Mercy Thompson 01 - Ruf des Mondes-retail
Soldaten mit Glück dort blieben, wo sie uns am meisten von Nutzen sein würden.«
»Adam will, dass ich helfe, Jesse zu finden«, sagte ich zu Samuel und gab Gas, als wir Aspen Creek hinter uns ließen.
Das Gespräch ging bald ebenso bergab wie die Straße. Adam klinkte sich nach ein paar spitzen Bemerkungen aus und lehnte sich zurück, um die sprühenden Funken zu genießen. Ich konnte mich nicht erinnern, mich je zuvor so mit Samuel gestritten zu haben, aber ich war auch keine verliebte Sechzehnjährige mehr.
Schließlich hörte ich auf zu reden, und Samuel schnallte den Sicherheitsgurt ab und schlüpfte zwischen den Vordersitzen hindurch, um sich neben Adam zu setzen.
»Streiten Sie nie mit Mercy über jemanden, den sie gern hat«, riet Adam, der die Situation offenbar gewaltig genoss. »Selbst wenn sie aufhört zu widersprechen, wird sie nur tun, was sie sowieso will.«
»Sie sollten lieber still sein und etwas essen«, knurrte Samuel, der ganz und gar nicht wie sonst klang. Ich hörte, wie er eine kleine Kühltasche öffnete, und der süßliche Eisengeruch von Blut erfüllte den Bus.
»Mmm«, sagte Adam wenig begeistert. »Rohes Steak.«
Aber er aß das Stück Fleisch, und dann schlief er wohl ein. Nach einer Weile kam Samuel wieder nach vorn.
»Ich kann mich nicht daran erinnern, dass du so störrisch gewesen bist«, sagte er.
»Das war ich wohl auch nicht«, stimmte ich ihm zu. »Oder vielleicht hast du nicht versucht, mich zu schikanieren. Ich gehöre nicht zu deinem oder zu Brans Rudel. Ich bin kein Werwolf. Du hast kein Recht, über mich zu bestimmen, als wäre das der Fall.«
Er knurrte, und wir fuhren ein Stück schweigend weiter.
Schließlich fragte er: »Hast du zu Mittag gegessen?«
Ich schüttelte den Kopf. »Ich dachte, ich halte in Sandpoint an. Das Städtchen ist ein ganzes Stück größer geworden, seit ich das letzte Mal durchgefahren bin.«
»Touristen«, murmelte Samuel angewidert. »Jedes Jahr kommen mehr und mehr Leute.« Ich fragte mich, ob er sich daran erinnerte, wie es gewesen war, als er in dieser Gegend eingetroffen war.
Wir hielten an und kauften genug Hühnchen, um ein ganzes Jugendsportteam zu ernähren – oder zwei Werwölfe und eine kleine Kojotin. Adam aß abermals mit zurückhaltender Wildheit. Heilen kostete viel Energie, und er brauchte so viel Eiweiß wie möglich.
Als er fertig war und wir uns wieder auf der Straße befanden, fragte ich schließlich: »Was genau ist denn nun an dem Abend passiert, als du angegriffen wurdest? Du wirst es Bran und wahrscheinlich auch Samuel bereits erzählt haben, aber ich würde es gerne selbst hören.«
Adam wischte sich vorsichtig die Finger an dem feuchten Tuch ab, das bei unserem Huhn gewesen war – offenbar hielt er das Zeug nicht für gut genug, sich hinterher die Finger zu lecken. »Ich habe das Rudel gerufen, um Mac vorzustellen und ihnen von deinen Abenteuern mit den Leuten, die ihn gefangen genommen hatten, zu erzählen.«
Ich nickte.
»Etwa eine Viertelstunde, nachdem der Letzte gegangen war, gegen halb vier morgens, klopfe es draußen. Es war Mac gerade gelungen, sich wieder in Menschengestalt zu verwandeln, und er eilte zur Tür.« Er hielt inne, und ich stellte den Rückspiegel neu ein, damit ich sein Gesicht sehen konnte, aber ich war nicht imstande, seine Miene zu deuten.
»Ich war in der Küche, also kann ich nur aus den Geräuschen schließen, was dann passiert ist. Ich würde sagen, sie haben geschossen, sobald er die Tür öffnete.«
»Dumm von ihnen«, erklärte Samuel. »Sie müssen doch gewusst haben, dass Sie die Schüsse hören würden – selbst ein Betäubungsgewehr verursacht ein ziemlich lautes Ploppen.«
Adam setzte zu einem Achselzucken an, und dann hielt er mit schmerzerfüllter Miene inne. »Verdammt – entschuldige, Mercedes! – ich will verdammt sein, wenn ich weiß, was sie sich dabei dachten.«
»Sie wollten ihn nicht wirklich töten, oder?«, fragte ich. Ich hatte ebenfalls nachgedacht. Wenn man das will, ist eine Waffe mit Silberkugeln erheblich sicherer als ein Pfeil mit experimentellen Drogen.
»Vermutlich wollten sie das nicht«, stimmte Samuel mir zu. »Seine Verletzungen sahen aus wie eine massive allergische Reaktion auf das Silber.«
»In dem Pfeil, den Mercedes gefunden hat, war Silber? Genau, wie Charles dachte?«, fragte Adam.
»Ja«, sagte Samuel. »Ich habe den Pfeil ins Labor geschickt, zusammen mit einer Probe von Macs Blut, um es untersuchen zu lassen, und es
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