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Merani und die Schlange unter dem Meer

Merani und die Schlange unter dem Meer

Titel: Merani und die Schlange unter dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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steht es mit deinen Heilkräften? Wenn wir auch nur den Hauch einer Chance haben wollen, muss ich rasch wieder auf die Beine kommen.«
    »Eine Heilerin bin ich nicht gerade, aber Sirrin meint, ich hätte die Anlagen zu einer Stärkerin«, antwortete Tirah.
    Tharon verzog sein Gesicht zu einem Grinsen. »Das ist mehr als nichts. Aber zieh jetzt endlich meinen Arm gerade. Sonst wächst er wirklich noch im rechten Winkel an.«
    »Wenn dir dein Arm wichtiger ist als dein Kopf, werde ich es tun, großer Magier!« Tirah hatte zwar als Erstes seine klaffende Kopfwunde verbinden wollen, tat ihm aber jetzt den Gefallen, seinen gebrochenen Arm einzurenken und mangels etwas Geeigneterem mit ihrem Dolch zu schienen.
     
    18
     
    Etwas weckte Merani mitten in der Nacht. Sie schrak hoch und lauschte angespannt mit allen Sinnen. Hatte ihre Mutter nach ihr gerufen? Doch die Stimmen, die sie aufforderten, umgehend den Kristall zu benützen, hörten sich nicht danach an. Kurz überlegte sie, ob sie den anderen Bescheid sagen sollte, schüttelte dann aber den Kopf. Sie durfte ihre Freunde nicht in Gefahr bringen. Um die Zwillinge nicht zu wecken, nahm sie das Kästchen mit dem Kristall an sich, stieg vorsichtig aus dem Zweignest und lief ein Stück in den Wald hinein.
    Mit zitternden Händen öffnete sie die Schatulle und nahm den Kristall heraus. Anders als sonst glühte er von innen heraus in wechselnden violetten Tönen, in die sich Spuren anderer magischer Farben mischten. Der stärkste Anteil war eigenartigerweise Grün. Merani schüttelte sich, obwohl es nicht ihre Feindfarbe war. Das Ganze machte ihr Angst, und sie gestand sich ein, dass ihre Mutter und Yanga recht hatten. Das hier lag weit über dem Stand ihrer magischen Ausbildung. Wenn sie weitermachte, würde es böse für sie enden.
    Trotz dieser Einsicht streckte sie die rechte Hand nach dem Kristall aus und schloss die Finger um ihn. Doch es geschah – nichts. Im ersten Moment fühlte Merani sich verwirrt und enttäuscht. Dann aber begriff sie, dass sie selbst die Initiative ergreifen und den Kristall benutzen musste, auch wenn sie das fürchtete, was dabei herauskommen mochte. Im schlimmsten Fall würde ihr Körper tot zurückbleiben, während ihr Geist sich irgendwo verlor und verwehte. Aber ob sie in dieser Nacht starb oder in einigen Monaten in einem verheerenden magischen Sturm, war bedeutungslos.
    Merani schloss die Augen und richtete ihre magischen Sinne auf den Kristall. Daraufhin leuchtete dieser so grell auf, dass sieden Kopf wegdrehen musste. Gleichzeitig hörte sie eine wispernde Stimme in ihrem Kopf. Sie klang wie die eines jungen Mädchens. »Wir stehen am Ende einer Epoche, und es wird nur dann einen neuen Anfang geben, wenn unser Werk gelingt!«
    »Was ist das: unser Werk?« Merani fragte sich, wer ihre Gesprächspartnerin sein mochte.
    »Das wirst du erfahren, wenn du zu den Inseln kommst, die ihr den Geburtsort der magischen Stürme nennt. Es eilt, und es ist sehr wichtig!«
    »Zum Geburtsort der magischen Stürme?«, fragte Merani erschrocken. »Es ist doch unmöglich, dort hinzugelangen.«
    »Es ist nicht unmöglich! Wenn du es nicht schaffst, ist alles verloren!«, flehte die Stimme.
    »Wer bist du überhaupt?«, fragte Merani. »Glaubst du, es macht mir Spaß, auf das Wort einer Unbekannten hin diese gefährliche Reise anzutreten?«
    Ein Lachen erklang, dem jedoch alle Unbeschwertheit fehlte. »Du kennst mich bereits. Aber es würde zu lange dauern, dir alles zu erklären. Du musst mir einfach vertrauen. Ich will dir und deinen Leuten nichts Böses antun. Das haben andere vor.«
    »Die schwarzen Schiffe!«
    »Bisher ist es nur ein Schiff, doch die, die darin fahren, werden jede mögliche Lösung unserer Probleme im Ansatz zu zerstören suchen, und damit droht uns allen eine weitaus größere Gefahr. Du musst kommen, bitte! Ich werde tun, was ich kann, dir den Weg zu erleichtern. Doch meine Kraft ist begrenzt.« Mit diesen Worten erstarb die Stimme, und das Licht aus dem Kristall erlosch.
    Merani versuchte ihre wirbelnden Gedanken zu ordnen. Am meisten wunderte sie sich, dass der Kristall diesmal ganz anders reagiert hatte. Auf Gurrland hatte er ihren Geist aus dem Körper gerissen und zum Geburtsort der magischen Stürme getragen. Aber diesmal hatte sie nur eine fremde Stimme vernommen und die Aufforderung, an diesen gefährlichen Ort zu reisen. Einige Augenblickeblieb sie noch sitzen, dann sprang sie auf, hüllte den Kristall ein und lief zu ihrem

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