Mercy Thompson 01 - Ruf des Mondes-retail
verabschiedet hatte, und ein paar Dinge klargestellt. Ich schicke Charles mit ein paar Wölfen zur Unterstützung nach Chicago.« Er verzog den Mund zu einem unangenehmen Raubtierlächeln.
»Er wird herausfinden, wer dort das Sagen hat und ohne Erlaubnis neue Wölfe schafft, und dann wird er es auf eine Weise aufhalten, die dazu führt, dass wir es nie wieder mit einem solchen Problem zu tun bekommen.«
»Warum schickst du nicht Samuel und gibst mir Charles mit?«
»Samuel hat einen zu schwachen Magen für Chicago«, erklärte Adam atemlos. Ich warf ihm einen Blick zu und sah, dass er aufrecht auf der kurzen mittleren Bank saß, einen Schimmer von Schweiß auf der Stirn.
»Samuel ist Arzt und dominant genug, um Adam davon abzuhalten, jemanden zu essen, bevor es ihm besser geht«, meldete sich besagter Samuel zu Wort, stieg wieder aus dem Bus und riss mir die Decken aus der Hand.
In Brans Lächeln lag nun echte Heiterkeit. »Samuel war lange weg«, erklärte er. »Ich glaube, er kennt außer Adam nur Darryl, Adams Stellvertreter. Solange wir nicht wissen, was los ist, will ich lieber nicht, dass alle erfahren, dass ich diese Sache untersuche.«
»Wir denken, es wird eine Zeit kommen, in der wir uns nicht mehr vor den Menschen verstecken können«, erklärte Samuel, nachdem er Adam in die Decken gewickelt hatte. »Aber wie würden lieber steuern können, wie das passiert, als eine Gruppe mörderischer Wölfe mit einem Paukenschlag enthüllen zu lassen, dass es uns gibt, bevor wir bereit sind.«
Ich musste schockiert ausgesehen haben, denn Bran lachte.
»Es ist nur eine Frage der Zeit«, sagte er. »Das Feenvolk hatte recht. Forensische Wissenschaft, Satellitenüberwachung und digitale Kameras machen es immer schwer, unsere Geheimnisse zu bewahren. Ganz gleich, wie viele Irische Wolfshunde, George-Brown-Mastiffs und Kreuzungen es gibt, sie sehen nicht wie Werwölfe aus.«
Es gab in Aspen Creek drei oder vier Leute, die sehr große Hunde züchteten, damit sie die seltsamen Spuren und gelegentliche Wolfssichtungen erklären konnten – George Brown, selbst ein Werwolf, hatte mit seinen Mastiffs schon mehrere nationale Titel gewonnen. Anders als die meisten Katzen mögen Hunde Werwölfe.
»Suchst du nach einem Vorzeige-Werwolf wie Kieran McBride?« , fragte ich.
»Nein«, knurrte Adam. »Es gibt keine Kieran McBrides, die Werwölfe sind. Harmlos und niedlich sind wir nun einmal nicht. Aber er könnte ein Held sein: ein Polizist oder jemand in der Armee.«
»Du wusstest davon?«, fragte ich.
»Es gab Gerüchte.«
»Was wir im Augenblick wirklich nicht brauchen können, ist ein Mörder, der frei in den Tri-Cities herumläuft und Werwölfe einsetzt, um andere umzubringen«, sagte Bran. Über meine Schulter schaute er Samuel an. »Finde den Schurken und erledige ihn, bevor er die Menschen in diese Sache verwickelt.« Bran war die einzige Person, die Worte wie »Schurke« benutzen konnte, ohne dass sie lächerlich klangen – aber er hätte in diesem Tonfall auch »Häschen« sagen können, und mir wäre der gleiche Schauder über den Rücken gelaufen.
Ich zitterte, allerdings noch mehr vor Kälte als vor Angst. In den Tri-Cities fror es in dieser Jahreszeit meist noch nicht. Es war auch nicht besonders kalt für den November in Montana – meine Nasenlöcher klebten zum Beispiel nicht zusammen, wenn ich atmete, also hatte wir noch keine zwanzig Grad unter null – aber es war beträchtlich kälter als das, woran ich gewöhnt war.
»Wo ist dein Mantel?«, fragte Bran, als er hörte, wie meine Zähne klapperten.
»Den habe ich im Zimmer gelassen«, sagte ich. »Er gehört mir nicht.«
»Du kannst ihn gerne behalten.«
»Ich habe schon ausgecheckt«, erwiderte ich.
Er schüttelte den Kopf. »Dann solltest du dich lieber auf den Weg machen, bevor du erfrierst.« Er sah Samuel an. »Halte mich auf dem Laufenden.«
»Bran«, sagte Adam. »Danke.«
Bran lächelte und schob sich an mir vorbei, um vorsichtig eine von Adams Händen zu ergreifen. »Jederzeit.«
Als er zurücktrat, schloss er die Schiebetür mit gerade der richtigen Menge von Schwung, damit sie nicht wieder aufging. Ich hatte drei Monate gebraucht, um herauszufinden, wie man das richtig machte.
Er griff in die Manteltasche und reichte mir eine weiße Karte mit seinem Namen und zwei Telefonnummern in schlichter schwarzer Schrift.
»Damit du mich anrufen kannst, wenn du willst«, sagte er. »Die obere ist die Handynummer, dann musst du nicht mit
Weitere Kostenlose Bücher