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Mercy Thompson 01 - Ruf des Mondes-retail

Titel: Mercy Thompson 01 - Ruf des Mondes-retail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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Ich war wütend, weil ich niemandem unnötig wehtun möchte, und das habe ich an dir ausgelassen. Kann ich reinkommen und mit dir reden statt mit der Tür?«
    Ich rieb mir müde das Gesicht. Ich war keine sechzehn mehr und konnte nicht einfach davonrennen, ganz gleich, wie angenehm diese Vorstellung sein mochte. Und außerdem, dachte ich widerstrebend, musste ich auch mit ihm über einige Dinge reden.
    »Also gut«, sagte er. »Also gut, Mercy. Wir sehen uns morgen.«
    Er hatte sich schon umgedreht und war auf dem Rückweg, als ich die Tür öffnete.
    »Komm rein«, forderte ich ihn zitternd auf, als der Wind durch mein Hemd blies. »Aber du solltest dich lieber beeilen. Es ist hier draußen saukalt.«
    Er kam zurück, stampfte fest mit den Füßen auf die Türmatte und ließ dort Schneeklumpen zurück. Er zog seinen Mantel aus und legte ihn auf den Tisch an der Tür, und ich sah, dass er irgendwo ein T-Shirt gefunden hatte. Überall in der Siedlung war Kleidung deponiert, für den Fall, dass jemand sie schnell brauchte, wie Jeans, T-Shirts und Trainingsjacken. Das Hemd, das er trug, war ein wenig klein und klebte an ihm wie eine zweite Haut. Falls er über ein paar Extragramm Fett oder auch nur zu schwach ausgeprägte Muskeln verfügt hätte, wäre das ein alberner Anblick gewesen, aber er war gebaut wie ein Tänzer der Chippendales.
    Sein Körper war hinreißend, aber ich weiß nicht, ob irgendwer sonst ihn gut aussehend genannt hätte. Er hatte zweifellos
nicht Adams auffallend schöne Züge, sondern tiefliegende Augen, und seine Nase war zu lang und sein Mund zu breit. Seine Farben in menschlicher Gestalt wirkten erheblich weniger faszinierend als die seines Wolfes: helle, blaugraue Augen und braunes Haar, nur ein wenig von der Sonne aufgehellt.
    Als ich ihm ins Gesicht sah, war ich allerdings nicht objektiv genug, um zu entscheiden, wie attraktiv er war; er war einfach nur Sam, der mein Freund gewesen war, mein Verteidiger und mein Schatz.
    Ich senkte den Blick schließlich, damit er meinen Zorn nicht bemerkte – und die anderen Gefühle, die sich meiner bemächtigten –, bis ich sie wieder beherrschen konnte. Wenn er das falsch interpretieren sollte, konnte ich ihm nicht helfen. Ich hatte ihn nicht hereingelassen, um mich mit ihm zu streiten.
    »Ich dachte nicht, dass du noch mir reden würdest«, sagte er mit einem Hauch seiner üblichen Wärme in der Stimme.
    »Ich auch nicht«, stimmte ich finster zu – ich hatte nicht vor, mir das hier anzutun und ihn dabei auch noch ansehen zu müssen. »Aber ich sollte mich ebenfalls bei dir entschuldigen.«
    »Nein.« Sein Tonfall war misstrauisch. Offenbar war er zu klug, um mir den unterwürfigen Blick abzunehmen. »Es gibt nichts, wofür du dich rechtfertigen müsstest. Ich hatte dich vorhin nicht anfauchen sollen.«
    »Schon gut«, erklärte ich. »Wahrscheinlich hattest du recht. Ich habe Mac tot und Adam beinahe im gleichen Zustand vorgefunden und bin in Panik geraten.« Ich ging zum Bett und setzte mich, einfach, weil es so weit weg von ihm stand, wie in diesem Motelzimmer möglich war. Erst dann wagte ich es, ihn wieder anzusehen. »Meine Entschuldigung ist schon seit Jahren überfällig. Ich hätte mir dir reden sollen,
bevor ich gegangen bin. Ich hätte dir sagen sollen, dass ich nach Portland gehen würde.« Aber ich hatte Angst, etwas Dummes zu tun, wie dich zu erschießen oder noch mehr zu weinen. Über den Rest brauchte er allerdings nichts zu wissen.
    Die Heiterkeit, die kurz sein Gesicht berührt hatte, verschwand wieder und ließ natürliche Wachsamkeit zurück, als hielte er nach einer Falle Ausschau. »Mein Vater sagte, dass er mit dir gesprochen und dich überredet habe, zu deiner Mutter zu gehen, statt mit mir davonzulaufen«, berichtete er.
    »Wie lange hast du auf mich gewartet?« Nachdem Bran uns schmusend im Wald gefunden und mir gesagt hatte, er werde mich nach Portland schicken, war Samuel zu dem Schluss gekommen, dass wir beide weggehen sollten. Ich sollte nach draußen schleichen und ihn eine Meile oder so von meinem Haus entfernt im Wald treffen. Aber der Marrok wusste solche Dinge selbstverständlich.
    Also kam Bran zu mir und erzählte mir, warum Samuel mich zu seiner Gefährtin machen wollte – kein Grund, den ich akzeptieren konnte.
    Während Samuel also auf mich gewartet hatte, fuhr Charles mich nach Libby, damit ich den Morgenzug nach Portland erreichen konnte.
    Samuel wandte sich von mir ab, ohne zu antworten.
    Auf seine eigene

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