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Mercy Thompson 01 - Ruf des Mondes-retail

Titel: Mercy Thompson 01 - Ruf des Mondes-retail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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am Steuer eines Autos gesehen; er zog es vor, auf einem Pferderücken oder als Wolf unterwegs zu sein. Er setzte sich auf den Beifahrersitz und schaute nur einmal hinter sich zu der Leiche unter der Plane. Ohne einen Kommentar legte er den Gurt an.
    Als wir das Motel erreichen, parkte ich an der Bürotür. Drinnen wartete Carl mit einer jungen Frau mit verweinten Augen – das war wohl Marlie, obwohl ich nichts von der Sechsjährigen, die ich gekannt hatte, wiedererkennen konnte.
    »Mercedes braucht ein Zimmer«, sagte Charles.
    Carl stellte keine Fragen, sondern reichte mir nur einen Schlüssel. »Das hier liegt auf der von der Straße abgewandten Seite, so weit entfernt von Nummer eins entfernt wie möglich.«
    Mein Blick fiel auf die Nummer 18, die sich auf dem Schlüssel
befand. »Weiß du nicht, dass du keine Zimmernummern mehr auf den Schlüssel schreiben sollst?«, fragte ich.
    »Wir haben hier nicht viel Ärger mit Einbrüchen«, antwortete Carl lächelnd. »Außerdem weiß ich, dass du ein paar Jahre hier gearbeitet hast. Wenn man von Nummer eins einmal absieht, gibt es nur drei unterschiedliche Schlüssel für alle Zimmer.«
    Ich lächelte ihn an und warf den Schlüssel einmal hoch, um ihn wieder einzufangen. »Stimmt.«
    Charles öffnete die Tür für mich. »Wenn du dein Gepäck holst und mir deine Wagenschlüssel gibst, kümmere ich mich um die Leiche.«
    Ich muss wohl überrascht ausgesehen haben..
    »Keine Sorge«, sagte er trocken. »Ich lasse Carl fahren.«
    »Kein Gepäck«, sagte ich. Ich holte die Schlüssel heraus, reichte sie ihm und berührte dabei seine Hand, bevor er sie zurückziehen konnte. »Mac war ein guter Mann«, sagte ich, ohne wirklich zu wissen, wieso ich das tat.
    Charles neigte nicht zu beiläufigen Gesten. Ich hatte immer angenommen, dass er mich verachtete, obwohl er mich mit der gleichen zerstreuten Höflichkeit behandelte wie alle anderen. Aber nun legte er die freie Hand auf meinen Hinterkopf und zog meine Stirn kurz an seine Schulter.
    »Ich werde mich um ihn kümmern«, versprach er, als er zurücktrat.
    »Sein voller Name lautete Alan MacKenzie Frazier.«
    Er nickte. »Ich sorge dafür, dass er gut behandelt wird.«
    »Danke«, sagte ich, dann drehte ich mich um und ging auf mein Zimmer, damit die anderen nicht sahen, dass ich wieder zu weinen begann.

6
    A uf dem Nachttisch lag ein Stapel National Geographic- Magazine, und daneben ein Taschenbuchkrimi. Wenn ich mich recht erinnerte, war der Lesestoff zunächst angeschafft worden, um mögliche Gäste für die Abwesenheit eines Fernsehers zu entschädigen. Als ich hier die Zimmer sauber gemacht hatte, hatte es so tief in den Bergen keinen Empfang gegeben. Nun stand eine Satellitenschüssel oben auf dem Motel, und an der Zimmerwand war ein kleiner Fernseher angebracht, den man vom Bett oder dem kleinen Tisch in der Kochecke aus sehen konnte.
    Ich interessiere mich nicht für Wiederholungen alter Serien, also blätterte ich lustlos die Zeitschriften durch. Sie kamen mir bekannt vor. Vielleicht war das der gleiche Stapel, der schon hier gewesen war, als ich dieses Zimmer zum letzten Mal geputzt hatte: Bei einem Datum auf der neusten Ausgabe von Mai 1967 wäre das durchaus möglich gewesen. Oder zufällige Stapel von National Geographic erwarben über die Jahre, in denen man sie in Wartezimmern und ähnlichen Räumen liegen ließ, eine gewisse Ähnlichkeit miteinander.
    Ich fragte mich, ob Jesse wohl irgendwo in einem Krankenhausbett lag. Dann wechselte das Bild vor meinem inneren Auge in ein Leichenschauhaus, und ich riss mich schnell zusammen.
Panik würde mir nicht helfen. Ich tat das Beste, was ich konnte.
    Ich griff nach dem Taschenbuch und setzte mich auf das Bett. Der Einband war nicht besonders vielversprechend – er zeigte das Bild einer Scheune in Wisconsin –, aber ich öffnete das Buch dennoch. Dann klappte ich es wieder zu, bevor ich mehr als den ersten Satz gelesen hatte. Ich konnte es einfach nicht über mich bringen, hier zu sitzen und nichts zu tun.
    Ich ging nach draußen. Es war kälter als zuvor, und ich trug nur mein T-Shirt, also lief ich hastig zu Nummer eins. Ich hatte den Schlüssel in der Tasche meiner Jeans, aber als ich den Türknauf drehte, ging die Tür von selbst auf.
    Adam lag auf dem Bett, auf die Seite gedreht, die Schnauze mit einem festen Riemen umwickelt, und Samuel beugte sich über ihn, bekleidet mit Jeans, Plastikhandschuhen und nichts weiter. Es spricht für meine Sorge um Adam, dass

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