf die dafür vorgesehene

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